INDIO GRIS

EINPERSONEN-ZEITSCHRIFT ZUR ANSAMMLUNG VON MÜLL
   NR. 18  JAHR 2000 DONNERSTAG 28. SEPTEMBER
 ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2000

WIR KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH


INDIO GRIS IST PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES 21. JAHRHUNDERTS

Indio Gris


 INDIO GRIS NR. 18

1

18. SEPTEMBER DES JAHRES 2000-10-08: Heute werde ich, wie schon so oft, ein neues Leben beginnen. Ich werde alles aufgeben bis auf meine bereits bestehenden Notizbücher, in denen ich allersorgfältigst, höchstgeduldig, die Einzelheiten einer Stiftung entwarf, und genau das kann man nicht aufgeben.

2

Ich bin auf der  Hut, aber das reicht nicht. Um etwas zu produzieren, muss man etwas  erarbeiten. Und sobald ich bemerke, dass ich an  einer bestimmten Stelle bin,  bemerke ich auch, dass ich wohl etwas gemacht habe, um da zu sein.

Nachdem ich vier meiner besten Gedichte geschrieben habe, fühle ich, für mich ist jetzt die Stunde des Geschäftemachens gekommen., Schreiben und ähnliches ist gut für die jungen Leute.

3

  Jedesmal, wenn ich mich retten wollte, schrie der Verurteilte, führte mich eine meiner eifersüchtigen Geliebten auf den Weg meines Verderbens.

4

  Mai 1984: Indem ich Misserfolge und Bestürzendes errichtete, kam ich bis hier. Jetzt habe ich überhaupt keine grosse Lust mehr zu irgendetwas. Ich tue was, wenn ich es eben tun muss, ich gewöhne mich ganz gut so allmählich an das, was  halt sein muss, aber Lust, also wirklich Lust, ich glaube, manchmal habe ich nicht einmal Lust, mich zu bewegen, aus Mangel an Lust. Und dazu möchte ich erklären, dass es mir nicht schlecht geht, ich bin ruhig. Ich verdiene genug für´s Essen, und auch,  damit meine Kinder zu essen haben, um die Raten meines Autos, meiner Wohnung und Möbel abzuzahlen, ich kann einige Artikel in einigen Zeitschriften veröffentlichen,  und wenn es mir gelingt, etwas mehr zu verdienen, könnte ich all diese Artikel zur Psychoanalyse veröffentlichen, die ich von anderen fleissigeren Autoren als ich, abgeschrieben habe. So könnten 30 Jahre vergehen und alle Welt wüsste, wo sie mich finden könnten. Zu Hause sitzend im Winter, vor dem Kaminfeuer mit einem Stück Papier in der Hand bzw. im Sommer, in der Sonne sitzend, beobachtend wie die kleinen Topfplanzen wachsen, und ich sehe meine Kinder wachsen in der Hoffnung, dass sie es besser machen als ich. Un danach Schritt um Schritt, hätten meine Kinder Kinder, und ich werde älter  und ein Journalist wird sagen, wenn ich das wirklich gemacht hätte, wäre ich ein grosser Schriftsteller geworden. Und ich werde ihm antworten, ich hatte keine Zeit, ich musste zum Supermarkt.

Ich muss mich etwas entschuldigen, ich bin sehr traurig, aber irgendjemand in meiner Situation würde noch weniger können.

5

Ich muss mich von mir entfernen können, um mich den Aufgaben nähern zu können, denen ich nachkommen muss.

6

Alles ist Schmerz Geliebte und ich gehe ohne genaue Richtung durchs Leben aber vielleicht schreibe ich dir, wirst schon sehen:

Ich werde deinen Körper für immer an meine Worte fesseln.

Brieftaube, deine Stimme wird nicht erklingen, nur zwischen meinen Akkorden.

 7

16. März 1885: Heute brachte ich aus der Praxis 10 Ölbilder für zu Hause mit. Heute hat der eigentliche Umzug begonnen. In einem Monat werde ich vollkommen umgezogen sein. Es interessiert mich gar nicht ein armer und verzweifelter Schriftsteller

zu sein. Die finanzielle Situation ist erbärmlich, obwohl noch nicht katastrophal. Mich sorgt sehr, die Art und Weise zu scheissen. Ein bisschen verstopft. Als ob es da etwas gäbe, was in mir bleiben wolle. Da ist etwas, was ich nicht hergeben möchte, etwas, was ich nicht in Umlauf bringen möchte, so als ob die Tatsache des Geldes geheim und einsam sein müsste. Wahrhaftig der einzige heute, der den Gedanken erträgt, und das nicht einmal gut, dass ich ausreichend Geld verdiene, um mein Zeug zu bezahlen und noch etwas fürs Spielen übrig zu haben, das bin ich.

Alles ist möglich wenn nur das, was sich bewegt, die Welt des Wunders ist.

Nachmittags mehrere Millionen zu gewinnen und am nächsten Tag nichts fürs Essen zu haben.

Alles ist möglich, wenn nur, was singt ein Singer ist.

8

Wieder eine Woche, ohne einen grossen Treffer im Toto, wieder ein Wochenende mit dem erneuten Entschluss, am Montag zur Arbeit zurückzukehren. Aber es wird, so Gott will, ein Sonntag kommen, da werde ich sagen können: Heute ist Schluss, heute beginnt ein ein neues Lben. Und ich werde meine Patienten einen nach dem anderen anrufen und sagen, ich werde 14 Tage in Urlaub gehen, und wenn mich jemand fragt, warum ich 14 Tage in Urlaub gehe, wo es doch noch so lange hin ist bis zum Sommer, werde ich in aller Ruhe antworten, dass Geld Entfernungen verkürzt und mit dem Wetter macht, was es will. Dann werde ich schon wieder an meine Arbeit gehen, wenn ich es auch nicht nötig hätte. Etwas schulde ich der Welt.

9

Heute habe ich 25.000 Peseten verdient und meinem Sohn Antonio 5.000 geschenkt. Wir vertragen uns sehr gut miteinander, bevor er heiratet. Ihm wird es gut gehen in dieser Firma. Und wenn er sein erstes Geschäft erfolgreich beginnt, wird er andere schaffen.

10

Ich weiss nicht mehr, wie ich leben soll, schrie der Verurteilte, ich empfinde etwas Schmerz bei allem. Und dabei, Geliebte, kam´s noch nicht zum Salto Mortale.

11

25. Mai 1985: Heute habe ich beschlossen, in Spanien zu investieren, und weil ich kein Geld habe, werde ich mein Leben als Investition einbringen.

12

Ich muss wohl irgendwie besessen sein, schrie der Verurteilte,  und kurz darauf  hatte er Bluthochdruck mit unbekannter Ursache.

13

Ich komme nicht aus einem fremden Land, ich lebe in dieser Stadt und ich will, schrie der Verurteilte, ein Fünf-Sterne-Alter für mich.

14

Also entdeckt, was man so entdecken nennt, habe ich schon alles entdeckt. Jetzt sollte ich etwas tun, eine Zukunft bauen.

Einen Teil der KULTUR privatisieren, sie uns zu eigen machen.

15

26. Februar 1994: Ich bin niemals hier, sagte der Verurteilte, ich war immer die anderen, immer war ich auf der anderen Seite.

Um entschlossen mit jedem Delirium, jeder Einsamkeit brechen zu können.

Ich breche alle Schranken, die mir der Geldmangel auferlegte, die einzige Schranke bin jetzt, ich.

16

Er denkt den ganzen Tag an seine Mutter. Seine Mutter denkt den ganzen Tag an ihren Bachnabel. Sie begegnen sich und trennen sich, aber niemals findet jemand einen Unterschied dabei.

17

Sie spricht nicht, weil sie sich für ihre Fantastereien schämt. Heiraten und mit mir (ihrer Mutter) Kinder haben, klar, es ergeht ihr schlecht im Leben.

18

7. Juni 1984: Ich muss die neuen Wege beschreiten können, ohne die alten Berater zu konsultieren.

19

Jede Revolution muss in etwas nachgeben, um sich als solche zu verwirklichen. Eine Politik des Nichtnachgebens, verwandelt den möglichen revolutionären Akt in einen nebensächlichen Akt oder unmittelbar in etwas Sträfliches.

20

Die Hölle war in mir, sagte sie beim Hereinkommen und schwieg.

Ich bin gekommen, weil ich sprechen möchte, und danach bleibe ich stumm oder habe Visionen. Vorher sah ich Monster oder Tiere in den Wolken und jetzt, sehe ich menschliche Gesichter, die einander küssen. Ich habe den Kopf voller Dreck.

Sie können etwas davon hierlassen, sagte ich , und da sie beharrlich schwieg, forderte ich sie auf, beim nächstenmal weiterzumachen. 

21

17. Januar 1985: Ich fange an, eine Zukunft für mich hier in Spanien zu sehen.

 22

Es macht mich wahnsinnig, in Arganda zu leben. Kein Modell passt, um zu erklären, was mit mir los ist. Ich habe zwar keine Todes- aber Krankheitsphantasien. Heute geht es mir weniger schlecht, ich möchte nur krank werden, ohne zu sterben.

23

18. Januar 1985: Die Einladungen des Kulturzentrums Conde Duque  für die Präsentation des Aktes LEYENDO A FREUD Nº CERO sind fertig.

24

Nach langer Zeit habe ich 60.000 Peseten beim Glücksspiel gewonnen. Genial!

Ich muss 160.000 Peseten bezahlen, die ich nicht habe. Witzig!

25

60 WERDEN

KAMERAD GEWORDEN

Auch ich war Lebenskamerad
im liebenswerten Freundschaftsschützengraben
und im dunklen Todesschützengraben.

War zerstückelter Graben, ruhiger
Scheiterhaufen,
Fleisch zu nichts nütze, nicht mal zur
Liebe, offenes, volles Wort, das nicht fliessen konnte

Ich war dieses Stück blutiger Pflasterstein
ein Tango den man nur tanzt im Erleben
die Strassenbahngleise in der Todeskurve.

Ein Kuss auf dem Bahnsteig des abgefahrenen Zugs,
Sterne an einem entfernten Himmel geparkt, eine Liebe, indem sie starb, niemals existent.    

War Kamerad  amerikanischen Bodens und sähte die Zukunft des Wortes.  Poesie, in der Zukunft wird sie Liebe sein.
Kamerad, alle zusammengebunden
kämpfen sie um die Buchstaben des Brots, um das Dahinsiechen in guter Hand.

Kämpfen Kameraden, alle zusammen
für einen gerechten Lohn, falls es ihn gäbe, eine gegenseitige Liebe, die es nicht gibt.

Geschichten, die das Gedächtnis auslöschen und den Körper ohne Erinnerung hinterlassen,
den traumklanglosen Kuss.

Ich gehöre hier her, Kamerad, hier mein Leben, hier alle meine Pflanzen, mein Salat, 
Die Erdendinge in meiner jeden Liebe.                    
                                  

Kamerad des Wassers ich sähe für dich
Früchte so riesig wie hohe Illusionen:
alle zusammen überwältigen sie die Traurigkeit.

Ich Zauberer lege um den Hals der Welt
den Gürtel der Abwesenheiten des Gedichts,
Kamerad des Himmels beweine ich die Einsamkeit.

Und ich sage auch, ich habe für die Verrückten,                  
Die Seelenkranken, einen Kameraden.
Liebesbestie, zerfleischt und einsam.

Und  war der grosse Kamerad der Nacht,
des schlaflosen Menschen, der nicht schläft
und der Welt, die die Seele ändern möchte.  

Kamerad der schöngewachsenen Akrobatin,
die sich in der Liebe wiegt,
unaufhörlich.
Fällt und erreicht den Zenit und sagt kein Wort.

Kamerad des fleissigen Mannes
Eisen für die Liebe, schwach an Zukunft,
Jemand der bereits verlor, was nicht war.

Kamerad der Frau, die ohne zu blicken,                                     
richtungslos läuft, hin und
her,                                         
Ohne zu verstehen, weshalb niemand sie                                                            

Der fleissigen Frau und ihres Schicksals:
aus dem Brot eine Wahrheit machen und aus der Liebe,
einen Traum den Schatten
zwischengewebt.

War Kamerad des Buchstabens  und des Steins,
des Buchstabens der heiter das Wort erreicht,
immerwährender Stein von Sex und Liebe.

Kamerad von mir, war geblendet,
wie Sternschnuppen blenden,
von einem meiner Verse, die ich nicht schrieb.

War müssiger Kamerad des Todes,
bewachte ihn, bewachte ihn den ganzen Tag,
aber im  Traum, war er der Stärkere. 

WAHRHAFTIG ÄLTER

Der Jubliar Miguel Oscar Menassa in Erwartung des 70. Lebensjahres      

Antonia San Juan beim Rezitieren eines Gedichts von  Federico Garcia Lorca

Der Schauspieler Luis Miguel Segui während einer seiner  Monologe                         

die Geburtstagstorte

Das Abendessen, der Wein .........

Die Dichterin Carmen Salamanca rezitiert ihr Festgedicht für Miguel Oscar Menassa .                

Der Dichter Miguel Oscar Menassa rezitiert das Gedicht links. “Wahrhaftig, älter geworden.”          

Botschafter Israels
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