INTERNET-WOCHENZEITSCHRIFT ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002 WIR
KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
INDIO GRIS NR. 89 JAHR
II LEITARTIKEL Der
Indio antwortet Carmen
Salamanca: Erzähl uns ein wenig deine Geschichte. Als was hat dein Pappa
gearbeitet, als du geboren wurdest? Woran erinnerst du dich? In welchem Alter
bist du in die Schule gekommen? Miguel Oscar Menassa:
Soll ich dir das wahrhaftige Drama meines Lebens erzählen? CS:
Ja. MOM:
Als ich eingeschult werden sollte, das war damals mit fünf Jahren üblich,
brachten sie mich in die José-Maria-Gutiérrez-Schule, das war eine Schule für
Señoritas, also, sie brachten mich morgens hin und ich riss aus. CS:
Nach wo? MOM:
Ich riss aus, ich ging weg von der Schule, weil ich nicht in eine Schule für Señoritas
gehen wollte. CS:
Aber gab es denn keine Jungenschule? MOM:
Schon, aber die Schule da war zweihundert Meter näher als die
Almafuerte-Schule, dazu noch nannte sie sich “Almafuerte”, also
“Starkeseele”, das war die Schule für die jungen Herren. Ich floh vor den
Frauen. Danach musste ich sie mein ganzes Leben lang ertragen, weil ich geflohen
war. Feigheiten haben immer einen hohen Preis. CS:
Wie alt warst du damals? MOM:
Fünf. CS:
Und danach schickten sie dich auf eine andere Schule, oder? MOM:
Sie schickten mich sofort am nächsten Tag auf die Almafuerte-Schule. Wenn ich
nicht auf die Almafuerte gegangen wäre, hätte ich niemals die sogenannte
Sassaparille kennen gelernt, das war eine Pflanze, die brachte hohle Stengel
hervor. Man konnte sie anzünden und paffen. CS:
Rauchen? MOM:
Ja. CS:
Die Sassaparille? MOM:
Ja, das war ganz einfach, weil wir bei
einer Frau, die im Nachbarhaus gleich neben der Schule wohnte, vorbeikamen, und
dort rissen wir ein Stück der Pflanze aus und diese Pflanze konnte man
zum Rauchen nehmen. CS:
Alamfuerte-Schule mit fünf.................. MOM:
Jetzt wo ich daran denke, dass ich fast an meiner Lunge gestorben wäre, wäre
es besser gewesen, dass ich auf die Frauenschule gegangen wäre, weil ich dann
nicht die CS:
Wann hast du damit angefangen, Billigschmuck zu verkaufen? Warum hast denn so
jung angefangen zu arbeiten? MOM:
Ich kam mit acht Jahren zum erstenmal ins Gefängnis, wegen Strabenverkaufs,
ich verkaufte Rasierklingen. CS:
Mit acht Jahren? Was war passiert? MOM:
Es kam die Polizei, und sie traten mir meinen Stand zusammen, weil ich ihnen
kein Geld gegeben hatte, stelle ich mir mal vor. Ich hatte ihnen sicher gesagt:
“Hau ab in die Muschi deiner Mutter”, weil ich als kleiner Junge so schlimme
Ausdrücke benutzte. Und der Polizist packte mich am Kragen, machte mir den
Stand kaputt und führte mich ab. Sie riefen meinen Vater an, er war ein Mann,
der an die Arbeit glaubte, er war ein Arbeitender, und deswegen verstand er
nicht, wie sie seinen Sohn abführen konnten, weil er gearbeitet hatte. Er ging
dann auf die Polizeiwache und machte dort einen Riesenaufstand, so dass der
Kommissar zu mir sagte: “Schau, du bist doch vernünftig, also sag deinem
Vater, er soll damit aufhören, weil wir euch beide hier drin lassen”. Denn
der Türke konnte nicht verstehen: “Wenn der Junge doch gearbeitet hat, wo es
so viele Verbrecher gibt, warum dann der Junge? Ihr seid ein korrupter Haufen
...” Eine Menge unglaubliches Zeug, so dass der Kommissar sagte: “Bei dir
hatte ich es nicht sehr erst gemeint, aber nimm deinen Vater mit, sonst
.......”. Zum Totlachen! CS:
Und hat das für Spuren bei dir hinterlassen, in deinem Verhältnis zur Arbeit? MOM:
Ich habe dabei gelernt, auch wenn
die Polizei dich nicht lässt, muss man doch arbeiten, wie kommst du sonst zu
Essen? Und, wenn es deiner Frau auch nicht gefällt, dass du erfolgreich bist,
musst du erfolgreich sein, sonst hast du danach nichts zu essen. Und, wenn die
Freunde dich auch beneiden, weil du Geld verdienst, musst du Geld verdienen,
sonst ist das schlecht, kein Geld zu verdienen: Und man muss die im Menschen
gefundenen Gefühle ertragen, was sollst du sonst machen, um leben zu können? CS:
Und hast du weiter solche Sächelchen verkauft? MOM:
Mein ganzes Leben lang, siehst du nicht, dass ich jetzt Bilder verkaufe? CS:
Billigschmuck. MOM:
Damals, als sie mich mit acht Jahren abführten, verkaufte ich nur
Rasierklingen, danach verkaufte ich Schmuckzeug, weil ich merkte, dass Frauen
etwas Beonderes an sich hatten, sie waren dazu fähig, Geld für Unnützes
auszugeben. Das musste kaufmännisch genutzt werden. Ich verkaufte den Frauen
Billigschmuck, die kauften jeden Firlefanz, den du ihnen verkauftest: “Ach,
wie wunderhübsch, wie wunderhübsch!” Und sie nahmen es mit. Da verdiente ich
zehnmal mehr als meine Mutter, die als Krankenschwester im Pena-Krankenhaus
arbeitete. Ich
war sehr religiös, war Messjunge, half bei der Messe, war so vollkommen, dass
ich jeden Tag onanierte, damit ich etwas hatte, um es dem Priester erzählen zu
können, weil ich mir sagte, “wenn du ihm nichts erzählst, was soll er dann
arbeiten?” Dann holte ich mir jeden Tag einen runter, um es ihm sagen zu können.
Einer der Priester fing an, mich mit einem Fächer auf den Kopf zu schlagen, während
er mich fragte: Und
wo landen diejenigen, die jeden Tag onanieren? Und
er schlug mich auf den Kopf und ich sagte: Im
Hof von Don José, und er wiederholte Nicht
doch, wo landen diejenigen, die jeden Tag onanieren? Also
gut, manchmal onaniere ich im Bad, antwortete ich. Un er schlug mich auf den
Kopf und er schlug mich auf den Kopf, weil er wollte, dass ich “in die Hölle”
antwortete, und ich kam und kam
nicht drauf, wie sollte ich auch darauf kommen? CS:
Du hingst an der Wirklichkeit: ich gehe dorthin, wo mich niemand sieht. MOM:
Im Hof von Don José, sagte ich zuerst,
dabei muss man beachten, dass Don José angezeigt worden war, na gut. Kurzum,
wie es alte Menschen wie ich machen, die eine Menge dummes Zeug daherreden, aber
ich kann sagen, dass ich das der Kirche verdanke. Klar, denn dort wurde ich
zuerst aktiv: ich lernte die ersten Mädchen kennen, danach lernte ich einen
Ingenieur kennen, der zu mir sagte: “Das mit der Welt ist dummes Zeug”, und
er gab mir die vernünftige Erklärung für die Erschaffung der Welt. Ich musste
mit ihm zusammen lernen, er war mein Meister und erklärte mir alles. Und dann,
klar, wie sollte man da an Gott glauben ... Ich war dreizehn, als er mir die
Erklärung gab und damit war alles aus. Ich glaubte, ich hätte etwas und nichts
verstanden, und aus damit. CS:
Und aus damit, was soll das heiben? MOM:
Es war aus mit der Religion. Ich kam auf Wahnsinniges.
Jetzt nicht, jetzt glaube ich, sie ist gut. Wenn der Kommunismus zur Rachitis
und der Kapitalismus zu AIDS und
allgemein verbreiteten Infektionen und weib
ich was führt, also wirklich, die Kirche ist gar nicht so böse, sie führt nur
zu Störungen bei der sexuellen Identität. Im
Verlgleich zu AIDS, Krebs, Hunger und ich bring dich um, ich bring dich um, ich
bring dich um, also die Kirche, geil. Jetzt wäre ich dazu in der Lage, eine
Pro-Kirchen-Kampagne zu machen. Und auch die Familie, die Familie ist für mich
etwas Wichtiges. Die Welt hinkt nämlich, ihr merkt das nicht, aber sie geht wie
ein Arsch. CS:
Wann hast du dein erstes Gedicht geschrieben? MOM:
Mit neun Jahren. Es war nach dem Onanieren, ich sagte: “Ach wie leer bin ich
doch”. CS:
Du erzählst immer, du hättest schon in sehr jungen Jahren Marx, Freud ......
gelesen. MOM:
Alles Sexuelle, denn da waren die Freundinnen von meinen Schwestern, die waren
gröber
als ich. Sie waren wunderschön, hatten Titten ....Denn ich war der Winzling,
verstand aber was davon, wusste was Titten waren. Und weil sie viel lasen, sie
waren sehr intelektuell, lasen sie Faulkner, lasen Sarte, lasen Marx, ich langte
zu und fing an zu lesen um ein Thema zum Unterhalten zu haben. CS:
Um anzubandeln. MOM:
So wie Sie das sagen, war es wichtig, es waren sehr gebildete Mädchen. Denn mit
einem gebildeten Menschen zu sprechen ist, als ob man mit einem Revuestar
anbandelt. CS:
Es gibt Fotos, da bist du mit Jungs drauf. Erinnerst du dich an einen
“seltsamen” Freund aus dieser Zeit? MOM:
Es war sehr schwierig, sich in die Frauen aus meinem Viertel zu verlieben, denn
die Jungen ärgerten sofort den, der eine Freundin hatte, das war sehr
schwierig, die waren grobe
Machos. Was haben Sie mich gefragt? CS:
Die Freunde aus dieser frühen Zeit. MOM:
Das Vorstadtviertel ist ein grobartiges
Lehrwerk, weibt
du warum? Weil niemand der Freund des Andern ist, es sei denn, er sei zu etwas nütze,
das ist etwas, was in den etwas höheren Schichten anders ist, man kommt dahin,
Freunde zu haben, die zu nichts nütze sind. In einem armen Vorstadtviertel gibt
es das nicht, du musst zu etwas nütze sein. Und glauben Sie bloß
nicht, dass alle Schwachköpfe waren. Da war der, der zum Unterhalten nütze
war, der, der zum Ratschlag geben nütze war, wenn die Sache schief aussah, der,
der etwas von Frauen verstand, da war, der, der etwas von Arbeit verstand, da
war der, der Fussball spielen konnte, der, der würfeln konnte, .......... da
waren die verschiedensten Leute. Da waren Leute, die waren zu nichts nütze,
diese Leute, die zu nichts nütze waren, wurden doch zu etwas nütze gemacht,
weil sie die Zielscheibe für allen Blödsinnn waren. Es war eine Art, sie zu
etwas Nützlichem zu machen, dennn entweder mussten sie aus dem Viertel gejagt
werden, das war auch nicht möglich, weil wir nicht so mächtig waren, oder wir
machten sie zu etwas Nützlichem. Folglich, die Art sie zu etwas Nüztlichem zu
machen war, sie zur Zielschiebe alles nur erdenklichen Blödsinns zu machen. CS:
Und du, wozu warst du nütze? MOM:
Ich war die Señorita, ich beschimpfte gerne Leute.
Dann, um mich nicht umzubringen, gaben sie es mir als etwas Persönliches,
als ob es meine Persönlichkeit wäre. Sie sagten: “Hüte dich gut vor der Señorita”,
und dann kam ich und sagte: “Na, was machst du? Fick deine Mutter” Und ich
war der einzige, der das in der Kneipe sagen konnte, ein anderer hätte sich
eine Tracht Prügel geholt. Weil
ich die Señorita war, ein Mädchen, konnte ich machen, was ich wollte, das hieß,
mir wurde erlaubt, was man mir vorsang. Die wussten schon, ich würde einmal der
Dichter werden. Ich schrieb mit dreizehn Jahren, mehr oder weniger als ich zum
erstenmal in eine Kneipe ging, zur gleichen Zeit etwa. CS:
Mit dreizehn Jahren? MOM:
Mit dreizehn Jahren, von acht bis dreizehn Jahren schaute ich ihnen durchs
Fenster beim Billardspielen zu und mit dreizehn, als ich ins Billardzimmer ging,
besiegte ich schon einige. Es gab einen, der besiegte mich immer, das war Rafa.
Nur an einem einzigen Tag besiegte ich ihn. Billard ist ein sehr psychisches
Spiel. CS:
Was
heißt
das, es ist sehr psychisch? MOM:
Ja. Rafa konnte ich nicht besiegen, konnte ich nicht besiegen, konnte ich nicht
besiegen. Der Junge hatte Probleme mit Mädchen. Dann also, eines Tages während
wir spielten, fasste ich den Entschluss: ich fing an über Mädchen zu ihm zu
sprechen, und er wurde sehr nervös und ich gewann. Das war das einzige mal,
dass ich ihn besiegte. Danach sagte er, wenn er mit mir spielte: “Wenn du
sprichst, bringe ich dich um”. Danach spielten wir weiter, weil er sehr gut
spielte und ich spielte gerne mit ihm, weil du von
Leuten, die gut spielen, lernst. Un er sagte nach diesem Mal: “Gut, ich
spiele, aber wenn du nur ein einziges Wort sagst, bringe ich dich um”. Guter
Mann. CS:
Und da warst du dreizehn. MOM:
Als ich mir lange Hosen anzog. Ja, da. CS:
Un da bist du dann weiter ins Gymnasium gegangen. MOM:
Ja, wie jeder Sohn christlicher Eltern. CS:
Und was für Lehrer waren da? MOM:
Gut, da war Don Segundo. Don Segundo, war ein Mann, der war zu jener Zeit so
etwa 95 Jahre alt. Ich hörte ihm wenigstens sehr aufmerksam zu. Das ist
derjenige, der erfand (als ich es zum erstenmal hörte, war es aus seinem Mund),
als wir ihn zum Thema Mädchen um Rat baten, sagte er zu uns: “Ein Muschelhaar
zieht mehr als hundert Ochsengespanne”. Das war Don Segundo. CS:
Und wann hast du angefangen, Freud, Marx zu lesen? MOM:
William Faulkner mit zwölf Jahren. CS:
Knight´s Gambit? MOM:
Nein: stärkere Bücher Sartoris, Absalom
Absalom, Als ich im Sterben lag, Wilde Palmen,
Moskitos, das ist schon ein einfacheres Werk, für das er den Nobelpreis
bekommen hat. Sartre wurde viel in dieser Zeit gelesen, wer Sartre nicht kannte,
war ein Schwachkopf. Man musste nicht einverstaden mit ihm sein, ich war nicht
mit Sartre einverstanden, er kam mir immer sehr französisch vor. CS:
Er hatte diesen kleinen Fehler. Es gibt ein Geschichtchen, das du später erzählst,
als du auf die Universität gingst. MOM:
Das war schon großartig,
in der Medizinischen Fakultät war das, als ich Schlange stand, um mich im
Sekretariat einzuschreiben, ich hatte ein Buch von Dylan Thomas bei mir, das ist
ein Dichter, ich weiß
nicht, ob Sie das wissen, dann fragte mich jemand, was das für ein Buch sei.
“Das ist ein Krimi”, antwortete ich und er sagt: “Das kann nicht sein, ich
lese alle Krimis, und den habe ich noch nie gesehen, das kann nicht sein”. Ich
sagte: “Wo wohnst du? “. “In der Stadtmitte” sagte er. “Deswegen
also” sagte ich. Zum Totlachen. Das war mein erster Tag in der Medizinischen
Fakultät. CS:
Ein schöner Witzbold warst du. MOM:
Naja, mehr oder weniger war ich auch Revolutionär. Das war das erste Mal, das
zweite Mal als ich in der Fakultät war, das war ein paar Monate später,
nachdem ich mich im ersten Studienjahr eingeschrieben hatte. Ich hatte nur den
Einführungskurs gemacht, und es brach ein Aufstand los zwischen der Freien und
der Laien-Universität, denn der Staat wollte die Freie Universität eröffnen,
das war eine nichtstaatliche Universität. Argentinien hat eine bedeutende
universitäre Tradition, die staatliche Universität, mehrere Nobelpreisträger
waren Professoren der Medizinischen Fakultät. Dann, als ich das zweite Mal in
der medizinischen Fakultät war, hing ich an einem Balkon, ein zwanzigtägiger
Streik, alle kämpften dafür, dass das Erziehungswesen weiter eine
Laienangelegenheit sein sollte, denn die einzigen, die dazu in der Lage waren,
eine freie Ausbildung zu schaffen, das heißt,
eine nichtstaatliche, war die Kirche, deswegen hieß
es: “Zum Schutz einer Laien-Ausbildung”. Ein Blödsinn, weil ich außerdem,
wie ich Ihnen vorhin erzählt habe, sehr religiös war, der Kirche meine
ersten Privatvergnügungen verdanke, die erste Erkenntnis der Welt......Denn es
ist gar nicht so schlecht zu denken, dass es einen Schöpfer gibt, wenn man
sich danach etwas entwickeln kann. CS:
Zurück, dreizehn Jahre. Du hast uns schon erzählt, dass du Faulker gelesen
hast und danach? MOM:
Um diese Zeit herum habe ich Freud kennen gelernt, vierzehn Jahre. Weißt
du, in welchem Buch ich ihn kennen lernte? Ich bemerke das gerade in diesem
Augenblick, wo ich es erzähle, dass vielleicht Freud, Massenpsychologie
und Ich-Analyse, eine sehr kleine Ausgabe, wo nur dieser Text war, meine
Denkweise beeinflusst hat. CS:
Wie fandst du das? Was hat dich am meisten beeindruckt? MOM:
Dass er im Jahr 1921 so klar und deutlich davon gesprochen hat, was in meinem
Viertel geschah. Das schlug bei mir ein. Danach im folgenden Jahr ging mir das
so mit Marx, “Schau mal der, wie der in der Steinzeit erklärt, was auf dem
Markt los ist.” MOM:
Die Relationen waren assymetrisch, es gab immer jemanden, der von einem anderen
lebte. Die Liebe hatte nichts mit der Arbeit zu tun. Entweder hat man das alles
gelernt bevor man fünfzehn wurde, oder man landete im Gefängnis oder sonst
irgendwo. CS:
Stimmt das, was du damals gelernt hast, mehr oder weniger mit dem überein, was
du jetzt denkst? MOM:
Das heißt,
man kommt fertig aus dem Bauch der Mutter. Nach 60 Jahren, wie soll ich da
denken, dass ich wie früher denke? CS:
Was hat von damals überlebt? MOM:
Willst du wissen, was von dem Viertel wirklich überlebt hat? Dass man zu Frauen
niemals nein sagen sollte. CS:
Warum? MOM:
Denn wenn du einmal nein zu ihnen
sagst, dann benutzen sie dich nie mehr zu etwas. CS:
Was entschwand für immer? MOM:
Meine Kindheit. CS:
Glücklich, war es eine glückliche Kindheit? MOM:
Als ich Kind war? Ja, wir waren die einzig Priviligierten, deswegen bin ich
Peronist. Denn ich weiß
nicht, ob Perón alles gut gemacht hat, aber weil ich ein Kind war und weil es
eine Rgierung war, wo die einzig Priveligierten die Kinder waren .... Es gab
Geschenke, sie haben dich in der Schule gut behandelt, wenn dich dein Pappa
schlug, hast du es angezeigt, und er wurde festgenommen. Ich weiß
nicht, ob man eine glücklichere Kindheit verbringen kann, als die, die die
Argentinier erlebten, während Perón regierte. CS:
Eine Erinnerung an deine Mutter? MOM:
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Mutter geweint hat, ich erinnere
mich an sie, wie sie tanzt, singt. CS:
Und dein Vater? Wann kam dein Vater nach Argentinien? MOM:
Sie kamen aus dem Libanon nach Argentinien, als mein Vater sehr jung war, der älteste
Bruder war ein paar Jahre älter als er , er war 18, er war so 10.
Dann musste mein Großvater,
der scheinbar ein sehr gebildeter Mann war, aus ich weiß
nicht was für einem Grund ins Zentrum von Buenos Aires gehen, und er verlief
sich, und dann begann er auf Französisch, Arabisch, Englisch, Russisch zu
fragen und niemand verstand ihn. Ein Mann gab ihm schließlich
ein Almosen, weil er glaubte, der Türke würde um ein Almosen bitten und der Türke
war so beleidigt, dass er die ganze Familie packte und mit allen wegging und der
älteste Bruder meines Vaters sagte: also ich, ich gehe nicht mit, ich bleibe.
Mein Vater ging mit seinem Vater zurück, aber da er 13 war fälschte er seine
Papiere und reiste mit seinem Bruder nach Argentinien. Die
erste Arbeit, die er hatte, gab er auf, sobald er sie hatte. Der Bruder fand
eine Arbeit für ihn in einer Regenschirmfabrik, und das erste, was er zu tun
hatte, war irgendjemandem zwei Schirme zu bringen, und es fing fürchterlich zu
regnen an, und der Türke verstand diese Grausamkeiten nicht, er war aus einer
reichen Familie, verstand also nicht, warum er wenn doch zwei Regenschirme im
dem Paket waren, nass werden
sollte, wo er doch das Kind seiner
Mamma und seines Pappas war. Dann packte er zu und nahm den Regenschirm und kündigte,
deswegen arbeitete er danach auf eigene Rechnung. HERANWACHSENDER
ANGLER VON VERLIEBTEN ALTEN Heranwachsender
Angler von verliebten Alten 8.
Juni 1977 MEINE LIEBE, Wahrhaftig heute beichte ich es zum
erstenmal. Ich habe auf meinem
Schreibtisch einige Bilder, Ich spielte mit
Murmeln, mehr oder weniger, Ich bin noch nie
auf einen Baum geklettert. Jedesmal wenn ich
die Augen öffnete, Danach kam das
Billard. Ich rauchte
Fontanares Ich erinnere mich
an alles in der grellen Sonne, Eine Frau nannte
mich Alterchen und wischte mir die Nase ab. Danach glaubten sie
mir nicht, wollten Beweise sehen. Den Tango tanzte
ich mehr oder weniger,
10.
Juni 1977 Als
Wachsen und Disziplinertsein notwendig war Ich
lernte von der Seite zu blicken Ein
paar Leute kommen und fragen mich nach dem Wachsen Ich
beschloss dann mutiger zu werden, Ich
schrieb ein paar Gedichte darüber. Von
der Vergangenheit blieb im Gesicht Danach
13. Juni 1977 Gib
mir dein Brot und meine Freude war, dein Brot zu sein. Gib mir deine
Liebesmilch, gib mir deine Milch Gib mir ein Ich, es
ist dir doch zu nichts nütze.
11.
Juni 1977 Der
Feind ist gefährlich. Der
Feind Die
Poesie 12.
Juni 1977 Das
Gleichgewicht muss gebrochen werden 9. Juni 1977 MEINE
LIEBEN, Ich
werde unruhig warten Sie
werden wachsen Neue
Wörter werden
es uns anzeigen Indio
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