INDIO GRIS
EINPERSONEN-ZEITSCHRIFT ZUR
ANSAMMLUNG VON MÜLL
NR.
48 JAHR 2001 DONNERSTAG, 26 APRIL
ES
FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT
UND VERANTWORTET: MENASSA 2001
WIR KÖNNEN ZWAR NICHT
SPRECHEN,
DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH
INDIO GRIS
IST
PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION
DES
21. JAHRHUNDERTS
INDIO
GRIS NR. 48
1
Dezember
1978
PSYCHOANALYSE DES FÜHRENDEN KOPFES IM EXIL
Bernsteinrosen
und auch
Rosen, die gewöhnlichen und dornigen,
blut- und fleischrosafarben.
Und auch wilde Dornen einer duftenden weiben
Rose,
-wie es manchmal geschah-
uralt und gebrechlich, Dornen der Liebe.
Krone verliebter Dornen
auf dem Kopf des kleinen Papperlapapps.
Der Dichter,
treuer und besessener Sinnentsteller.
Soldat des Unvermeidbaren.
Erwartungsvoller Schatten über allem.
Der Dichter, kleines Kind,
kann sich nicht auf den Beinen halten.
Weib
nicht, was er will.
Wird mitgerissen vom schwer auf ihm liegenden gesellschaftlichen Eifer,
alles anzuzeigen.
Und bei jeder Anzeige,
bei jeder Begegnung mit der Wahrheit,
Ist er alle, besser gesagt, niemand.
Sein
Wesen,
Aufrührerisch und einsam
gleichermaben,
Schweift umher ohne zu wissen. Feiner Wasserstrahl,
Sanft und lebenskräftig in den Bergen,
Durchlöchert er die Steine.
Der Dichter, ein Altsein und sein Höhenschwindel.
Eine Jugend und ihre Dekadenz.
Immer ein Anhaltspunkt,
Ein erhabenes Anhalten, damit die Welt
einen Augenblick lang sich
wahnsinnig geworden um ihn dreht.
Der Dichter ersehnt die Freiheit.
Es gibt Tage, an denen er sterben möchte.
Das brutale Angekettetsein
lässt für ihn nur kleine,
und warum sollte man’s nicht sagen,
vorschriftsmäbige
Bewegungen zu.
Zwischen der Poesie, unbestrittener Göttin, oder auch,
einzige Schlange in der Lage tausend Seiten in einem Vers zu ersticken.
Heibbrennende
Metapher alles Erlebten.
Und die Grenze, die das Gesellschaftliche auferlegt;
abtauchen, unter den Maschinen und ihren Abfällen.
Plastikmenschen.
Perverse Regierdende.
Zu Tode getretene Kinder noch vor der Geburt.
Kleine Freudenschiffe,
versunken, noch vor dem Auslaufen.
Und ein Abtauchen,
in den ganzen Unrat, der in den Kloaken läuft
und auch,
in den weiben
Kliniken,
in den schönst hergerichteten Schlafzimmern,
und in dem langsamen Verlaufen der Stunden.
An dem heiteren Nachmittag, an dem ein Verbrechen
in Stücke zerfällt gegen die Sonne.
In den öffentlichen Bädern, wo
letztendlich der Geruch
alles abtötet, oder auch
in den Bädern der Kirchen, wo die Läuterung
sich ihre Opfer holt.
Und der Unrat läuft über alle menschlichen Dinge.
Und der Dichter läuft über allen Unrat.
Kleiner Papperlapapp, er läuft
zwischen der erhabenen Scheibe
der groben
Götter,
oder auch, sanfte Schisse eines vorbeifliegenden Vogels.
Und das Gesellschaftliche, sagten wir,
Und der Inhalt reibt
durch die Formen ein.
Und die Formen, halten in ihrer Präzision,
in ihrem perferkten Uhrwerkmechanismus,
die deformierten Schreie des Menschen zurück.
Es
einsperren in einen Käfig
das eigene verzweifelte Herz .
Befestigen, so wie sie sich befestigen, wenn sie erst einmal tot sind,
die verwesten Organe.
Todschweigen
die beunruhigenden Ungenauigkeiten der Liebe.
2
Dezember
1978
PSYCHOANALYSE
DES FÜHRENDEN KOPFES IM EXIL
FRAGMENT
7
Die
Liebe, Freude und Blasphemien,
kleine machtlose Götter,
kämpfen vergeblich gegen die Dämonen,
die immer unbesiegbaren,
wenn es um Liebe geht.
Feuer und Licht.
Apokalyptische Dämonen des Blutes,
wo das Wort an Kraft verliert.
Vor Hunger wahnsinnig gewordene Dämonen
verschlingen
kleine Götter, darauf bedacht, die Formen zu wahren.
Und alles ist Ausbruch,
wenn der Zauber uns zu den Grenzen der Angst begleitet.
Unter der Sonne, gegen die Sonne,
oder auch, eine aus meiner Brust kommende Sonne
oder bunte Wassersonnen,
und junge und arrogante Sonnen,
eben wegen dieser Jugend.
Und eine Sonne, klein und aufblitzend zwischen meinen Lippen.
Brand. Licht.
Feuer unter Feuern.
Unversiegbare Quelle der Wärme.
Hundertausend Grad,
die die kleinen Moralgötter wegschmelzen.
In meinem Körper fallen kalte Metalle.
Nachtfröste halten einen Augenblick lang
in ihrem tödlichen Schnitt inne.
Die Ruhe bricht entzwei.
Und die Spiegel können nicht so viel Licht widergeben.
Wüste und Durst
und die letzten Eisenstangen des Gefängnisses,
- Dein eigener Blick -
Geben nach, gegenüber dem nicht mehr Nennbaren:
die Liebe ging vorüber.
Auch ich bin ein Mensch.
Ich lasse das Übrige von einem
unendlichen Gespräch unter allen hervorbringen.
Weibe
und starkbeleibte Pferde
auf grünen Wiesen fröhlich dahinlaufend,
fast ohne es zu bemerken, gegen den Wind.
Niemals hat mir ein Mensch wahrhaftig etwas zu leide getan.
Bin dankbar. Bin erfreut.
Bin ein perfekter Idiot im dichten Nebel.
Meine Gedanken benötigen
nicht einmal mehr mich.
ENDE
3
MENASSA
IN BUENOS AIRES |
PRÄSENTATION VON BÜCHERN:
•Briefe
an meine Frau
Freitag,
27. April, in der Escuela Grupo Cero, Maipù, 459, 1ª piso, um 21 Uhr
•Dialog
zwischen dem Irren und dem Dichter
Mittwoch,
2. Mai, Centro Cultural Rojas, Avda. Corrientes, 2030, um 20 Uhr
•Monolog zwischen der Kuh und dem Sterbenden
Freitag,
4. Mai – Encore, Rodriguez Peña, um 21 Uhr.
Buchmesse
(Predio La Rural)
• 29. April Zeichnung der Bücher
am Stand nr. 203 der GRUPPE O um 20 Uhr
•
6. Mai Zeichnung der Bücher am Stand Nr. 203 der RUPPE 0 um 18 Uhr.
Information: Schule für Psychoanalyse und Poesie Gruppe 0 Maipú 459 1° piso 1006 Ciudad de Buenos aires Tel. : 4 328 06 14/ 07 10 |
4
DIE
RINDERKUH WAR IMMER
ETWAS
WAHNSINNIG
MONOLOG ZWISCHEN DER KUH
UND DEM STERBENDEN
Ein Buch von Miguel Oscar Menassa
"Ich
habe Verlangen, Esslüste, Hunger auf Jahrtausende, und jetzt wollen sie mich
abstillen mit einem Stück Käse, Wucherungen einer Weidekuh, oder die gleiche
Kuh mit Stöcken erschlagen und auf dem Tisch zerstückelt, erinnert an alte
Rituale, als die Menschen sich einander auffrassen, und das war die Liebe.
Ich
steche erbarmungslos mit meinem Messer gegen das Herz der Kuh, und die Kuh brüllt
auf, sie zerreisst sich aus Leidenschaft dem Mörder gegenüber. Und ich, mit
der Präzision eines Chirurgen, trenne Fett und Nerven ab und gebe meiner
Geliebten einen Bissen von den verkohlten Eierstöcken der Kuh.
-Wir
sind frei, sagt sie zu mir, während sie dem Knirschen ihrer Zähne zuhört und
versucht, die verbrannten Teile des Universums zu beugen.
Danach,
schon leichter, indem sie aus allem ein Spiegelbild macht, eine Lüge, meint sie
ganz gelöst zu mir:
In
mir lebt eine meisterhafte Kuh, die die ganze Zeit über brüllt und ermordet.
Manchmal tut es ihr anscheinend
weh, und dann scheisst sie überall hin, und die wahnsinnig gewordenen Blumen
fressen die Essenz der Scheisse auf und wachsen beschleunigt der Zukunft
entgegen."
5
EINE LEIDENSCHAFTLICHE LIEBE
EIN GRENZENLOSES BEGEHREN
EINE FRAGLOSE ZÄRTLICHKEIT
Ein Buch von Miguel Oscar Menassa
Für ein besseres Vertragen mit seiner Lebensgefährtin an Feiertagen
Und an dem einen oder anderen Arbeitstag
“Dieser
Roman ist ein Denkmal an den Wunsch und nicht an seine Befriedigung, und
der Wunsch passt weder in Formen noch in Normen.” Leopoldo de Luis |
“Menassa macht aus der Erotik eine wahrhaftige Enzyklopädie der sexuellen Beziehungen” Juan-Jacobo Bajarlía |