INDIO GRIS
EINPERSONEN-ZEITSCHRIFT ZUR
ANSAMMLUNG VON MÜLL
NR.
52 JAHR 2001 DONNERSTAG, 24.MAI
ES
FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT
UND VERANTWORTET: MENASSA 2001
WIR KÖNNEN ZWAR NICHT
SPRECHEN,
DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH
INDIO GRIS
IST
PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION
DES
21. JAHRHUNDERTS
INDIO GRIS NR. 52
ANTWORTVON
1977AUF DIE FRAUENFORDERUNGEN DER GRUPPE O
INTERNATIONAL
1
Eine
frische Meeresbrise kommt durch das offene Fenster.
Der Geruch nach Meer erinnert mich an den Geruch erhabener Vaginen,
wo mein Wahn zu tierischem Heulen wird
dessen,
der weib,
dass alles scheint wie der Tod.
2
Ich
weib,
dass der Körper nicht erinnert
und
die Worte, die Worte
verwehen im Wind.
Und dennoch
wünsche ich eine Begegnung auf offenem Meer.
Denn Sie und ich
waren Wilde mitten im Nebel
mitten in der Schäbigkeit des Todes
und wussten nicht, was tun, verzweifelt,
-
daran sollst du dich erinnern –
verzweifelt
liebten wir uns.
3
26.
Dezember 1976, Madrid
Wenn
die Jahre langsam vergehen
werden wir gemeinsam sagen, der Tod existiert nicht.
Langsam
die Dienstbarkeit deiner Haut
hingestreckt auf die Zeit.
Mabeloser
Raum
dein
allen Schmerzes entledigter Körper.
Dein Körper
geht auf und zu
bei den Schwingungen meines Geschlechts.
Dein schwer verwundeter Körper
dein Blut zwischen meinen Beinen.
Dein beflügelter Körper
dein Körper der hundert Terrassen über der Welt.
Dein fröhlicher Flug
für das perfekte Verbrechen.
4
25.
JANUAR 1977, MADRID
Es
wäre einfach Unsinn, weiter an Dich zu schreiben, ich weib,
du würdest es nicht verstehen.
Ich
sagte dir
nichts berührt mich, alles ist mir egal.
Ich werde sprechen
und meinen Körper gegen den finsteren Berg zerschellen lassen.
Alles ist mir egal, mein Leben ist die Zeit der Wirbelstürme.
Mein Verstand ist nicht das dumme Rechenmaschinchen, das du kennst,
mein Verstand ist die Zeit,
dein Körper offen wie die Sonne, das ist mein Verstand.
Es freut mich, dass wir irgendwie leben .
Die Leidenschaft,
wir werden es schon herausfinden,
es ist eine Kunst.
5
26.
JANUAR 1977, MADRID
Ich
liebe dich, ich liebe dich und werde mich nicht zurückhalten.
Ich
bin Goldsucher.
Ich suche eine unhaltbare Leidenschaft
eine Leidenschaft, die dich wahnsinnig macht,
eine endgültige Farbe für deine Augen.
Diesmal werde ich dich täuschen bis zum Ende
du wirst dich in meine Art zu schreiben verlieben müssen.
Verzeih
das Wort des Dichters, auch er gehört uns nicht
seine Stimme ist das Gewitter unserer Stimme
sein Gesang ist der Ausbruch unseres Gesangs.
Der Körper des Dichters
ruht
in tausend Kilometern Tiefe
er ist unerreichbar.
6
26.
JANUAR 1977, MADRID
Ich
küsse innerlichst deine Genitalien bis zum allerhöchsten Überdruss.
Ich
halte mein Sein zurück
dort, wo Vater- oder Muttersein mir egal ist.
Ich
liebe ein gewisses Mab
an Reinheit.
Einen
gewissen Horror vor dem Abgrund.
Ich gestehe mir ein, ich bin ein klassischer Mann.
Solange
du bei mir bist, wird es dir nicht an Geld fehlen,
- ich kenne seine untersten Grundlagen –
Ab und zu werde ich ein Gedicht für dich schreiben,
ab und zu werden wir uns lieben,
Ich töte dich und du tötest mich.
Blitzschnelle Verstümmelung, mein Schutzengel.
Ich
bringe dir bei, dich über alle Welt lustig zu machen,
ich werde dich unsterblich machen,
ich werde deinen Namen allerorten hinschreiben,
werde deine Vergangenheit in Stückchen zerfetzen.
Ich
werde mich tot stellen.
Verführt von der immensen Ruhe
betäubt von der Begegnung mit einem alten Wunsch,
wird dein Liebestanz beginnen.
Und du wirst tanzen, Geliebte,
wie die Prinzessinnen in den Palästen tanzen.
Betäubt und wahnsinnig, wirst du tanzen
wie die Hexen unter den Wilden tanzen.
Abschiedstanz
wir legen schon ab.
Strecke deinen Körper hin in die Sonne, verbrenne dein Innerstes.
Die
Zeit wird langsam vergehen
Die Zeit existiert nicht.
Jahrhundert
des Wahnsinns, stürmischer Sommerwind.
An
den höchsten Mast unseres Schiffes gebunden,
werde
ich unverständliche Schreie ausstoben
während der ganzen Überfahrt.
Tausendmal
werde ich dich töten und tausendmal dich auferwecken.
Und es wird keine Wunder geben, und der Glaube wird nicht notwendig sein.
Wir werden gemeinsam
den Weg deines Todes gehen und den Tod deiner Auferstehung.
Ich werde kein Erbarmen haben.
Ich bin der König des Sarkasmus, unter uns wird Lachen sein.
Das
einzig Endgültige ist der Körper
folgen wir ihm.
7
27.
JANUAR 1977, MADRID
Ich
werde dir Blumen schenken, natürlich mache ich das.
Ich werde bei mir, also in Deiner Reichweite,
Meeresfrüchte und Hortensien haben.
Männlichkeit und Weiblichkeit, was immer nur du willst.
Dafür verlange ich dein Leben
bis zum letzten Teilchen deines Seins,
mich
lieben, heibt
wenig.
Ich
will deinen letzten Tautropfen.
Dein Jahrhundertende.
Deinen vom Zweifel misshandelten Körper,
deinen Herbstkörper.
Ich
liebe dich
weil ich deine vertrockneten Blätter nicht fürchte.
Ich will deinen von der Zeit zersprengten Körper.
Ich will deine Geschichten
die Geilheit deiner Worte über unsere Jugend.
Und nichts mehr als das
die Freiheit existiert nicht.
Reinigen wir die Zelle.
Die Tür bleibt offen, es ist egal.
Immer
werde ich ein para Schriftstücke bei mir haben
eine ungewöhnliche Gewalt.
Ich bin zu allem zu gebrauchen.
Jeden Unsinn
kann ich in den Zustand der Leidenschaft bringen.
Krönungsolympiaden
Blasphemien gegen das Lasterleben
gegen den Zeitplan des Durstes.
Deine verborgenen Schätze interessieren mich nicht.
Licht, ich liebe nur das Licht.
Das Aufsprengen der Sonnen,
die Verzauberung der Sinne.
Ich
höre auf mit der Farce.
Ich
liebe
das Einanderkreuzen der Schicksale
die Schatten der Nacht, die totale Finsternis.
Ich
küsse deine Lippen
weil das Küssen deiner Lippen mir Unterhaltung ist.
8
AUFGEPASST!
MIT DER NÄCHSTEN AUSGABE WERDEN
WIR EIN JAHR ALT. |
9
PSYCHOANALYSE
UND POESIE
GRUPPE
O
FEIERN
SIE MIT UNS
20 JAHRE UNSERES LEBENS
FREIER
EINTRITT BEI VOREINSCHREIBUNG
Vom
25. – 28. Juli
10
- 14 Uhr: Beiträge
und Podiumsgespräche
15 - 16 Uhr: Vorführraum
(Video: Dichterlesungen und Vortäge)
16 - 18 Uhr: Gruppenbegegnungen
18 - 20 Uhr: Beiträge
und Podiumsgespräche
20 - 22 Uhr: Veranstaltungen:
Dichterlesungen, Präsentation von Büchern,
Theateraufführungen und Feiern
Auskunft: 91 542 33 49
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DIE
RINDERKUH WAR IMMER
ETWAS
WAHNSINNIG
MONOLOG ZWISCHEN DER KUH
UND DEM STERBENDEN
Ein Buch von Miguel Oscar Menassa
"Ich
habe Verlangen, Esslüste, Hunger auf Jahrtausende, und jetzt wollen sie mich
abstillen mit einem Stück Käse, Wucherungen einer Weidekuh, oder die gleiche
Kuh mit Stöcken erschlagen und auf dem Tisch zerstückelt, erinnert an alte
Rituale, als die Menschen sich einander auffrassen, und das war die Liebe.
Ich
steche erbarmungslos mit meinem Messer gegen das Herz der Kuh, und die Kuh brüllt
auf, sie zerreisst sich aus Leidenschaft dem Mörder gegenüber. Und ich, mit
der Präzision eines Chirurgen, trenne Fett und Nerven ab und gebe meiner
Geliebten einen Bissen von den verkohlten Eierstöcken der Kuh.
-Wir
sind frei, sagt sie zu mir, während sie dem Knirschen ihrer Zähne zuhört und
versucht, die verbrannten Teile des Universums zu beugen.
Danach,
schon leichter, indem sie aus allem ein Spiegelbild macht, eine Lüge, meint sie
ganz gelöst zu mir:
In
mir lebt eine meisterhafte Kuh, die die ganze Zeit über brüllt und ermordet.
Manchmal tut es ihr anscheinend
weh, und dann scheisst sie überall hin, und die wahnsinnig gewordenen Blumen
fressen die Essenz der Scheisse auf und wachsen beschleunigt der Zukunft
entgegen."