INTERNET-WOCHENZEITSCHRIFT
NR.
174 JAHR 2003 DONNERSTAG, 16 . OKTOBER

 

ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2003

 WIR KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH

Huella feroz


INDIO GRIS IST PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES
21. JAHRHUNDERTS

 Indio Gris


INDIO GRIS NR. 174

JAHR IV

LEITARTIKEL

GESPRÄCH MIT DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA FÜR DIE ZEITSCHRIFT “EL INDIO GRIS”

Carmen Salamanca: Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, La poesia no se enamora nunca (Niemals verliebt sich die Poesie) zu produzieren?

Miguel Oscar Menassa: Also, wissen Sie, was da los ist? Rein zufällig finden sich in der Grupo 0 (ich meine damit die Filmproduktionen) Leute zusammen, die sich viele Filme angesehen haben, viel Musik gehört, viele Bücher gelesen, viele Bilder angesehen haben und oft ins Theater gegangen sind. Davon genau spreche ich, dass in diesen Leuten ein unbewusstes Wissen über das Theater, die Dialoge, den äußeren Eindruck, die Malerei entstanden ist, und sie konnten dieses Nicht-Wissen nicht zeigen, deswegen kamen wir darauf, dass unter so vielen intelligenten Leuten, die um uns waren (und glauben Sie bitte nicht, das wir nichts zu tun hätten) ...

Und zwar das ganz Neue an diesen Produktionen ist, wir glauben nämlich, dass wir alle daran beteiligt sind, niemand von uns kommt auf die Idee, alleine nach Hause zu gehen und dort das zu machen, was wir alle zusammen machen. Deswegen sind wir alle davon überzeugt, dass jeder einzelne von uns Verantwortung trägt und an der Herstellung des Produktes beteiligt war, auch wenn er an diesem Tag nicht gerade dabei war.

CS: Ein Team.

MOM: Gut, ja, man nennt diejenigen Leute ein Team, die im gleichen Moment zusammen arbeiten, wir sind ein Phänomen, würde ich eigentlich eher sagen, denn ich glaube, Sie haben selbst an dem Tag gearbeitet, an dem Sie nicht anwesend waren. Denn, wie sollen wir Ihr Schreien vergessen, Ihre Veröffentlichungen, wie sollen wir bei den Dreharbeiten nicht daran denken, dass Sie im Anschluss daran kommen werden und alles kritisch beurteilen, dann waren Sie also doch dabei. Ich war bei der Vorstellung von der Soundso dabei, und war doch nicht anwesend, war jedoch anwesend: sie hatte mit mir am Vortag gesprochen, und ich machte dabei eine Bemerkung zu ihrer Rolle, und dann kam Rosa dazu und wir gemeinsam machten eine andere Bemerkung. Wir beide befanden uns im Körper der Schauspielerin, in der Stimme der Schauspielerin, aber das interessanteste dabei ist, dass auch die Schauspielerin das glaubt, nämlich, dass die Möglichkeit die Rolle so zu spielen, wie sie sie gespielt hat, von ihr abhing, aber auch von den übrigen der Gruppe abhing. Es ist schwierig, etwas anzunehmen, nicht dass etwas schwierig wäre, das Annehmen ist schwierig.

Als sich Einstein in Spanien in Sachen allgemeine Relativitätstheorie  aufhielt, war da ein spanischer Wissenschaftler, der, nachdem Einstein seinen Vortrag beendet hatte (er war über die Realtivitätstheorie) zu ihm sagte, ob er vielleicht an die Tafel gehen dürfe um diese Theorie von Einstein zu diskutieren, also die allgemeine Relativitästheorie, er schrieb drei Tafeln mit Formeln voll und diskutierte dabei Einsteins Theorie, dann sagte Einstein zu ihm, nein, Sie irren, nahm einen Kugelschreiber, zeichnete in der Luft einen Kreis und sagte zu dem spanischen Wissenschaftler: “Na, haben Sie gesehen, ich bin um die Welt gefahren”. Der Witz wurde von drei Leuten verstanden, von Einstein, von mir und noch zwei Leuten.

CS : Das ist ein Beweis, dass Verstehen möglich ist. Wovon aber handelt die Videokunst, die La poesia no se enamora nunca, wovon handelt die, von den Beziehungen zwischen Frauen und Männern?

MOM: Nein, schauen Sie mal, mit diesem Kunstvideo also, vielleicht unter dem Einfluss von Menassa, wo doch die ursprüngliche Idee von ihm stammt, machten wir da erst mal so eine Art Zusammenstellung seiner Poesie, denn da ist auch seine Malerei, aber seine Malerei ist sehr aktuell, bei der Poesie dagegen ging es darum, Gedichte von 75 bis 2002, also aus einem Vierteljahrhundert, zu nehmen. Es gibt äußerst persönliche Gedichte, das sind die ersten, aus Yo pecador (Ich, der Sünder), dann sind da Gedichte von denen man sagen könnte, sie haben einen sozialen Anstrich, wo er von den Indianern spricht, die sind historischer Art, und dann sind da auch Gedichte, die einen herausragend erzieherischen Wert haben, wo ein im Wachsen befindlicher Mensch einen Brief an seine Kinder und an seine Schüler schreibt, also eigentlich haben wir ohne es zu wollen in dem Video da einen Diskurs angekurbelt.

Wir warten darauf, dass irgendjemand Geld locker macht, um daraus etwas Populäres zu machen, ja populär, das einzige, was bei dem, was wir machen, fehlt, damit es populär wird, ist jemand mit Geld, der es der Bevölkerung nahebringt, denn zum erstenmal bekommen die normalen, gewöhnlichen Leute die Gelegenheit, die Musik anzupacken, die Malerei, und das in aller Ruhe anzusehen und dabei zu genießen. Und außerdem wird damit der Poesie etwas unschätzbar Gutes getan, denn wenn du die Poesie in Beize einlegst, sie mit guter Musik würzt, einem guten Bild, einer guten Aufnahmetechnik der Bilder, das heißt, einer guten Filmproduktion, dann trägt das zur Verbreitung der Poesie bei und Sie wissen, dass die Wahrheit der Völker in der Poesie steckt, die steckt nicht in den Beschlüssen, die eine Regierung fasst.

CS: Glücklicherweise

MOM: Das meine ich mit populär. Also wenn ich ein Problem habe, lese ich am Morgen drei große Dichter und alle Probleme hören auf, warum? Was nicht ein gutes Gedicht erklären kann, kann nichts anderes erklären, ciao. Und wenn die Wissenschaft erklärt, ist das schon in einem Gedicht erklärt worden, nur der Stil des Gedichtes wird erst dreihundert Jahre später verstanden, vierhundert Jahre später. Es ist aber auch nicht notwendig so modern zu sein, wir könnten nach den Gedichten des letzten Jahrhunderts leben, die waren ziemlich gut, und zusehen, wie unsere Gedicht ihre Funktion erfüllen, jetzt veröffentlicht zu werden, mit der Malerei ausgeschmückt zu werden, der Musik und dem Film, sie sollen aber ihre Funktion erfüllen, sie sollen dem zukünftigen Menschen davon erzählen, wie wir gelebt haben, und gerade deswegen wird gesagt, die wahrhaftige Geschichte der Völker sei in der Poesie, denn die Geschichte, so wie sie Ihnen in der Grundschule beigebracht wurde, diese Geschichte ist die Geschichte der Sieger, und nicht die Geschichte dieses Volkes. Was wir dann damit erreichen können, mit dem populären Poesie machen, ist dann, dass die Völker sich allmählich darüber klar weden, wie sie leben, wie sie beherrscht werden, wie ihnen das Geld gestohlen wird, wie sie nicht frei lieben dürfen, und das ist sehr wichtig.

Und all das kann die Poesie schaffen? fragt dich der Typ. In mir schon, wenn Sie sich nicht aufraffen, dann ist das nicht meine Schuld, denn man muss sich dazu aufraffen, sich von einer Unbekannten führen zu lassen.

CS: Es fällt mir gerade ein, damit die Völker ihre wahrhaftige Geschichte erfahren, das ist doch wie eine verschlüsselte Sprache.

MOM: Schauen Sie mal, schon Rimbaud wusste das, ihm war klar geworden, dass die Poesie nur derjenige verstehen würde, an den sie sich auch richtete. Den Frauen empfahl er, sie sollten sich Revolutionäres untereinander über die Poesie mitteilen, denn auf diese Weise, könnte ein Tyrann niemals verstehen, was die Frau im Sinn hat. Die Dumme jedoch war das ganze letzte Jahrhundert lang damit beschäftigt, ihren Busen zu pflegen, anstatt ihre Poesie zu pflegen, obowohl jetzt ist sie wieder mehr oder wengier dabei zu pflegen. Denn das ist die einzige Art und Weise etwas mitzuteilen, ohne dass der Mächtige etwas davon erfährt, das genau ist die Poesie.

CS: Schon Aldo Pellegrini sagte, die Poesie sei eine dem Dummen verschlossene Tür.

MOM: Die Poesie ist eine den Dummen verschlossene Tür, da hat er Recht und ein Daiktator ist immer auf irgeneine Art ein Dummer, denn er denkt, er sei Diktator aus eigener Kraft, deswegen wird er schließlich gestürzt werden. Wenn du nämlich nicht glaubst, dass nur du alleine es bist, dann kannst du schon nicht mehr Diaktator sein, wenn du glaubst, jemand hilft dir dabei das Desaster zu schaffen, dann bist du kein Diaktator mehr.

CS : Und der Titel, warum dieser Titel ?

MOM : Naja, La poesie no se enamora nunca, weil die Poesie ihre Liebhaber hat. Jeder, der die Macht der Poesie vergrößert, ist ein Liebhaber der Poesie, deswegen werde ich von der Poesie geliebt, weil ich sie aus den Vororten von Buenos Aires bis auf die höchsten Gipfel des zeitgenössischen Denkens brachte. Ich werde von der Poesie geliebt, weil ich ihre Macht erweitert habe. Haben Sie bemerkt, dass jetzt alle Wissenschaftler Dichter sein möchten? Sie werden das aber nicht können, weil sie 30 Jahre lang sich dagegen gewehrt haben, wenn sie mir nur doch nur vom ersten Tag an gefolgt hätten! Gut, aber auch Sie werden von der Poesie geliebt, sind Sie denn nicht Reaktionssekretärin von Las 2001 Noches?

CS: Doch, schon.

MOM: Auch Sie werden von der Poesie geliebt, weil Sie versuchen, die nach Ihrer und des Herausgebers Meinung nach besten Dichter bekannt zu machen, sie populär werden zu lassen, da sie umsonst eine Zeitschrift für Poesie mit 125.000 Exemplaren veröffentlichen, da merkt doch jeder, dass Sie ein Interesse daran haben, Poesie bekannt zu machen.

Dennoch wird man uns auf die Dauer verfolgen, warum? Weil klar werden wird, dass wir für modernen Staaten unzulässige Dinge vorschlagen. Wir schlagen vor, unter dem Schutzschirm des Staates solle es großartige Männer und großartige Frauen geben, und Sie wissen, das weiss man seit Mallarme, dass unter dem Schutzschirm des Staates kein  großartiger Mann und keine großartige Frau gedeiht. Naja, dann werden eben wir der Staat sein müssen, damit unsere Theorie funktioniert, dann bereiten Sie sich schon mal langsam auf die nächsten Wahlen vor …

El Indio Gris

Ausschnitt auf Spanisch aus dem Gespräch mit Miguel Menassa

AULA 0 FRANZÖSISCH

Pratiquer le français à Madrid
INTENSIVKURSE
Tel.: 91 542 42 85, 8.00 – 22.00 h

GANZJÄHRI
G

PRAXIS GRUPPE 0     

PRAXIS GRUPPE 0     

Amelia Díez Cuesta
Psychoanalytikerin

Carlos Fernández
Psychoanalytiker

VORBESTELLUNG
 
91 402 61 93
Móvil: 607 76 21 04

MADRID
AMELIAA@terra.es

VORBESTELLUNG:
 
91 883 02 13
ALCALÁ DE HENARES (MADRID)
carlos@carlosfernandezdelganso.com
www.carlosfernandezdelganso.com

PRAXIS GRUPPE 0     

Mónica Gorenberg
Psychoanalytiker

VORBESTELLUNG
976 25 25 17 - 659 09 10 60
ZARAGOZA - MADRID

 

PRAXIS GRUPPE 0
PAARTHERAPIE

ESSAY-WORKSHOP

Miguel Martínez Fondón
Psychoanalytiker

Koordination: 
Juan Carlos De Brasi

VORBESTELLUNG:
91 682 18 95
GETAFE (MADRID)

91 758 19 40  
(MADRID

Indio Gris