INTERNET-WOCHENZEITSCHRIFT ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002 WIR
KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
INDIO GRIS NR. 98 JAHR
II LEITARTIKEL GESPRÄCH
MIT DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA Sonntag,
7. April 2002
Carmen Salamanca: Erzählen
Sie uns von Ihren Anfängen in der Malerei. Wie haben Sie angefangen zu malen?
Warum? Miguel Oscar Menassa:
Ich habe eigentlich angefangen zu malen, wie das so jeder tut, als ich in
Verbindung trat zu meiner eigenen Scheiße,
wie das so jedem geht, wenn er klein ist, aber danach hatte ich so eine .......
Sehen Sie nicht, dass ich jetzt mit Handschuhen male? Weil ich immer noch nicht
darüber hinwegkomme..... Und danach ehrlich gesagt, mein erstes Ölbild, das
war hier in Spanien. Ich bin ein Exilmaler, nicht weil ich irgendeinen
Exilbewohner repräsentiere, sondern ich ging ins Exil, und danach fing ich zu
malen an. Deswegen, wenn jemand malen will, dann rate ich ihm, ins Exil zu
gehen, das ich ganz einfach, ich will das Gute für die Menschheit und mir ist
das Exil gut bekommen. Schließlich - wo wir doch von
diesem und jenem sprechen - fragte sich Rodolfo Alonso, ein für mich sehr
bedeutender Dichter, allen Ernstes, ob ich, wenn ich in meinem Land geblieben wäre,
wer weiß
das schon, so geschrieben hätte, wie ich schreibe, wer weib
das schon, ob ich zur Malerei gekommen wäre. Vielleicht hatte der Mann Recht. Das
heißt
ich bin der argentinischen Militärdiktatur dafür dankbar, dass sie mich aus
meinem Land geworfen hat, denn, wie sehr sehr gebildete sehr intelligente
Quellen behaupten, es hat mir gut
getan, es hat mir einen Schmerz zugefügt aber .... Es hat meiner
Schriftstellerei gut getan, es hat meiner Malerei gut getan. Es lebe das Exil. CS:
Sie sind ins Exil gegangen, aber da mussten Sie jemandem begegnen, der Ihnen die
ersten Schritte beibrachte. Oder haben Sie ganz spontan zu malen angefangen? MOM:
Ich stand eines Morgens auf und dachte: Maler, und ich machte mich ans Malen. CS:
Und wen sehen Sie als ihre Lehrmeister in der Malerei an? MOM:
Ich möchte sie hier nicht anschwindeln, aber gehen Sie mal durch zweihundert
Museen in Europa, Afrika, wenn es da eines gibt, Asien und Amerika, und das sind meine Lehrmeister. Verstehen Sie, was ich sage?
Es ist, als ob ich Ihnen sagen würde: ich habe einen Lieblingsdichter und sage
einen Namen dazu, ich bin in der Lage einen Namen zu sagen, wenn Sie aber weiter
nachforschen, dann gibt es etwa 2.000 Dichter, die mir gefallen. Es ist
Undankbarkeit, es ist, wie wenn man sich an seine Freundinnen erinnert, dann
erinnert man sich immer an zwei oder drei Freundinnen, oder zwei oder drei
Freunde, wobei er merken müsste, dass alle Menschen, die irgendeine Beziehung
zu ihm hatten an seinem Glück mitgearbeitet haben. Ich
nehme das Gallengrün (die Gallenblase ist weiß),
das ist ein Grün, das im
Naturzustand fast schwarz ist. Ich ziehe eine schiefe Ebene, ich mache
da eine Kurve, als ob es eine Gesäßbacke
wäre, woraus nachher ein Baum wird, und ich ziehe einen senkrechten Strich, so,
und ich freue mich, weil ich Flecken auf das leere Leinen gemacht habe.
Verstehen Sie, warum ich zu malen anfing? Ich fing zu malen an, denn wenn ich
jeden Tag eine Jungfrau heiraten wollte, wäre mein Leben ein einziger Skandal
gewesen, ich wäre im Irrenhaus gelandet, verrückt. Dagegen setzte ich mich dem
weißen
Leinen und dieser Jungfräulichkeit gegenüber, die ich mit einem Wunsch
beflecke, denn in Wirklichkeit wähle ich einen Tag grün und an einem anderen
Tag blau.... Verstehen Sie,was ich sage? Wenn Sie mich nicht verstehen, sagen
Sie mir, dass sie mich nicht verstehen. CS:
Der Zufall der Kombinationsmöglichkeiten, ich glaube diese Worte benutzen Sie
manchmal, um von der Schriftstellerei zu sprechen. Könnte man die auch auf die
Malerei anwenden? MOM:
Na gut, ich denke gerade daran, dass ich die Schriftstellerei nicht aufgeben
kann, weil ich bereits eine soziale Verpflichtung eingegangen bin, aber ich habe
in letzter Zeit ans Aufgeben gedacht,
wegen der Malerei, klar. Die Poesie aufgeben, ein Mensch, der bereits 3.000
Gedichte geschrieben hat, der kann die Poesie nicht aufgeben. Verstehen Sie, was
ich Ihnen sage? Es befindet sich aber ein poetisches Interesse an der malerei im
Entstehen, und zwar das, was sie
heute Morgen empfanden, als Sie ihr Bild malten und sagten: “Ach endlich
assoziiere ich frei in der Malerei!”. Das ist möglich weil der
Schaffensmechanismus der Malerei ganz genau der gleiche ist wie der
Schaffensmechanismus der Gedichte. CS:
Wie könnte man diesen Schaffensmechanismus der Malerei zusammenfassen? Ist er
so wie in den Gedichten? MOM:
Im Sinne eines unbewussten Schaffens, das nichts mit Kenntnis zu tun hat, das
mit Wissen zu tun hat. Malen hat mit dem unbewussten Wissen zu tun, deswegen,
wenn Sie mich fragen: “Welche Lehrmeister gibt es für Sie in der Malerei?”,
dann fallen Ihnen zehn, fünfzehn Namen ein. Für mich sind alle dijenigen
Lehrmeister, die etwas besser gemacht haben als ich, von allen ihnen muss ich
etwas lernen. Weil mir bestimmte Dichter besser gefallen als andere, aber die
Tatsache an sich, sie als Dichter zu bezeichnen, führt dazu, dass man etwas von
ihnen lernen kann. CS:
Dann bedeutet also Farben mischen so viel wie Wörter mischen. MOM:
Fraben sind Signifikanten, wie die Wörter, deswegen gibt es unendlich viele
Kombinationsmöglichkeiten. Zum Beispiel, ich bestehe darauf, dass die spanische
Sprache eine Million Wörter hat, es eine sehr reiche Sprache ist und das könnte
dazu führen, die Sexualität von einer Million Wörter zu haben. Im Computer
gibt es, das habe ich mir neulich angesehen, 1.300.000 Farbtöne. Nicht alle
Sprachen haben eine Million Wörter wie das spanische. CS:
Wollten Sie damit sagen, dass Malen eine Sprache ist, oder habe ich Sie
missverstanden? AD:
Es gibt nur eine Sprache. MOM:
Wie beim Schreiben von Poesie, erging es Ihnen mit dem Bild heute morgen, Sie führten
es aus und fühlten, Sie würden frei assoziieren, außerdem hat Miguel die Farben für Sie ausgesucht, das heißt,
Sie haben nicht einmal die Farben ausgesucht. CS:
Ich, die ich Schülerin in Ihrem Workshop bin, empfand bis vor zwei oder drei
Bildern, dass es wie ein Gefängnis sei, Ideen zu haben, etwas machen zu wollen,
die Erfahrung unter Kontrolle haben zu wollen. Wir
haben mal so gesagt, von den Ähnlichkeiten zwischen der Aufgabe des Schreibens
und der Aufgabe des Malens gesprochen. Aber, was wäre denn der Hauptunterschied
zwischen beiden Aufgaben? MOM:
Das ist eine sehr allgemein gefasste Frage, die ich Ihnen nicht beantworten
kann, weil ich mich sicherlich täuschen würde. Ich kann Ihnen erzählen, was
mit mir passierte, was mit mir passierte. Ich weiß
nicht, ob das gut formuleirt ist, aber ich fühle, dass ich eine größere
Freiheit beim Malen habe. Wenn ich male, dann verfolgt mich niemand, dagegen,
wenn ich schreibe, werde ich verfolgt, um es mal irgendwie auszusprechen,
und zwar von vielen Dichtern. CS:
Wenn Sie zu malen anfangen, scheinen Ihre Farbmischungen sogar skandalös,
wohl wegen der Freiheit, Farben auszusuchen. MOM:
Ich glaube, dass die Farbkombination nicht immer glücklich ist, obwohl das
nicht heißen
soll, dass man sie nicht kombinieren könnte, mit einem Fitzelchen
Mehrarbeit, gelingt es dir manchmal, etwas, was dir nicht mit einer
einfachen Mischung gelingt. Es gibt
eine Farbe, nämlich das “Gebrannte Siena”, das ist eine von den Farben, die
mir am besten gefallen, und die mich beim Arbeiten am meisten Anstrengung
kostet, ich sehe, wenn die Leute sie benutzen, dann verschmiert ihr Bild ein
wenig. Mir geht das nicht so, aber es ist sehr mühsam damit zu arbeiten, es
gibt dagegen Farben, wenn Sie die probieren, zum Beispiel, rot, grün, mit etwas
Schwarz, machen Sie so, und schon ist das Bild fertig. Mit diesem Grün ist das
nicht so einfach, das ist ein Smaragdgrün: CS:
Wer führt Ihnen die Hand? MOM:
Ich war kurz davor Ihnen zu antworten: Gott. In Wirklichkeit habe ich es Ihnen
bereits gesagt, das System des Unbewussten. Also, der Künsterler, der ich bin,
ohne es zu wissen, dass ich es bin, der Künstler, der unbekannte, der ich für
mich bin, genau der. Ich glaube,
dass die Kunst in den Staaten unterdrückt wird, bei all dem Unsinn, den sie über
die Kunst sagen, der Dichter wäre weib
ich was, der Schriftsteller dies und das, ich meine, was sie da machen, also sie
unterdrücken den Zugang zur künstlerischen Schöpfung. Denn es muss in den
Kunstschöpfern ein unbewusstes Wissen sein, denn wenn die das Tor der Schöpfung
öffnen, dann kommt eine Milliarde herein, niemand würde das Wunder des schöpferischen
Tuns versäumen, wenn wir die Schleusen des Schöpfens öffnen. Die sind nämlich
ein wenig geschlossen, da sind die Staaten und die Schöpfer selbst, die
glauben, Gott hätte sie gesegnet...... CS:
Sie wollen damit sagen, das Schöpferische ist eine Möglichkiet für jedes
Subjekt? MOM:
Ja, es ist eine Art Facharbeit mit seiner Lehrzeit, und indem das geeignete
Rohmaterial verwendet wird, ein
wenig gelernt , kennen gelernt, angesehen wird, gesehen wurde, wie in der
Poesie. Wenn ich die Poesie kenne,
die bis zu dem Zeitpunkt geschrieben wurde, bis ich kam, dann ist es sehr viel
einfacher für mich ein gutes Gedicht zu schreiben, als wenn ich denke, in
meinem Bauch lebt die Poesie. Mit
der Malerei erging es mir so, wie es mir mit allen Dingen ergeht, ich fühle,
dass es viele Gauner in der Welt gibt, alle wollen vom Nichts leben, von der
Luft, alle sind superausgebeutet, es ist sehr schwierig, dass ein Künstler Geld
macht, Dichter sterben in den dunklen Sälen staatlicher Krankenhäuser, wo sie
schlecht gepflegt werden, ich weiß
nicht, warum von zweihundert Malern in Madrid es etwa zwei gibt, denen es gut
geht, und die übrigen tun etwas, damit es den Galeriebesitzern gut geht. Ich
bin es satt, die Zeitung EL PAIS zu lesen und mich oder irgendeinen meiner
Dichterkollegen darin zu suchen, die großen
Dichter, aber in Wirklichkeit erscheint da keiner. So habe ich mich dann daran
gemacht, meine eigenen Medien zu schaffen, Las
2001 Noches, Extensión Universitaria, El Indio Gris, ich glaube, das Malen, Lackieren, Einrahmen, Verteilen
und Verkaufen muss man selbst machen. Auf gar keinen Fall darf jemand anderer,
der bei der Entstehung eines Bildes mitarbeitet, Geld verdienen: der Maler, der
Mensch, der sich ums Lackieren kümmert, der Mensch, der sich ums Einrahmen kümmert,
der Mensch der sich ums Weiterreichen kümmert, usw. Ich stelle mir vor, dass
uns das gelingen wird, obwohl ich offensichtlich von sehr modernen Menschen
umgeben bin, die mir raten, wenn ich aus meinem Stall herauskäme, dann würde
es mir besser gehen als eingesperrt in meinem Stall. Aber in meinen Stall
eingesperrt bin ich dahin gekommen, wohin ich eben gekommen bin.Und dann werden
meine Bilder in einer Madrider Kunstgallerie ausgestellt, und wer wird meine
Bilder kaufen? Die gleichen Leute, die sie in meiner Kunstgallerie kaufern,oder
wird mir die Madrider Kunstgallerie Kunden bringen? So kaufen dann also meine
Kunden in einer Madrider Kunstgallerie, damit der Madrider Gallerist seine
Prozente einstecken kann .... Nein ich möchte lieber nicht verkaufen, anstatt
mir Sorgen darüber zu machen, was für ein Erbe ich ihnen hinterlasse. Was für
ein Erbe hinterlasse ich ihnen? Ich male zwei oder drei Bildchen pro Woche, und
ich lasse sie dann da. Dies
melancholischen Überlegungen, die ich soeben angestellt habe, haben nichts mit
der Wirklichkeit zu tun, in Wikrlichkeit verkaufe ich Bilder. Ich weiß
nicht, ob irgendein Madrider Maler so viele Bilder verkauft hat wie ich, und wir
sprechen da von den letzten 15 Jahren. Es
sollte in meinem Interesse sein, weiterzumalen. CS:
Interessiert dich die Erfahrung an sich? MOM:
Nein, die Erfahrung an sich interessiert mich nicht. Ich verstehe das so: wenn
das Bild erst einmal fertig ist, wird mir klar, dass es eine Ware ist, während
ich es male habe ich Spaß,
wenn ich es erst einmal fertig gemalt
habe, habe ich Spaß,
weil mir, indem ich Spaß
hatte, eine Ware gelungen ist. Verstehen Sie? Und das ist nicht so einfach, wie
die Leute glauben. Verstehen Sie? Ich
ich sage: “Verstehen Sie” und ich wiederhole das viermal, ich sage Ihnen
damit, es ist sehr wichtig, was ich Ihnen gerade gesagt habe. Weil wir alle Schöpfer
sind, es ist jedoch sehr schwierig, etwas zu schaffen, und
dass es dann zum Verkauf geeignet ist, das ist nicht so einfach, wie die
Leute glauben, weil es sich genau genommen nicht um Qualität handelt, es geht
um eine Qualität, die ein Äquivalent zu anderen Qualitäten sein soll, es soll
eine äquivalente Qualität sein, und außerdem
gibt es eine Menge Probleme auf dem Markt, der Markt wird kontrolliert, es gibt
viele Leute, die von dieser Kontrolle leben. Das wird dann schwierig manchmal,
diesen Machtmantel zu durchdringen. Mir
gefällt die Grupo Cero, und wenn ich ihr 40% gebe, so, weil sie den Verlag
Grupo Cero subventioniert. Denn die Grupo Cero verdient mit dem Verlag kein
Geld, die Grupo Cero gibt Geld für den Verlag aus, ich gebe also der Grupo
Cero, weil die Subvention eines Verlags wie des Verlags Grupo Cero, der in den
letzten zehn Jahren etwa dreihundert, vierhundert anerkannte Dichter und
mindestens 100 junge Dichter bekannt gemacht hat, mir eine gute Art Geld zu
investieren erscheint. CS:
Ja, am 16. Werden wir zwei Bücher von Ihnen vorstellen: Cartas a mi mujer und Monólogo
entre la vaca y el moribundo. MOM:
Am Dienstag, den 16. April. Beides Prosa. CS:
Es ist erzählende Dichtung, ja. Ich denke gerade an das mit der Prosa, es ist
poetische Prosa. Sie sind wie Ihre Bilder, schwer zu definieren. MOM:
Warum sagen Sie das? CS:
Schwer
zu definieren. MOM:
Ah, Sie haben gesehen, wie schwierig es ist, mich zu kopieren. CS: Ja,
die Fälscher des nächsten Jahrhunderts werden es ganz schön schwer haben,
naja, oder die dieses Jahrhunderts. MOM:
In der Poesie geschieht das Gleiche. Ich
denke manchmal, dass meine Schüler nicht so schreiben wie ich, nicht weil ich
der Meister wäre, sondern weil meine Poesie unnachahmbar ist, denn nicht einmal
ich kann sie wiederholen, für mich war es auch brutal, das, was die Poesie da
anstellt. CS:
Was ist da brutal, was die Poesie anstellt? MOM:
Tja, Sie können nur sagen, dass Ihnen die Poesie nicht gefällt, wenn Sie sie
nicht hören, das heißt,
wenn Sie auf dumm machen, wenn es Poesie gibt, das ist ist doch ganz einfach für
den Menschen. Wenn Sie aber ein Gedicht hören, werden Sie niemals mehr aufhören
können, Poesie zu hören. Deswegen, wenn sich die Leute über mich lustig
machen, mache ich mich in Wirklichkeit über die Leute lustig. Die Leute hören
rezitieren und sie machen sich lustig, weil sie sagen: “Schau mal der Quatsch,
den der schreibt”. Ich habe jedenfalls meinen Spaß,
weil ich weiß, wenn es jemandem einfällt zuzuhören, sagt er:” Ich werde den
Quatsch anhören, den dieser Mann sagt”. Der hat verloren und ist für immer
infiziert. Womit? Damit. Denn wer wird schon nicht, nachdem er erst einmal einen
anderen Grad an Menschlichkeit kennen gelernt hat, nicht bei diesem anderen Grad
an Menschlichkeit bleiben wollen? Nur ein Dummkopf, ein Schwachkopf; ein
Halbnormaler, Halbgesunder wird diese Menschlichkeit wiederholen wollen. CS:
Freud sagt, der Mensche gäbe niemals die Lust auf, die er einmal erfahren habe. MOM: Er hat Recht, der Mensch. Die einzige Art, Poesie nicht
anzunehmen ist, sie nicht anzuhören, gut es gibt Leute, die ficken achttausend
Mal in ihrem Leben und empfinden nicht ein einziges Mal dabei Lust, falls sie es
einmal nötig hätten. CS:
Ein Leser hat mich darum gebeten, Sie möchten doch das Thema des letzten Gesprächs
ein wenig weiter ausführen, und zwar wo Sie sagen, sie würden alle Museen
schließen
und Freundenhausketten einrichten, denn es gibt Leute, die haben das geglaubt. MOM:
Sie tun gut daran, das zu glauben, denn wenn ich an die Regierung komme, mache
ich das. Wissen Sie warum? Denn wozu ist es gut, das Prado-Museum zu haben, wenn
von acht Millionen, die wir in Madrid leben, nur 25 Leute da zu befähigt sind,
den Prado zu betreten. Wozu ist er da? Ich sage: Kommt, wir richten ein
Freudenhaus im Prado ein, verdienen Geld, kassieren die Kommission, erziehen das
spanische Volk, und sobald es in Madrid acht Millionen Menschen gibt, die dazu fähig
sind, etwas beim Anblick der Bilder im Prado zu empfinden, dann tun
wir wieder Bilder in den Prado. In
der Zwischenzeit ist es eine Dummheit den Prado für fünfzehn Leute zu haben
bei den Kosten, die anfallen, wenn der Prado geöffnet ist. Deswegen gefällt
mir die Grupo Cero, denn als es ihr klar war, was sie da machte, machte sie es
gut, und stellte es in den Dienst der Gesellschaft. Ihnen
gefällt diese Antwort nicht. Wie soll sie Ihnen auch gefallen? Wo Sie doch eine
von den fünfzehn sind, die in den
Prado gehen. Wie soll Sie Ihnen auch gefallen. CS:
Was halten Sie von diesen postmodernen Ideen, dass die Malerei nicht mehr in
ist, dass jetzt alles Audiovision ist. Das haben Sie auch schon vom Rundfunk
gesagt, er würde verschwinden, als das Fernsehen aufkam. Jetzt sagen sie das
Gleiche von der Malerei. Publikum:
Auch vom Theater. MOM:
Klar, mit dem Aufkommen des Kinos... CS:
Das ist eine Sichtweise der einzigen Lieben. MOM:
Es gibt viele Geschäfte, Sie verstehen nicht, welche Geschäfte es gibt. Ja,
genau jetzt, wo alle an das Geschäft mit der Audiovision gehen, bringen sie den
Leuten das Malen bei, es macht ihnen das Geschäft zu nichte. Wie Pornofilme
oder den Pronofilm zu Hause drehen mit Bekannten, mit der Ehefrau. Wenn die
Leute die psychoanalytischen Ratschläge befolgen, niemanden mit dem Menschen zu
betrügen, der bei ihnen ist. Ich sage, es muss nicht einmal die Limonade
erfunden werden. Das Geschäft mit der Pornografie ist zu Ende, also, damit das
Geschäft mit der Pronografie nicht zu Ende geht, ist weiterhin die bedeutende
Sexualität im alltäglichen Leben verboten. Wenn man die Sexualität erlauben würde,
und wenn man erlauben würde, was man zum Beispiel mit den Drogen macht: “Wenn
Sie das und das nehmen, dann passen Sie damit auf, nehmen Sie das so, mahlen sie
sie, machen Sie das so”, und vom Staat bezahlt, warum bringen sie dann einem
nicht das Ficken bei? Warum sagen sie nicht: “Wenn sie ihr langsam und in
aller Ruhe mit einem bisschen Spucke den Finger in den Po steckt, dann wird sie
allmählich lockerer und dann, weiss
ich nicht was”. Wozu muss der Mensch einen Pronofilm sehen? Hat
Ihnen diese Antwort auch nicht gefallen? Heute gefällt Ihnen aber auch gar
nichts, was ich Ihnen erzähle. Was haben Sie vor? Wovon wollen Sie sprechen? CS:
Offensichtlich ist die Unwissenheit des Volkes eine gute Einkommensquelle. MOM:
Die Unwissenheit der Völker ist die Einkommensquelle einiger Betrüger,
unehrlicher Kaufleute, die sich die Unwissenheit des Volkes zu Nutze machen. Außerdem
bin ich der Meinung, dass nicht die Betrüger schuld sind, die Leute müssen
Fortschritte machen, die Leute müssen merken, wo das Leben ist, wo der Tod ist,
und dass der Staat für jene Unwissenheit der Leute verantwortlich ist. Warum
sage ich, dass meine Theorien gut sind? Weil ich male, die Leute kommen in den
Workshop und malen, niemand kritisiert das, was du gerade machst, sondern erst,
wenn es fertig ist. Und wenn Sie sehr jung sind, werden Sie nicht einmal
kritisiert, denn mal sehen ob das nicht vielleicht ein neuer Stil ist, den Sie
da erfinden, und das, was ich für hässlich halte, ist der Beginn einer neuen
Kunstrichtung.... Klar, wenn schon einige Jahre vergangen sind, und Sie
weiterhin Unsinn machen, wird man Ihnen sagen: Der neue Stil erscheint nicht,
warum malst du nicht besser wie es alle tun? CS:
Welche Vielseitigkeit, eine Farbe oder ein Wort, je nachdem, wie man das
anbringt oder an welcher Stelle man das anbringt, ist es dies oder das. MOM:
Sehr gut, Sie lernen eine ganze Menge, es
tut Ihnen gut diese Gespräche zu führen. CS:
Im Grunde genommen führe ich diese Gespräche, um mich zu bilden. MOM:
Sie haben die beste Art gewählt. CS:
Und gleichzeitig macht es mir Spaß. MOM:
Das ist kein Gespräch für den Indio. CS:
Ich dachte, es könnte es sein. Warum nicht, wenn es darin um Poesie geht? MOM:
Ja, bitte, stellen Sie mir eine Frage zur Politik, sonst werden uns unsere Leser
kritisieren. Was war diese Woche los? Was hat Sie diese Woche in den Zeitungen
interessiert, Salamanca? CS:
Es hat mich eine Art Zwickmühle interessiert, in der sich Bush befindet, weil
er Sharon schon zweimal S gesagt hat, er solle mit den Angriffen aufhören, er
solle aus den besetzten Gebieten abziehen und Sharon hat gesagt, sobald er mit
seier Arbeit fertig ist. MOM:
Und was meinen Sie? CS:
Naja, zunächst hat es mir großen
Spaß
gemacht, dass jemand mal nein zum großen
Yankee sagt. MOM:
Genau, weil er nicht nein zu ihm gesagt hat. Es gab da eine Absprache, dass er
ihm sagen sollte, er solle aufhören, weil er dabei war, die Unterstützung der
arabischen Länder auszuhandeln, er würde aber nicht aufhören. Warum ich das
sage? Weil, wenn es den Vereinigten Staaten einfällt, dass etwas aufhören
muss, dann werfen sie die Atombombe auf dich und es hört auf, also, wenn sie
nicht die Atombombe auf Israel werfen, dann heißt
das, dass sich Sharon und Bush einig sind. Wie der gute Polizist und der böse
Polizist, einer gibt dir einen Klaps und der andere eine Zigarette, das ist das
Gleiche. CS:
Es erscheint mir vollkommen surrealitisch, dass jemand nein zu den Vereinigten
Staaten sagt. MOM: Auberdem,
nicht nur zu den Vereinigten Staaten, zu den Vereinigten Staaten und dem
gesamten internationalen Konzert.Gerade Sie fragen mich nach Dingen, in die ich
mich nicht einmischen will. Denn ich möchte mich nicht da einmischen, wo sich
Polanco, der Präsident von EL PAIS, einmischt; den Mann, weil er die Wahrheit
sagte, wollen sie jetzt nämlich zum Ministerpräsidenten Spaniens machen. Der
Mann hat bereits sein Geschäft, ich weiß
nicht, ob er das mögen wird. Mir würde es genau so gehen, wenn ich erste
einmal spreche, dann spreche ich, kritisiere ich, schließlich
wird irgendein Verrückter, es gibt immer irgendeinen Verrückten, sagen: “Der
hat das Zeug zum Ministerpräsidenten”, und ich habe nicht das Alter dazu. Ich
habe das Alter um ein Altersheim zu leiten, das ja, das würde mir gefallen. CS: Na
gut, in ein paar Jahren wird Spanien das sein. Im Jahr 2040 wird es das älteste
Land der Welt sein. MOM:
Gut, ich werde 100 Jahre alt werden. Die sollen mich zum Direktor von Spanien
ernennen, sobald wir ein Altersheim sind, und ich 100 Jahre alt bin, gut. CS:
Ja, gut. MOM:
Verschiedene Nachrichten, Sie sagten, wir würden ein Buch präsentieren. Sie
sagten, wir sollten Eintritt verlangen, damit die Leute nicht glauben, wir seien
eine Sekte. CS:
Sonntags um 18 Uhr, ja, wir verlagen Eintritt, aber das ist etwas Anderes. MOM:
Wie etwas Anderes? CS:
Ihre Bücher werden am Dienstag, den 16. April präsentiert, und es wird kein
Eintritt verlangt. Bei
den Lesungen sonntags “kaufen” wir Eintritt, kassieren wir Eintritt, kaufen
wir dieses Weilchen Poesie. Jetzt
sind sie wie die Kinder, die Politiker, Piqué, der
Außenminister,
und Solana, der EU-Beauftragte, werden nicht zu Arafat vorgelassen, dann kommen
sie zurück und Piqué sagt im Fernsehen: “Also wir wussten das schon, glauben
Sie bloß
nicht, man hat uns unvorbereitet getroffen, wir wussten bereits, dass man uns
nicht vorlassen würde”. MOM:
Und Sie glauben, das stimmt nicht. CS:
Natürlich stimmt das nicht, die sind blauäugig. Piqué glaubt, ein Schlag mit
der Mütze.... MOM:
Was Piqué nicht glauben kann, und was Solana nicht glauben kann, dass nämlich
die Vereinigten Staaten und Israel sich einig sind. Das genau kann man nicht
glauben. Und
Madrid hat so gar kein Probelm? Gar kein Problem hat Madrid? Dort geht alles in
Ordnung? CS:
Madrid ist ein Problem an sich, bei diesem Oberbürgermeister, den wir haben,
damit möchte ich sagen, sogar die örtliche Polizei streikt und prügelte sich
vor ein paar Tagen mit der Nationalpolizei während einer Demonstration. MOM.
Das genau sage ich in einem Gedicht, sobald der Krieg ausbricht, weiß niemand
mehr, wo die Geliebte wohnt, und weiß
niemand mehr, wo der Verräter nistet. CS:
Aber der Ausdruck ist doch einfach herrlich, heute kam es in der Zeitung. MOM:
Der durch “Freundesfeuer” getötete Soldat. CS:
Bei solchen Freunden, wer möchte da schon Feinde? Wir haben uns in die Politik
verbissen. Wir hören besser auf. Unbefleckte
Bestien, Geheul von der verlorenen Zeit der Liebe, Verfinsterter
lustvoller Durchgang, dein erblindeter Körper. Ich
binde meine Beine los, um über dein Herz zu fliegen, vielmehr, MEINE
LIEBE, Es
tut mir leid, es dir sagen zu müssen: die Jahre sind vergangen. Und
ein Mann mit 61 kann nicht in Unterhosen über die Gran Vía in Madrid
gehen, ohne eine Theorie, die rechtfertigt, so herumzulaufen. Und ich,
meine Liebe, merke, dass ich keine Theorie habe, die es mir gestattet, mit
61 splitternackt herumzulaufen. Das heißt
ich bin an dem Punkt angelangt, wo man versteht, und man mehr oder weniger
gut die Tatsache annimmt, sein Leben ändern zu müssen, und zwar radikal. Eine
radikale Änderung meiner Persönlichkeit. Etwas mit dem Geld. Etwas mit
dem Sex. Ich werde lernen meine Arbeit und meinen Sex zu schonen, ich
werde damit anfangen,
mich aus dem Glaskasten mit den Sonderangeboten, mit den Schnäppchen
herauszunehmen. Für
eine Zeitlang ist’s genug mit den Schwärmen von Träumen und ein wenig
mehr Schwärme von Geschäften und Arbeit. Verträge, Zeit, Geld, volles
Leben, das gut gehandhabt, wird ausreichend sein, um uns einige unserer Träume
zu erfüllen.
Sie
sagt, sie würde sehen, wie ich mit Geld umgehe. -
Ich werde nicht so viel Geld zur Verfügung haben, wie du es hast,
aber fast, ich sage nicht so viel, und außerdem
ist das nicht das Einzige, was ich will. Sie
legt eine Pause ein, lacht. -
Kürzlich kam ich mir ganz witzig vor, ich weiß
nicht, es machte mir Spaß.
Die Stellung machte mir Spaß. Alte
gegen neue Ketten austauschen? -
Machen wir beim nächsten Mal weiter.
Ich
stellte mir vor, du würdest es mit dem Nächstbesten machen, aber beim Genießen
fühlte ich keine Eifersucht, man könnte sagen, als ich dich in den Armen der
beiden sah, fühlte ich Freude. Schließlich
und endlich sagte ich mir, diese beiden Frauen begehren auch mich, und was ganz
klar ist bei all dem, was mir geschieht, ich begehre sie wie eine Bestie. Zuerst
wollte ich Frau sein, dann eine großartige
Frau und habe nichts erreicht, ich bin weiterhin wie ein Kind, das sich vor der
Größe
deiner Genitalien erschreckt, etwas werde ich von dir lernen müssen. Eine
gewisse Traurigkeit, nicht alles genießen
zu können, was du mir anbietest, da waren jedoch hell erleuchtete Tage, mit
dieser Sonne, die dich so sehr leben lassen. Ich hatte diese Tage, an denen mir
nur Liebe geschah. Ich
tanzte, tanzte wie eine vor Liebe zur Musik wahnsinnig gewordene. Von
der Musik geschlagen, schüttelte sich mein Körper. Die
anderen Frauen existierten nicht, sein Pimmel existierte nicht. Es
existirte nur mein sich
leicht im Takt bewegender Körper. Ich fühlte mich wunderschön und zog
alle Blicke auf meinen Frauenkörper, warm war er und verliebt. Er
geht vorüber wie ein erfahrener Tänzer, tut als sei er interessiert an mir und
sehr nahe an mir
dran, bewegt er für die anderen elegant den Körper, ich werfe mich auf ihn,
wir taumelten ein wenig,
und wir fielen aufeinander und das nutzte ich aus, während sie uns beim
Aufstehen halfen, um ihm zu sagen: Ich
liebe dich, du Arsch, ich liebe dich.
-
Macht euch bereit zum Leben- sagte der Prophet. Und alle flohen. -
Macht euch bereit zum Sterben – sagte der Mörder. Und die Opfer
erschienen in
Unmengen. -Etwas,
das aus dem Herzen kommt, Dichter, bitte, etwas aus dem Herzen. Und
der Dichter weinte, weinte und schrieb niemals mehr etwas. So
wie sie mich behandeln (totale Gleichgültigkeit), muss ich mich für
einen der bedeutendsten Schriftsteller dieses Jahrhunderts halten und
andererseits, für den treuesten Liebhaber aller Zeiten, den sie hatte. Die
späteren Verbindungen nach dem Königreich der Liebe, schützen nicht
nur wirtschaftliche Interessen (so wie sie es gerne hat), sondern sie
erlegen eine Vorsorge vor vielen körperlichen Krankheiten
und vor allem Wahnsinn auf. Die
absurde Kreuzung von Charakteren macht jegliches Systematisieren
unmöglich. Ich darf nicht länger ein leidender Mensch sein, der alles
in seiner Vergangenheit verloren hat. Strahlende
Spiegelbilder fliehen vor mir, von dieser neuen mich unterwerfenden
Realität vertrieben: die Freude, das Vergügen, die Lust halten mich am
Leben angekettet, und es muss kein Gott kommen, um mir zu sagen, wie
meine Sachen auszusehen hätten. Indio
Gris DAS HIER IST WERBUNGVerlag
Grupo Cero Präsentation
der Bücher von Miguel Oscar Menassa CARTAS
A MI MUJER Mittwoch,
den 16. April 2002 um 20.00 Uhr LLANTOS DEL EXILIOAUTOR: |