INTERNET-WOCHENZEITSCHRIFT ES
FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2001 WIR
KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
INDIO GRIS NR. 83 JAHR II LEITARTIKEL Sein
lassen, allmählich vergessen, wer ich bin. Langsam
in den Nachtstunden untergehen, als ob die Nacht eine Frau wäre. Ein
Gedicht schreiben, aus dem deutlich hervorgeht, dass mein Leben zu Ende ist. Von der Kultur zerstückelter Ureinwohner. Kleines zu Text gewordenes Lebensdenkmal. Verzweifelter Raubvogel, von der Seinsbedingung geblendet. In irgendeinem geheimen Winkel meiner Seele ist Gott gestorben. Es sind schließlich alle Ideale gstorben. Ich gehe die letzten Stufen hinab. Lasse über mein Gesicht ein Lächeln huschen. Ich bin derjenige, der kurz davor ist, sich zu stellen. Und über jede Belohnung hinaus möchte ich unbedingt wissen, warum der Mensch so gerne stirbt, verliert, zum Sklaven wird. Ich lache über mich selbt, bin ein Idiot, der sich über die Justiz lustig machen möchte. Einer der starb, bevor die Schlacht begann. Frivol und betrügerisch sage ich , mir wird es nicht so ergehen, wie es anderen erging. Und ich lasse mich von der Flut treiben und gähne, denn gähnen kommt gut an. Vorzuführen, dass sich jemand mit dem Jahrhundert langweilt ist in Mode. Das Überflüssige, sagen die modernen Philosophen, ist die menschliche Natur. Der Wunsch begehrt in einer anderen Dimension des Möglichen, deswegen existiert keine Politik. Blutüberströmte Bestie, ich verschlinge mein Wissen. Ich bin das letzte Sturmtief über der Welt und bin auch das Richtungsweisende des Sturmtiefs. Hier im Kern meines Seins, ein flammender Mensch. Üben wir´s, wie es alle Welt üben soll: Blick zurück und ab. Verblödet versuche ich die vorgezeichneten Wege zu verlassen. Verblödet zeichnen sich die neuen Wege auf mir ab. Und auf mir dein Körper einer bedrohten Pantherin. Klauen einer Bestie mitten im Kern deines Kinderherzens. Perlmutttotenhemd, an meinem Hals deine Zähne, ganz weiß. Rotes Blut für das Fest der angeketteten Geliebten. Perlmutt und Abwesenheit. SYLVESTER
Ich
falle, falle langsam an deinen Mundwinkeln entlang, Nicht,
dass man tanzend meinen nahenden Tod feierte, Man
tanzt, damit das Beben an deine Haut stößt, Vor
dem Sterben verrenkt sich die schwarze Zärtlichkeit, MEINE
LIEBE Heute
ist alles Zukunft. Ich
werde ein Wunder nach dem anderen erzählen. Heute
verspreche ich´s dir: ich werde nicht wieder vom Wehtun sprechen. Aus
meiner Vergangenheit werde ich mich an deine Zeichen der Liebe erinnern.
Bis ich sterbe, werde die Gedichte dort suchen, wo sie gehört werden. Worte,
Wörtchen wie die Wellen, die auf meiner Haut brechen, hatte ich jeden Tag
meine Liebe für mich. Worte wie Feuerzungen zwischen meinen Schenklen,
wie Vögel im Herzen, im Aufwachen, wie Küsse der Liebe auf meinem Hals. Dankbares
Stütchen, ich lecke deine Finger, schaue dir in die Augen, lächle dich
an, und das Wohlbefinden breitet sich über unserer Erde wie die Sonne
aus.
Er
kam heute verzweifelt an, er hatte nichts zu sagen. Nachdem er mehr
als eine halbe Stunde geschwiegen hatte, sagte er schnell: -Viel
verdanke ich ihnen, den Worten. Ohne Worte wäre alles finster, unerträglich..
Sie stellt sich normalerweise vor, ein Körper ohne Worte zu sein. Können
Sie sich das vorstellen, Herr Doktor? Ein paar Stunden lang und nur Stöhnen
aussprechen und Schreie, die nichts ausdrücken? Nicht, dass es mir
nicht gefiele ein Schimpanse zu sein, aber eben nicht die ganze Zeit
über. Ich frage mich, Herr Doktor, wer rafft sich auf, mir etwas zu
sagen, was mich nicht verletzt, wer schon? -
Als ob es Blüten hätte, das von der Nacht geöffnete Spiegelbild. -Wie
können Sie das bloß
wissen?
Ich ging einer Blüte nach, und ihr Duft war vergiftet, sie tötete
mich nicht, ab ich blieb in tausend Stücken geöffnet zurück, und
dich habe eine gewisse Angst vor Düften. Zerstückelt, riss ich mir
die Nase aus, um nie mehr zu sündigen und verliebte mich unsterblich
in eine Frau, die letzten Endes meine Mutter war. Ich
hatte das Gift in mir, Herr Doktor, es waren meine eigenen Träume. -Machen
wir beim nächsten Mal weiter.
-
Die Gespräche zum Thema Sex kommen mir recht intelektuell vor. -
Was du nicht sagst! Du tust es doch lieber, nicht wahr? -
Nein, das möchte ich nicht damit sagen, sondern von der Liebe sprechen
als etwas, das im Kopf passiert.... -
Sei doch nicht so prosaisch, die Liebe ist nach Dante, etwas Geistges, hat
immer eher Fantasien und Worte zum Inhalt als Tatsachen. Die Liebe, mein
Schatz, wie Menassa sagt, ist die tiefgehendste menschliche Tatsache der
menschlichen Intelligenz. -
Ja, Mistmuschel, aber nach Freud, ist die Liebe Abfall, misshandelte Überreste
der Kinderzeit, unergründliche Abgründe, offenes Hackfleisch ohne
Ausweitungen, genau so, wie das Unbewusste. -
Und ins Kino gehst du wohl überhaupt nie, du hängst wohl den ganzen Tag
über rum und fickst? -
Also ficken, nein, denn das hält wohl keiner aus, aber warten auf diesen
Augenblick, das ja.
1 Wenn
ein Mechanismus nicht funktioniert, besteht die Erlaubnis darin, ihn zum
Funktionieren zu
bringen. Jede andere Absicht ist keine Psychoanalyse mehr, und wird zu
Politik. 2 Was
in der Monogamie verloren geht, ist die Gleichzeitigkeit zweier
verschiedener Wünsche, und wenn man berücksichtigt, dass
Heterosexualität genau das gleichzeitige Stattfinden zweier
verschiedener Wünsche ist, so verschieden wie der weibliche und der männliche
Wunsch, glaube ich, das, was endgültig in der Monogamie verloren geht,
ist die Heterosexualität. 3 Ohne
Gewalt, BRIEF
DES HERAUSGEBERS
Ich
bin die Kunst des Erklärens des Sichgeschlagengebens, die unsterbliche
zum Lied gewordenen Niederlage. Danach
werden ein paar damit ankommen und mir sagen, alles sei eigentlich nicht
richtig gewesen, und genau dann, werde ich nicht sterben, genau dann
werde ich einige Verse schreiben und danach entspannt sein, daran
denken, meine Intelligenz ist doch tadellos. Und bekanntlich, kann man
einen Menschen nicht wegen seiner Intelligenz tadeln, niemand kann etwas
an ihm tadeln auch nicht an
seiner seiner Moral, und ich habe meine eigene. Aufgewachsen
zwischen Sümpfen und dampfendem Morast tarnte ich meinen Körper im Dunst. Ich war der Schlamm und die
Melancholie, die dich in den Schlamm zieht. Und ich sage es noch einmal,
aufgebrochen , also richtig aufgebrochen bin ich von ganz unten. Eines
Tages, daran erinnere ich mich, gab es nichts Tieferes, Schwärzeres
mehr als meinen Hunger,
dachte ich sogar daran zu stehlen, einem Betrunkenen auf der Straße
sein Glas Wein aus der Hand zu brechen. Bis ich daran dachte, der Geduld
einen Finger in den Arsch zu schieben. Bis ich daran dachte, mich zu
beruhigen, mir ein Auskommen zu suchen, aber es gab kein Weiterunten,
niemals mehr eine solche Unschuld. Indio
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