INDIO GRIS

EINPERSONEN-ZEITSCHRIFT ZUR ANSAMMLUNG VON MÜLL
   NR. 44 JAHR 2001 DONNERSTAG, 29 MÄRZ
ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2001

WIR KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH


INDIO GRIS IST PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES 
21. JAHRHUNDERTS

Indio Gris


INDIO GRIS NR. 44

Dezember 1978

1

  PSYCHOANALYSE DES FÜHRENDEN KOPFES IM EXIL

FRAGMENT 2

Und eine Zusammenfassung ist auch ein Pakt mit jemandem.
Eine Aussöhnung des Buchstabens mit der Politik.
“Ich ist null” hat keine Erklärung.
Man kann es nicht auf etwas reduzieren, was zu Ende gehen soll.
Auch nicht auf das Universum.
Eröffnungsumhängeschloss, “ich ist null”, ist
Inszenierung des gerade Begonnenen.

Wir leben in einer Zeit des Zitterns.
Wer spricht, hat ein Pfand.
Wer schreibt ist ein Einzelgänger.
Wir leben in einem Zeitalter,
in dem das Wahrhaftige mit dem Tun verschmilzt,
das Übrige bis jetzt, das sollten wir wissen,
Psychotherapie für die unerfahrenen Seelen,
für die, die noch, ohne es zu wollen,
als ob sie ein Unglück ertragen würden,
die herrschende Ideologie aufrecht erhalten.
Die Gro
be Ideologie,
die in den Milchproteinen gedruckt ist.
Und Tun will also hei
ben, strahlende Transformation,
nachvollziehbar im Bereich der gesellschaftlichen Beziehungen,
wo sich, wie wir bereits sagten, die Ethik der Mächtigen abspielt.

Zur Psychoanalyse, dem Marxismus und der Poesie
sagen wir, sie sind nur Instrumente des Wissens.
Es ist nicht notwendig, dass  jemand von uns gerettet wird.
Die Gewehre, die Religionen, die Armut
sind Erbe einer mordenden Dialektik.
Wo Sklaverei als legal erklärt wird
und auch die Todesstrafe.
Und eine Liebe, mit Code für den Bereich
Treue und Sicherheit,
sprechen deutlich
von der Wirkung einer Dialektik auf den Menschen,
die, nicht einmal in ihren Transformationen
die Existenz von mehr als zwei Begriffen akzeptiert.
Wo einer die Begabung
und der andere den Wunsch hat.

Eine Theorie von Eingeborenen erdacht,
der Entdeckung der Möglichkeit gegenüber abzuwägen.
Eine Religion, auf der Todesangst erdacht,
zeigt als Ergebnis eine Sklavengesellschaft,
wo Genuss immer mit Tod zu tun hat,
denn den Wunsch hat der, der nicht wei
b,
der, der nicht hat,
der, der nicht zweifelt,
letztendlich,
den Wunsch hat ein vollkommener
zum Tode verurteilter Idiot.
Wo Wissen mit Macht zu tun hat,
denn der, der kann – voller Macht – wünscht nicht, er wei
b.
Wie wir sehen, eine Schmerztheorie in jedweder Richtung.
Wir lehnen uns gegen alles auf.
Auch das Nichts  wird in Frage gestellt.

Von den Drogen
akzeptieren wir immer noch ein paar ihrer medizinischen
Anwendungsmöglichkeiten.
Im allgemeinen versprechen Drogen
einen Beschluss auf schnelleren als auf den
herkömmlichen Wegen.
Und es ist auch sehr richtig,, das das Herkömmliche
nicht unbedingt Lebensmodell sein muss.
Es ist auch richtig, dass keine Droge bekannt ist,
die das Problem der Zeit gelöst hätte.
Wir sagen, jede Droge, auch der Alkohol,
sobald sie versucht, mehr als ein Schlagabtausch des Wissens zu sein,
Wird steril, verwest, genau wie
die geliebte Frau in den Armen.
Die Nekrophilie ist in jedem Fall verboten.
Und von der gegenwärtigen Sexualität denken wir,
sie sei auf den Grundpfeilern von Angebot und Nachfrage organisiert.
Heterosexualität und Homosexualität sind klar und deutlich
Formen einer Dialektik, wo das Feminine und das Maskuline
(letzten Endes zwei gewerkschaftliche Organisationen)
das Schicksal der Menschheit bestimmen.
Die Liebe, wie wir sehen,
existiert nicht.
Bis jetzt existieren Forderungen.
dem Mann, der Frau passiert noch nichts.

 2

                                                                                                              Dezember 1978

 

PSYCHOANALYSE DES FÜHRENDEN KOPFES IM EXIL

FRAGMENT 3

Heute werde ich 38
und da ich 38 werde,
sehe ich nur das eine klar,
wie sich die Leute haufenweise umbringen.
Stellung zu beziehen,
seit Jahrhunderten bis  heute,
hei
bt entscheiden, wer getötet werden soll,
oder, wenn man einfacher Bürger ist,
entscheiden, von welcher Hand getötet wird.
Eine perverse Welt, ich bestehe darauf,
wo alles mit Tod zu tun hat.
In diesem Augenblick, möche ich keine Entscheidung treffen.
Töten oder Sterben, zwei Lebensformen, die mich nicht gro
b interessieren.

38 Jahre, und erneut stelle ich mein Leben in Frage.
Wie möchte ich leben? Was ist leben?
Und so gehe ich durchs Leben und spüre,
ich möchte kein Besoffner sein,
und möchte kein Drogenabhängiger sein
und möchte kein Dichter sein
und Mann und Frau
sie kommen mir zu gering vor für den Menschen.
Und die monogamen Familien ekeln mich an
und auch die Schwulen.
Verteidigen, also verteidigen tue ich im allgemeinen niemanden.

Die Religion geht in beträchtlichen Zahlen unter.
Die Mathematik übersteigt ihre Möglichkeit der Transformation des Realen,
Im Laufe der Zeit wird sie ein Dogma werden.
Die Sonne verlischt.
Die Atomenergie entkommt jeder Art von Kontrolle.
Hiroshima gerät in Vergessenheit.
Russland weicht zurück.
Und die berühmten Papiertiger
sind kurz davor, einen Teil vom Reis aufzuessen.
Die Menschheit schlägt einen verwirrenden Kurs ein
und das übersteigt meine Kräfte.

Gern, also gern würde ich mit jemandem gut auskommen
und dennoch schreibe ich,
dass das Hin und Her der Intersubjektivität,
für die Gro
be Welt zu vertraut ist.
So scheint mir jedenfalls.
Ich vertraue lieber auf meine Arbeitskraft
und dennoch ist mein Schreiben vollblütig,
lebendig, schwer verkäuflich.
Literatur interessiert mich nicht,
und das Leben,  ich wei
b nicht genau, was es ist.
Manchmal denke ich.
Das Leben hat noch nicht begonnen.
Eine Brise zu sein oder ein Windstoss zu sein, sind zur Zeit
die ach so natürlichen Begehren irgendeiner Leidenschaft.
Der Mensch befindet sich im Streit, will sein und kann nicht.
Kann und wenn er kann, interessiert es ihn nicht mehr.
Die Augen, der Mund, der After, eine offene Seele,
oder  ein verschlossenes Herz,
sind noch die Grenzen dieser Unmöglichkeit.
Zu kleine Löcher,
damit der Mensch durch sie ins Sein hineinfällt.
Zu kleine Löcher,
damit durch sie die Menschlichkeit in den Menschen hineinströmt.
Blut und Scham, Seemilch,
aufgewühlte Brüste für die durstigsten Münder,
überreicher Samen steigt an den Permuttwänden deiner Zelle empor,
sind erst noch, Lautmalereien des Menschlichen.
Ein Versuch, vergeblich wie andere,
mit der Bezeichnung das zu Bezeichnete zu erfassen.

Meine Zeit hört auf keine chronologische Ordnung.
Meine Zeit, vergeht nicht, zerplatzt.
Vergeht nicht langsam,
indem sie dem kleinen Menschlein zeigt, dass das Leben vergeht,
Ist die Zeit eine Erfindung der Grausamkeit des Menschen,
Gegen seine eigenen Träume.
Eine notwendige Grenze: die Nacht.
Ein sicherer Anfang: der Morgen.
Als ob die Zeit eine  Figur sei, die zu teilen ist.
Eine mögliche Form und keine
finsteren Stürme und Schneeschauer, Hunger und Cholera,
Wo ihre Existenz immer ist, was war.

Die Wirklichkeit ist nur, was ich sage, und die Zeit
eine Art weiterhin zu glauben, die Wirklichkeit sei dort
und erwartet mich – ausgerechnet mich – seit gestern.

3

MENASSA EN BUENOS AIRES

del 16 abril al 13 de mayo

 

4

DIE RINDERKUH WAR IMMER
ETWAS WAHNSINNIG  

MONOLOG ZWISCHEN DER KUH
UND DEM STERBENDEN
Ein Buch von Miguel Oscar Menassa

"Ich habe Verlangen, Esslüste, Hunger auf Jahrtausende, und jetzt wollen sie mich abstillen mit einem Stück Käse, Wucherungen einer Weidekuh, oder die gleiche Kuh mit Stöcken erschlagen und auf dem Tisch zerstückelt, erinnert an alte Rituale, als die Menschen sich einander auffrassen, und das war die Liebe.
              Ich steche erbarmungslos mit meinem Messer gegen das Herz der Kuh, und die Kuh brüllt auf, sie zerreisst sich aus Leidenschaft dem Mörder gegenüber. Und ich, mit der Präzision eines Chirurgen, trenne Fett und Nerven ab und gebe meiner Geliebten einen Bissen von den verkohlten Eierstöcken der Kuh.
              -Wir sind frei, sagt sie zu mir, während sie dem Knirschen ihrer Zähne zuhört und versucht, die verbrannten Teile des Universums zu beugen.
             Danach, schon leichter, indem sie aus allem ein Spiegelbild macht, eine Lüge, meint sie ganz gelöst zu mir:
             In mir lebt eine meisterhafte Kuh, die die ganze Zeit über brüllt und ermordet. Manchmal  tut es ihr anscheinend weh, und dann scheisst sie überall hin, und die wahnsinnig gewordenen Blumen fressen die Essenz der Scheisse auf und wachsen beschleunigt der Zukunft entgegen."

5

EINE LEIDENSCHAFTLICHE LIEBE
EIN GRENZENLOSES BEGEHREN
EINE FRAGLOSE ZÄRTLICHKEIT

Ein Buch von Miguel Oscar Menassa
Für ein besseres Vertragen mit seiner Lebensgefährtin an Feiertagen
Und an dem einen oder anderen Arbeitstag

 

“Dieser Roman ist ein Denkmal an den Wunsch und nicht an seine Befriedigung, und der Wunsch passt weder in Formen noch in Normen.”  

                        Leopoldo de Luis

“Menassa macht aus der Erotik eine wahrhaftige Enzyklopädie der sexuellen Beziehungen”

Juan-Jacobo Bajarlía


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