INDIO GRIS

EINPERSONEN-ZEITSCHRIFT ZUR ANSAMMLUNG VON MÜLL
   NR. 47 JAHR 2001 DONNERSTAG, 19 APRIL
ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2001

WIR KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH


INDIO GRIS IST PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES 
21. JAHRHUNDERTS

Indio Gris


INDIO GRIS NR. 47

                               Dezember 1978

PSYCHOANALYSE DES FÜHRENDEN KOPFES IM EXIL

 FRAGMENT 4

 Die Bilderwelten des Menschen sind grenzenlos.
Sein Wahnsinn unendlich.
Ist fähig zu glauben, die Geheimnisse würden im Herzen bewahrt.
Ist fähig zu glauben, die Wahrheit sei mehr als sie ist:
Augenblick,
beim Entstehenlassen irgendeines Werkes,
Irgendeiner Liebe.
Zeit der Irren diese Zeit, in der  nicht einmal ich existiere.
Meerewsalgebra, Algebren,
und Meereswinde,
und kleine Geschichten.
Kleine und geheimnisvolle Geschichten,
unter denen sie sich verbirgt,
die geheime Ziffer meines Seins.
Während ich schreibe,
bedrängt mich immer die gleiche Besorgnis:
etwas schreiben, was verstanden wird.
Ich sehe mich an und man merkt’s mir an.
Ich bin ganz genau ein Scheideweg.
Ein zu tiefst sitzendes Rucken
gegen ein anderes zu tiefst sitzendes Rucken.
Im gleichen Blick,
zweimal Hass, zweimal Liebe.
Im geichen Feuer,
zweimal Aufflackern, zweimal Asche.
Wenn das Blut loslief,
war es gegen das eigene Blut.
So rot das eine wie das andere.
Turbulente Hände,
mit sterbensvergleichbarer Anstrengung,
nehmen den Mechanismus auseinander:
die Zahl zwei existiert nicht,
es ist immer eine Widerspiegelung des Bildes.

Schreiben, ist es Teil der Farce
oder schreiben, ist es meine Überlegenheit, mein Mannsein?

Am Rande des Viergeteiltwerdens
sollte ein Mann schreiend Hilfe erbitten
sollte ein Mann schreiend
sollte ein Mann
sollte
und jedoch
ein Mann ist auch ein tosender Fall,
ein Liebhaber seines eigenen Massakers
eine vortreffliche Erinnerung seiner Wundfetzen.
Eine Geschichte,
die sich seit Jahrhunderten schon wiederholt.

Verzweifelte Begegnungen habe ich keine mehr,
im allgemeinen habe ich keine Begegnungen.
Alles bricht auf. Alles ist erhaben.
Der Körper und das Wort, so aufgeschrieben,
sind, das sollten wir wissen,
Ränder einer Dialektik.
Und bei diesem teuflischen Kampf
zwischen Existenz und Essenz
siegt immer:
die Realität.
Die Wahrheit. Das Symptom.
Männer, Frauen ineinanderversponnen
in berühmte und alte Beziehungen
Zwischen Freien und Sklaven.
Mir,
Würde gefallen alles bei Null anzufangen.
Gegenüber dieser Leere.
Gegenüber dieser Unmöglichkeit.
Rauchschwaden und Barbarei.
und ein schleichender Nachmittag,
an dem alles vergeht als ob es wenig wäre,
als ob es weit entfernt wäre sein Vergehen.

                                                   2

Dezember 1978

 PSYCHOANALYSE DES FÜHRENDEN KOPFES IM EXIL

                                                FRAGMENT 5

 Meeresbrise, Erzengel der Nacht.
Alles, dein Mund
Duft und Gewalt im Dunst.
Befreie in meinem Wesen, Liebesrituale.
Trockene Weinlese.
Erblühe inmitten deiner Säfte.
Flechte mein Leben inmitten deiner Farne ein.
Anker und Meer, deine Düfte,
Deine Fische, offen und durcheinander.
Bestienaugen. Kuh.
Kuh der Einsamkeit.
Manches Mal denke ich, das Beste
sei, den Nektar auszusaufen.
Manches Mal denke ich, das Beste
sei, das Obst aufzufressen.
Ich habe bei mir, das weiss ich,
Obst und Nektar
zum Auffressen und Aussaufen.
Und dennoch, schreiben
ist immer
eine Freude für das Herz.
Auftauchen aus den Schatten,
Auftauchen aus den Schatten des Meeres.
Wasserkänguruh.
Stunden eines immer verzweifelten und lebendigen Lebens.
Kleine Worte gestalten allmählich die Welt.
Verbissenes Galoppieren wird die Entfernungen abdecken.
Zwischen Meeresschönheiten kratze ich deine Haut,
Inszeniere mein Leben
im Umkreis deiner Rhythmen,
Entdecke dich als vage,
Zwischen den leichten Blättern aus Papier.
Dem Wind.
Der Zeit.
Der Poesie.
Härtnäckig unter deinen Toten,
irr und lebendig,
regenbogenfarben schillerndes molekulares Auge,
Flamme der Liebe, die Poesie,
Hartnäckig, läuternde Algebra,
brennendes Antiseptikum,
gegen kleine Waldtierchen.
Nächtliche Nervenanspannung und Licht,
die Poesie, in der Zukunft,
gegen das, was nach Verfaultem riechen könnte.
Dem Wind.
Der Zeit.
Der Poesie.

                                                            3

 MENASSA IN BUENOS AIRES
Vom 16. April bis zum 13. Mai.

 ERÖFFNUNG DES SIGMUND FREUD SEMINARS

Die Traumdeutung. Leitung: Miguel Oscar Menassa.
19. April in der Schule für Psychoanalyse und Poesie Gruppe 0

 PRÄSENTATION VON BÜCHERN:

Die Dümmlichkeit von Vampiren
Mittwoch
, 25. April, Museo de Bellas Artes, Avda. Libertador, 1473, um 19 Uhr.
Briefe an meine Frau
Freitag
, 27. April, in der Escuela Grupo Cero, Maipù, 459, 1ª piso, um 21 Uhr
Dialog zwischen dem Irren und dem Dichter
Mittwoch
, 2. Mai, Centro Cultural Rojas, Avda. Corrientes, 2030, um 20 Uhr
Monolog zwischen der  Kuh und dem Sterbenden
Freitag
, 4. Mai – Encore, Rodriguez Peña, um 21 Uhr.

Buchmesse (Predio La Rural)

22. April Zeichnung der Bücher am Stand Nr. 2006/8 der S.A.D.E. um 20 Uhr
29. April Zeichnung der Bücher am Stand nr. 203 der GRUPPE O um 20 Uhr
6. Mai Zeichnung der Bücher am Stand Nr. 203 der RUPPE 0 um 18 Uhr.

Information:
Schule für Psychoanalyse und Poesie Gruppe 0
Maipú 459 1° piso
1006 Ciudad de Buenos aires
 Tel. : 4 328 06 14/ 07 10

4

DIE RINDERKUH WAR IMMER
ETWAS WAHNSINNIG  

MONOLOG ZWISCHEN DER KUH
UND DEM STERBENDEN
Ein Buch von Miguel Oscar Menassa

"Ich habe Verlangen, Esslüste, Hunger auf Jahrtausende, und jetzt wollen sie mich abstillen mit einem Stück Käse, Wucherungen einer Weidekuh, oder die gleiche Kuh mit Stöcken erschlagen und auf dem Tisch zerstückelt, erinnert an alte Rituale, als die Menschen sich einander auffrassen, und das war die Liebe.
              Ich steche erbarmungslos mit meinem Messer gegen das Herz der Kuh, und die Kuh brüllt auf, sie zerreisst sich aus Leidenschaft dem Mörder gegenüber. Und ich, mit der Präzision eines Chirurgen, trenne Fett und Nerven ab und gebe meiner Geliebten einen Bissen von den verkohlten Eierstöcken der Kuh.
              -Wir sind frei, sagt sie zu mir, während sie dem Knirschen ihrer Zähne zuhört und versucht, die verbrannten Teile des Universums zu beugen.
             Danach, schon leichter, indem sie aus allem ein Spiegelbild macht, eine Lüge, meint sie ganz gelöst zu mir:
             In mir lebt eine meisterhafte Kuh, die die ganze Zeit über brüllt und ermordet. Manchmal  tut es ihr anscheinend weh, und dann scheisst sie überall hin, und die wahnsinnig gewordenen Blumen fressen die Essenz der Scheisse auf und wachsen beschleunigt der Zukunft entgegen."

5

EINE LEIDENSCHAFTLICHE LIEBE
EIN GRENZENLOSES BEGEHREN
EINE FRAGLOSE ZÄRTLICHKEIT

Ein Buch von Miguel Oscar Menassa
Für ein besseres Vertragen mit seiner Lebensgefährtin an Feiertagen
Und an dem einen oder anderen Arbeitstag

 

“Dieser Roman ist ein Denkmal an den Wunsch und nicht an seine Befriedigung, und der Wunsch passt weder in Formen noch in Normen.”  

                        Leopoldo de Luis

“Menassa macht aus der Erotik eine wahrhaftige Enzyklopädie der sexuellen Beziehungen”

Juan-Jacobo Bajarlía


Indio Gris