INDIO GRIS
EINPERSONEN-ZEITSCHRIFT ZUR
ANSAMMLUNG VON MÜLL
NR.
22 JAHR 2000 DONNERSTAG 26. OKTOBER
ES
FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT
UND VERANTWORTET: MENASSA 2000
WIR KÖNNEN ZWAR NICHT
SPRECHEN,
DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH
INDIO GRIS
IST
PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION
DES 21.
JAHRHUNDERTS
INDIO GRIS NR. 22
Heute konnte ich ihr unmöglich zuhören, nicht einmal indem ich mich auf sie fallen liess. So entspannte ich mich im Sessel in Erwartung der Tentakeln des Lebens. Nach fünfzehn Minuten sagte sie klar und deutlich:
-
Ich werde etwas bezahlen, werde etwas ausgeben und werde jede Illusion
begraben.
2
Mit meinem Vater hatte ich schon vor langem abgeschlossen, sodass mir das mit der kleinen Erbschaft ein wenig ungelegen kommt.
Das
Beste wird sein, ich gebe dieses Geld schnell aus.
3
Heute
ist Montag, der 6. März 1995: nur noch sieben Tage bis zum Flug nach Kuba. Noch
habe ich weder meine Vorträge noch Dichterlesungen vorbereitet. Das heisst ich
fliege nach Kuba so wie man zur Begegnung mit einer Geliebten geht, ohne
vorherige Gedanken, es mag geschehen, was auch immer geschehen mag.
4
Ich
bin in tausend Liebes- und Geldgeschichten mit mehr als hundert Leuten
verstrickt Mit der Reise nach Kuba wird alles in Frage gestellt. Sobald ich aus
Kuba zurückkomme, wenn ich zurückkomme, werde ich von neuem versuchen,
Entscheidungen über mein ganzes Leben zu treffen.
Zu
wunschglücklicher Stunde spüre ich den Schmerz, die Freude zu leben.
5
Ich
kann nicht aufhören daran zu denken, dass bald alles am Arsch ist, aber ich bin
glücklich, ich habe ein Bild gemalt, ein Gesicht. Bei der natürlichen
Begegnung mit den Dingen des Lebens habe ich die Freiheit entstehen sehen, und
das fand ich toll, wunderbar.
6
25.
Mai 1995: Ich verstehe nicht, was sie mir sagen, auch nicht,
wovon sie sprechen. Ich merke, dass ich sehr weit von einer Lösung
entfernt bin.
Das
einzige, was mir bleibt ist der Verzicht auf alles, und alles ist für mich die
signifikante Gruppo 0. Verzicht, Verzicht. Das, nur das, Verzicht.
Verzichten
muss man. Ich muss verzichten. Ich werde verzichte.n. Schluss mit der
Gruppe
0:
7
Ich
bin dabei, alles und nichts zu verstehen.
Alles: der tod ist unvermeidbar.
Nichts: das Leben ist auch unvermeidbar.
Geisteskrankheiten
haben mit der Distanz zu tun, auf die das Subjekt zu dieser Wahrheit geht.
8
Ich
muss nicht weiter herumspekulieren. Es war alles schon da. Der einzige radikale
Unterschied ist der zwischen arbeiten und nicht arbeiten.
Was
tun, frage ich mich, um normal, egoistisch, dumm zu sein.
Jetzt
muss ich alles lassen, alles. Die Liebe zur Poesie, mich dem vollen Leben
widmen, dem öffentlichen Schreiben, der äussersten Macht des geschriebenen
Wortes.
9
Jedesmal, wenn ich Bilanz ziehe, sagte der Verurteilte, fühle ich, dass ich von Tag zu Tag weniger habe. Das Gefühl, in den ersten zwanzig Jahren freiwilligen Exils betrogen worden zu sein, ist unverändert vorhanden.
Ich
möchte den Kreislauf sprengen. Jetzt, gerade jetzt, verstehe ich das NEIN von
Lacan zu seiner Schule. Es gibt eine Zeit, in der niemand wachsen möchte und
auch das vollzogene Wachsen nicht annehmen möchte, wenn der Chef verzichtet, öffnet
sich in diesem Augenblick eine Wahrheit für jeden, auch für den Chef.
10
Ohne
Angst, ohne Schuld, ohne Gewissensbisse sollten wir für eine KULTUR kämpfen, wo die Poesie Steuern einnimmt.
11
Sie
möchte von mir etwas Starkes, wenn auch nur einen Schrecken, etwas, wobei sie
mit einem gewissen Mass an Grandezza träumen kann.
12
Wenn
ich nicht so anspruchsvoll wäre, sagte sie mir heute morgen, wäre ich sehr glücklich
und ich antwortete:
Aufhören
zu leben, um zu leben, etwas gutes! Alle Zeit, das ist’s, was ich für mich
will.
13
Sonntag,
der 9. August 1988: Ich bin in meine eigene Zukunft verliebt, ohne fast nichts
zu wissen, von dem was mir passieren wird, etwas wird mir passieren, und diese Möglichkeit
ist der ganze Grund meiner Liebe.
Liebe
zu dem, was mir passieren wird. Die Noch-Nicht-Schritte, ich liebe
hingebungsvoll die Noch-Nicht-Verse, die noch nie vorgestellten
Liebesbeziehungen.
14
Klangvoll
hole ich die Fahne des Todes ein, und ramme sie mir ein.
Turmhohe Worte, steilküstenhafte Sätze, blutschmutzige Wäsche,
in mir fliegend, in meinem Innneren, und es kracht in allen Fugen.
Klangvolles offenes Gelächter des Todes; tönt wie Zerreissen von Seidenstoffen
im Meer.
15
März
1991: Ich bin glücklich, so viel in kaum 30 Jahren erreicht zu haben und jetzt,
wo die Poesie den Höhepunkt allen Denkens, allen Wissens erreicht hat,
bin ich noch nicht befriedigt, möchte
immer noch geniessen.
Die
erste Vereinigung zu Poesie und Psychoanalyse, die mir einfällt, als ich mit 16
Jahren, bevor ich mein erstes Buch veröffentlicht hatte,
ich gewöhnlich zur Mittagszeit in Fabriken ging.
Während
die Bestien assen, las ich ihnen meine Verse vor. Manchmal während ich las, hörten
sie auf zu essen, um zu lachen oder zu fluchen, und ich fühle mich verstanden.
Dann
unterhielten wir uns schreiend, und ich versuchte ihnen zu erklären, dass
Gedichteschreiben eine Arbeit sei, so ernstzunehmend und entfremndend wie die,
die sie selbst erledigten.
16
Erinnerungen
töten manchmal, wie einige Psychoanalytiker behaupten, und manchmal lassen uns
die Erinnerungen auferstehen, wie einige Dichter behaupten.
Es
war unmöglich, sich nicht zu erinnern, so dass ich je nach Boss, für den ich
arbeitete, jeden Moment am Sterben oder Auferstehen war. Für nichts hatte ich
Zeit. Eines Tages hielt mich das Andere Geschlecht in der Wahrheit der
Psychoanalyse zurück und in der Freiheit der Poesie, und da war ich so verrückt
wie nie zuvor.
Die
Freiheit war vor zwei Jahrhundeten zuende gegangen,
und es war unmöglich, die Wahrheit zu finden, ohne sie in etwas anderes
zu verwandeln.
17
Ich
ging auf meinen Weg zurück und fand etwas. Wir Menschen sind wie die Affen. Es
ist nicht nur komisch, dass einige Menschen denken, sie wären besser als andere
Menschen, höher entwickelt. So würde auf diese Weise eines Tages der
Supermensch kommen (der Verehrte und Legitime) und würde mit den übrigen
Menschen machen, was wir Menschen mit Tieren und Pflanzen machen.
18
Es
gibt Dinge, die man nicht macht.
Wenn man sie macht, spricht man nicht darüber.
Und wenn man darüber spricht, erzählt man keine Einzelheiten.
19
28.
September 1993. Ibiza. Ich bringe es wahrhaftig nicht fertig, mich an
irgendeinene Art der Einsamkeit zu gewöhnen.
Das
Ende der Analyse ist die Konstruktion eines neuen Gespensts, ist nicht das Ende
der Analyse. Und dieses Gespenst wird anstatt des ES konstruiert, aber unter der
Bedingung einer Arbeit über Formen des Unbewussten (Träume, Witze,
Misserfolge, Syptome).
Wir
können sagen, das ES (1923) erscheint in der Freudschen Metapsychologie unter
dem Begriff Urverdrängung, während das Unbewusste der Wirkung des Nachdrängens
standhält, das heisst der eigentlichen Verdrängung.
Wir könnten sagen, dass das ES ein “Ding” ist, das bereits in der ersten Schicht existierte, aber es gab kein Mittel um es unentstellt zu nennen, da es sich um ein “Ding” handelt, das Widerstand leistet, genau dann, wenn es genannt wird.
Hier
ist ein “Ding”, das ich nicht nennen kann, folglich kann es nicht
verwechselt werden, weder mit dem Unbewussten noch mit seinem Triebstau.
20
Lacan
führt den Terminus “real” nicht nur ein, um damit zu bezeichnen, was Worte
nicht nennen können, sondern auch, was Worte hervorbringen können. Das ES, das
Reale, hat keinen Namen und wird von Worten hervorgebracht.
Es
besteht das unzugängliche Reale nur, weil der Mensch spricht und von der Welt
abgetrennt ist, aus der Welt ins Exil geschickt, durch das ganze Gewicht der SPRACHE. In diesem Sinn ist das erste unzugängliche Reale
weder die Gegenstände noch Dinge unserer Umgebung, sondern das Subjekt selbst.
Es ist das Subjekt, das vor allem im Realen abgelehnt wird, und das genau ist die Urverdrängung, die in der zweiten
Schicht ES genannt werden wird.
Dieser
Platz des ersten Realen ist der Ort
des Nichtgewussten, der Ort, der der Konstruktion des Gespensts durch
Interpretation vorbehalten ist.
ES
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do funchal Conjunto
Monumental do Infante, 2º Andar Kurs:
Freud: 100 Jahre Traumdeutung 27. und 28. Oktober 2000 in Funchal |
Am
Montag, den 13. November, 19 Uhr Die entsprechende Urkunde wird von |
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VERLAG
GRUPPE 0 stellt vor: POETA CONDENADO von Miguel Oscar Menassa DONNERSTAG 9 DE NOVIEMBRE DE 2000 A LAS 22,30 UHR EINTRITT
FREI |
SALAC
La Plata 10
November de 2000 |
VERLAG GRUPPE 0 FREITAG,
17.NOVEMBER
2000
EINTRITT FREI |
“Dieser
Roman ist ein Denkmal an den Wunsch und nicht an seine Befriedigung, und
der Wunsch passt weder in Formen noch in Normen.” Leopoldo de Luis |
“Menassa macht aus der Erotik eine wahrhaftige Enzyklopädie der sexuellen Beziehungen”. Juan-Jacobo Bajarlía |