INDIO GRIS

EINPERSONEN-ZEITSCHRIFT ZUR ANSAMMLUNG VON MÜLL
   NR. 41 JAHR 2001 DONNERSTAG, 8 MÄRZ
ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2001

WIR KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH


INDIO GRIS IST PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES 
21. JAHRHUNDERTS

Indio Gris


 INDIO GRIS NR. 41

1

 Spanien verzichtet auf die gleichen Mabnahmen, die andere Länder gegen die Maul-und Klauenseuche durchführen. Es wartet darauf, dab sich zeigt, England ist doch lieb; unterdessen gab der britische Landwirtschaftsminister Nick Brown zu, es sei nicht möglich, den Ausbruch der Maul-und Klauenseuche aufzuhalten, d. h. es bleibt nichts anderes übrig als sie zu exportieren.

 2

 Spanien ergreift Massnahmen gegen die englische Maul-und Klauenseuche, kann aber nichts gegen den spanischen Rinderwahnsinn unternehmen.

 Es schickt 24 Ecuatorianer zurück, hat aber kein Geld für die 24.000, die sich beim Regierungsprojekt eingeschrieben haben.

 Die Überschwemmungen schleppen Viren und Bakterien durch ganz Europa. Aber Spanien läuft gut, in der Strabe calle Princesa stürzt ein Gebäude mit 3 Stockwerken  in sich zusammen, und die Fachleute sagen, es wäre wegen des Regens.

 Auf dem Flughafen Barajas haben die Flugzeuge bis zu einem Tag Verspätung aufgrund des Pilotenstreiks, die Piloten sagen, es wäre wegen des Regens.

 Der Regen, die Feuchtigkeit als sein Ergebnis, ist verantwortlich für die Misshandlungen, die fast alle Männer der  zivilisierten Welt ihren Frauen antun.

 Die Lämmchen wollten den Kühen nicht nachstehen und wurden auch krank, und die Schweine waren schon immer böse.

 Das Gemüse,  das Obst ist verseucht und das Kraut hat den Lachvirus.

 Ohne etwas Natürliches zum Essen hat sich der Mensch selbst übertroffen, er ist zum Selbstversorger geworden, er isst seine eigene Scheisse.

 3

 28. Juli 1978, Madrid

LIEBE MAMA,

ich denke mir bereits einen Gesundheits- und Vorsorgeplan für uns alle in Madrid aus, denn Ausländer gelangen nur schwer an so was wie Gesundheit und Sicherheit.

LIEBER PAPA,

Ich möchte Dir mitteilen, dass die Demokratie nicht existiert, auch nicht in Spanien. Alle Gesetze, und das geschieht in der ganzen Welt, richten sich nur nach dem Willen der Mächtigen.

Und jemand Mächtiges ist der, von dem Du  zu mir sprachst, als ich noch ein Kind war. Geld haben, Ansehen haben. Noch nie waren Deine Worte besser angebracht als in einem Land, Spanien, wo man, um ein Kind im Standesamt eintragen zu lassen, ein Bankkonto braucht.

Ich habe mich dazu entschlossen, mich nach und nach den notwendigen Gesetzen zu unterwerfen, um leben zu können. Ich habe Konten, eines in Peseten in der Banco Meridional und ein anderes in Dollar in der Banco de Financiación Industrial. Langsam bemühe ich mich darum, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Ich versuche mich diesem Land, wo ich nun mal leben soll,  gut anzupassen.

 Und sich anzupassen ist niemals einfach. Alle Leute stellen ihre Ansprüche, und ich stelle auch die meinen.

 Ich werde auf den Tisch legen, was ich als meine Menschenrechte verstehe. Alles werde ich langsam machen, ich bin fast ein weiser Mann. Ich sitze nicht mehr in der Klemme, überhaupt nicht. Zur Zeit sehen mich ein paar Leute als einen der besten lebenden Schriftsteller an, der Rest, so stelle ich mir das vor, kommt von selbst.

 Ich umarme dich.

 P.S.: Mein nächstes Buch wird 350 Seiten haben. Wie findest du das , Papa? Ich bin dabei, mich dem grobartigen Buch zu nähern, von dem Du immer wolltest, ich solle es schreiben.

 4

 26. Juli 1978, Madrid

 MEINE LIEBE,

 Also gut, die Spiegelbilder lauern auf und der, der nicht leidet, weil er hat, wird leiden, weil er nicht weiss, und es gibt nichts Besseres.

 Ein wütender Sommer kündigt eine brilliante Zukunft für unsere Haut an.

 Der gleiche wütende Sommer erinnert mich ans Meer. Schreiben ist immer eine Herausforderung, immer eine hoffnungslose Inszenierung. Eine auf jeden Fall menschliche Handlung.

 Kleine Briefe, kleine Schriftstücke, meine geliebten Gedichte führen allmählich zu einem grobartigen Buch, das den Namen GRUPPE 0, DIESES UNMÖGLICHE UND PSYCHOANALYSE DER FÜHRERS tragen wird.

 Etwa 300 Seiten, mit denen versucht wird, einer neuen Verbindung gerecht zu werden, für die – wie der Schriftsteller sagt – wir noch nicht bereit sind, nicht einmal wir selbst.

 Das Buch beginnt mit einer Einführung von 100 Seiten, deren erste Worte vom 10. August 1977 stammen.

 Wenige Tage nach meiner zweiten Ankunft in Madrid.

läuft alles gut.

Ich freue mich,

fühle, mein bestes Werk beeendet zu haben,

Salto Mortal,

ein Buch, in dem es dem Dichter gelingt, das Dümmste in Poetisches zu verwandeln,

das Banalste, was wir alle kennen.

Nach und nach wird es uns gelingen,

gewisse ethische Werte,

werden durch die Luft fliegen.

 Wie du siehst, ein guter Anfang, eine Art und Weise zu sagen, dass alles, was passiert, unser Leben ist.

 5

 26. Juli 1978, Madrid

 MEINE LIEBEN,

 ich muss zugeben, mein Schreiben setzte eine Stunde lang aus. Ich wanderte durchs Haus, ab von der Liebe die reifen Früchte des Sonnenuntergangs, alterte gemeinsam mit der Sonne in ihrem vollkommenen Niedergang, und vor der Rückkunft küsste ich die halbgeöffneten Lippen der Fülle.

 Euch zu schreiben, ist etwas, was ich nicht kann. Es ist etwas Neues für mich, es ist etwas wirklich Revolutionäres unter uns, denn wie wir alle wissen, das Unterdrückte an unserer Bewegung, was immer man auch sagen mag,  ist die Heterosexualität.

 Also gut, ich versuche auf dem fortzuschreiten, was uns zurückhält.

 Ein Mann, eine Frau sollten so sein wie es der Dichter sagt, ein Rand eines tadellosen Abgrunds , ein Mann und eine Frau sollten das sein, was sie sind.

 Und das ist nicht, wie man annimmt, etwas Natürliches. Ich irre zwischen den Sternen umher und durchstreife erbarmungslos die Erinnerungen, ich suche einen Gesellschaftsvertrag zwischen uns und finde nichts vor, ich suche eine Harmonie zwischen unsren Worten und finde mich wiederum kopflos vor, ohne zu wissen, was ich sagen soll, ohne zu wissen, wem ich sagen muss, was ich noch nicht weiss.

 Jemand von uns sagte einmal, alles sei eigentlich die Freude der Gründung, und ich  frage mich also: wenn es doch einer kann, warum können es dann nicht alle? Wenn es doch fast alle Männer können, warum können es dann nicht alle Frauen? Und ich frage mich und spreche mit mir morgens allein und sage mir, einige Überlegungen, die ich über die Untätigkeit,  das Nachsinnen und den Neid angestellt habe, reichen nicht aus um das zu erklären, von dem ich annehme, es sei ein Phänomen.

  Indem ich versuche, meinem Grössenwahn freien Lauf zu lassen, sage ich Euch, wir befinden uns der Gelegenheit des Könnens gegenüber, wenn auch nicht alle, denn keine Lebensform soll das Absolute erreichen, wenigstens alle, die begehren.

 Also demnach, eine Art zweiter Stiftung, oder was wir mal einfach so genannt haben, die Erste Internationale der Gruppe 0.

 6

DIE RINDERKUH WAR IMMER
ETWAS WAHNSINNIG

MONOLOG ZWISCHEN DER KUH
UND DEM STERBENDEN
Ein Buch von Miguel Oscar Menassa

"Ich habe Verlangen, Esslüste, Hunger auf Jahrtausende, und jetzt wollen sie mich abstillen mit einem Stück Käse, Wucherungen einer Weidekuh, oder die gleiche Kuh mit Stöcken erschlagen und auf dem Tisch zerstückelt, erinnert an alte Rituale, als die Menschen sich einander auffrassen, und das war die Liebe.
              Ich steche erbarmungslos mit meinem Messer gegen das Herz der Kuh, und die Kuh brüllt auf, sie zerreisst sich aus Leidenschaft dem Mörder gegenüber. Und ich, mit der Präzision eines Chirurgen, trenne Fett und Nerven ab und gebe meiner Geliebten einen Bissen von den verkohlten Eierstöcken der Kuh.
              -Wir sind frei, sagt sie zu mir, während sie dem Knirschen ihrer Zähne zuhört und versucht, die verbrannten Teile des Universums zu beugen.
             Danach, schon leichter, indem sie aus allem ein Spiegelbild macht, eine Lüge, meint sie ganz gelöst zu mir:
             In mir lebt eine meisterhafte Kuh, die die ganze Zeit über brüllt und ermordet. Manchmal  tut es ihr anscheinend weh, und dann scheisst sie überall hin, und die wahnsinnig gewordenen Blumen fressen die Essenz der Scheisse auf und wachsen beschleunigt der Zukunft entgegen."

6

EINE LEIDENSCHAFTLICHE LIEBE
EIN GRENZENLOSES BEGEHREN
EINE FRAGLOSE ZÄRTLICHKEIT

Ein Buch von Miguel Oscar Menassa
Für ein besseres Vertragen mit seiner Lebensgefährtin an Feiertagen
Und an dem einen oder anderen Arbeitstag

 

“Dieser Roman ist ein Denkmal an den Wunsch und nicht an seine Befriedigung, und der Wunsch passt weder in Formen noch in Normen.”  

                        Leopoldo de Luis

“Menassa macht aus der Erotik eine wahrhaftige Enzyklopädie der sexuellen Beziehungen”

Juan-Jacobo Bajarlía

7

NIMMT DIE
REALITÄT VORWEG


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