INDIO GRIS

EINPERSONEN-ZEITSCHRIFT ZUR ANSAMMLUNG VON MÜLL
   NR. 16 JAHR 2000 DONNERSTAG 14. SEPTEMBER
ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2000

WIR KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH

INDIO GRIS IST PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES
 21. JAHRHUNDERTS

Indio Gris


INDIO GRIS NR. 16

1

Dass der Mensch Dinge wiedererlebt, sich im intuitiven Sinn des Wortes, die seine Existenz bildenden Ergeignisse ins Gedächtnis ruft, ist an für sich nicht so wichtig.

Was zählt ist, was er davon rekonstruiert, es geht nicht darum, sich an die Geschichte zu erinnern, sondern eigentlich darum, eine neue zu schreiben.

2

Eines Abendsd gestand der Verurteilte seiner Frau:

-Ich bin am Sieden, Liebste, aber ich schiesse mir nicht in die Eier, weil ein Mann wie ich, in meinem Alter, keine Eier mehr hat.

Von aller Zukunft getrennt, komme ich zum Nicht Sein.

3

Ich muss von mir leben, mein eigener Ausbeuter sein.

Einige Augenblicke lang vestehe ich nicht, was mit mir los ist. Ich würde gerne mit einem grossartigen Mann sprechen, und den gibt es nicht in meiner Nähe. Obwohl, es gibt noch einen Ausweg, weiterhin mit den Besten sprechen, obwohl sie nicht die grössten sind.

4

28. Mai 1985: Der Quatsch kommt und geht und niemand hält ihn auf. Jetzt sind sie kurz davor, mich zum Gründer einer Theaterschule zu ernennen. Danach, mit der Zeit, und damit ist das Mass erreicht und um mich loszuwerden, ernennen sie mich zum Minister oder einem ähnlichen Quatsch..

5

Ich kann nicht schlafen, das heisst ich bin im Bett und statt zu schlafen, schreibe ich.

Ich fühle, wie alles kaputt ist, Haushalt, Wirtschaft, Arbeit, Familie, Kinder, alles ganz falsch angegangen. Jetzt vergehen die Tage im Flug, Mangel an Geld (1985) und andere Mängeln zeichnen sie. Sie haben mir gerade meinen ersten Bankkredit in Spanien gegeben: 200.000 Peseten. Der Prokurist reicht mir die Hand, nach dem Unterschreiben, sagt er:

-Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Doktor, im Laufe der Zeit, werden sie mehr können.

6

Eine Schlange ist es, die meine Sandalen umschlingt, sie kriecht in mir. Poetische Version der Begegnung irgendeines Neurotikers mit seiner Mutter.

7

Ohne etwas zu versprechen, ohne etwas zu tolerieren und wenn jemand übrigbleibt, sich mit dem unterhalten.

Starke Bauchschmerzen bringen mich dazu, erneut ans Geld zu denken.

Heute, am 28 Juni 85, bin ich gut aufgestanden, aber ohne zu lernen, noch zu schreiben, noch etwas zu tun und so stand ich gut auf.

Dort wo sie keine Spur von Existenz zeigt, hat das Gedicht noch die Kraft, um das Schweigen zu zeigen.

Ich bin wie verrückt, am Samstag fahre ich nach Buenos Aires und sechs Monate später gehe ich nach Cali, Kolumbien. Alles ist irreal, aber nicht alles.

Wenn ich auch nicht genügend Geld habe, beginne ich doch irgendwie die Dimesion meiner Reise zu verstehen. Nach Buernos Aires, um zu prüfen, ob die Diktatur irgendeine Intelligenz intakt gelassen hat und nach Calí, um die Wirkung der Fünf Vorträge von Cali (Cinco Conferencias de Calí) aus dem Jahr 1971 zu prüfen.

8

9. September 1985: Ich bin wieder in Madrid, heute nehme ich meine Arbeit in der Praxis auf. Die Reisen waren etwas enttäuschend. Nach Buenos Aires, obwohl ich Kongresse und Begegnungen vorhabe, wird man keine Gedanken vor 10 Jahren denken können. Die Rückkehr der Gruppe 0 nach Buenos Aires muss vorbereitet werden, so vielleicht für 1995, und dort wird man irgendetwas mit Buenos Aires anfangen können Was Cali-Koliumbien betrifft, es wäre das beste für alle, nicht länger daran zu denken.

Madrid ist heute der beste Ort für die Gruppe 0, und darum wird es in den nächstren 10 Jahren gehen.

Sobald ich fühlen kann, dass das Leben auch mein Leben ist, werde ich nicht länger dieses beklemmende Gefühl haben, zu empfinden, wie ich Zeit verliere.

9

Das heisst, wenn das mein Leben wäre: heute habe ich zwei Filme gesehen, ich habe mir ein paar Notizen gemacht und ein Gedicht geschrieben, habe ein paar Tangos gehört, habe ein para Seiten gelesen. Ich war mit all meinen Kindern zusammen und allen gab ich etwas und Unterhaltung. Ich war mit meiner Frau zusammen und telefonierte mit meiner Geschäftspartnerin, und, bin noch, am Leben. Das ist mein Leben.

10

Sonntag, den 22. Dezember 1985: Heute bin ich glüclklich, ich habe beschlossen, meine Karriere als Schriftsteller anzufangen.

Wer lebt mit einem Monster? Alle werden mich verlassen. Auf jeden Fall wird mit den Wanderungen durch die Seele Schluss sein, da ist für den Menschgen nichtes Gutes drin.

Ich öffne, wiederum, die Schleusen meines Geschriebenen zur Welt.

Ich war nicht eingesperrt, ich entwarf mein Schicksal. Ich komme sogar mit Freude zurück. Vom Modernen bin ich das Sagenhafteste, was noch nie gedacht noch erfasst wurde. Das unaussprechliche, das wirkliche Gesicht hinter der Maske. Unter Berücksichtigung der Tatsaache, dass die Wahrheit nur zustande kommt, um verändert zu werden.

Meine Bücher, meine Sachen und eine kleine ganz mirgehörige Zeitschrift, das will ich. Das übrige seint mir viel zu kompliziert.

11

Ich erwarte, immer noch, ein Gedicht.

Einen Sturzbach verücktgewortder Notizen
Wo gesungen wird, was geschah.

Wir rissen aus und konnten nicht ins Nichts zurück.
Umfangen vom Delirium des Lebens, also sicher,
ab und zu leben wir nicht mehr.

Das ganze Delirium, die ganze Illusion zu schreiben.

12

Wir leben mit dem Horrogedanken zu sterben, wir leben nicht richtig. Wir sind verstört, leben verstört.

Mich verlangt nach einer Zeit, wo das Erlebte Gesang sein wird.

Ein gewisses Mass ein Weisheit ist immer gut, um zu leben, um nicht vor 60 Falten zu bekommen. Eines Tages werde ich mich daran machen und mein Leben dem allgemeinen Leben zur Verfügung stellen.

Nach und nach ergebe ich mich der Offenkundigkeit.: ich werde Dinge zugunsten des Nicht-Seins machen und Dinge zugunsten des Seins. Keine der beiden Tendenzen darf dahingemäht werden.

13

Ich war offen gegenüber einer grossartigen Gesellschaft. Ich war vollkommen verschlossen der Welt gegenüber. Manchmal nimmt essen und, den Nächsten zu essen geben, die ganze Zeit in Anspruch.

Die Nachrichten der Wirklichkeit verwirrten nur mein armens verwirrtes Gehirn.

Ich brachte meine Tage damit zu, Essen zu aufzutreiben und eine schwesterliche Verzweiflung.

14

Montag, den 23 Dezember 1985: Alle Anstregung unmöglich, auch wenn sie durchgeführt wird, ermöglicht sie nicht die Ergebnisse. Aber irgendwie kann ich mir vorstellen, dass allmählich, indem ich die Sehnsüchte zurechtfeile, es mir gelingen wird, wie ein Arzt von 45 Jahren mit kinderreicher Familie zu leben.

Ich gebe zu, Quantitäten nicht kontrollieren zu können. Jede Quantität wird schlecht behandelt, denn keine Quantität, mit der ich umgehen kann, ist zu nichts nütze..

Das Geld hat einen numerischen Wert. Der Verdienst ist das Ergebnis, das beim Abziehen derAusgaben von den Einnahmen entsteht Das ist der Verdienst und nicht der ganze Haufen an Einnahmen.

Ich zog ernsthaft in Betracht, Steuern und Sozialabgaben zu zahlen.

15

24. Dezember 1985: Mein Vater sprach jedesmal an Weihnachten ein Wort.

Ein Fest, was wird wohl ein Fest in diesem neuen Leben sein. Ich bin es, um den sie sich versammeln.

Eine Kunst zu leben ist auch, sich von den geliebten Mitmenschen zu befreien.

Je geliebter, desto mehr Befreiung ist notwendig.

16

Was für Einfaltlspinsel, wie dämlich, sie hatten ihre und meine Honorare festgesetzt, ohne Steuern und Sozialabgaben zu berücksichtigen.

17

Wenn ich einmal sterbe, werde ich voller Mängel sein, wie jeder Verstorbene. Dann wird also mal gelebt.

18

22. März 1984: Heute beginnt der Abschnitt Arganda del Rey oder das Ablegen ins Unendliche, denn ich kann mir nicht vorstellen, wie ich es anstellen soll, um wieder in einer Stadt zu leben, wenn sie auch klein ist, wie Madrid.

In achtzig Tagen um die Welt, ist für mich etwas Unmögliches, aber die Rückkehr nach Buenos Aires in achtzig Tagen, ist ein absolut möglicher Satz.

19

23. März 1984: Die Gruppe 0 hat verschiedene Anweisungen gegeben, die ich hoffentlich erfüllen kann, um zu bleiben.

1- Das Mitglied, das sich in Spanien kein Haus kauft, ist ein Saukerl.

2.- Wer kein Geld anhäuft, damit es die Kinder ausgeben können, ist ein Schwulibert.

3.- Wer nicht mit dem Produkt seiner Arbeit miundestens 10 Personen unterhalten kann (Minderjährige oder Behinderte) einerlei ob es sich um Männer oder Frauen handelt, wird als minderjährig oder behindert eingestuft.

4.- Alle überflüssigen Geldausgaben für einen Mann oder eine Frau über 35 werden als Verrat angesehen.

5.- Wer sich nicht zu dem Gedanken aufschwingt, mindestens 200 Jahre zu leben, wird aus der

Gruppenmaschine entfernt.

6.- Es wird im gesamten Gebiet der Gruppe 0, die kontroverse Koexistenz aller ethnisdchen Gruppen, sogar der Franzosen und Lateinamerikaner (diese Ausnahme gilt für Madrid) verordnet.

20

Ich glaube nicht, dass Sie den gleichen Weg zurück antreten können. Die Spuren wurden von der Zeit ausgelöscht.

21

Jetzt reicht´s, sagte der Verurteilte, jetzt ist schon passiert, was ich wollte, jetzt geht´s von vorne los.

22

Schau, Liebster, sagte sie feierlich zu mir: Alles, was blüht, blüht entweder zwischen meinen Beinen oder blüht nicht. Und da sind wir Frauen uns alle ähnlich.

23

29. Januar 1984: Ich verlasse allmählich das Wenige, meinte der Verurteilte zu seiner Frau, ein verzweifeltes Verliess, in das sie mich gesteckt haben, und zwar ohne zu wollen, meine Verwandten, meine engsten Freunde, aber etwas habe ich begriffen: Ich muss damit aufhören , allzu persönliche Geschichten zu schreiben. Anscheinend kommt man nur zu Ruhm, indem man die ganze zeitlang von anderen spricht.

24

Es handelt sich darum, sagen meine spanischen Ratgeber (30. Mail 1984) auf irgendeine Weise Geld zu haben.

25

Ich würde gern ... sagte sie und vestummte und ich fragte mich: Wer, wenn nicht eine andere Frau, könnte wissen, was sie gerne würde? Aber ich sagte zu ihr, ich würde mir gerne die passende Kleidung für einen Arzt von 44 Jahren kaufen: sieben Hemden, für jeden Wochentag eins, sieben Krawatten, drei Hosen, zwei Jacketts, zwei Anzüge und drei Paar Schuhe ....

26

Ich lasse mich nicht von dummen Illusionen leiten. Für den Psychotischen gibt es in diesem Moment, in dieser Kultur fast keine Lösung. Und ich sage fast, denn wenn auch weder die Familie noch der Staat dasProblem gelöst haben, die Psychoanalyse, wenn sie sie dran lassen würden, könnte es. Etwas konnte sie.

27

Jetzt nach fünfzehn Jahren, am Beginn eines neuen Jahrhunderts glaube ich, die Psychoanalyse ist nicht nur empfehlenswert und angezeigt bei Wahnsinn, sondern auch bei Krebs, fast allen Kreislaufstörungen und bei Depression im allgemeinen.

28

50 JAHRE EINE LIEBE
50 JAHRE DAS MIT DER LIEBE

Ich liebte abgewandt das Leben mit all meiner Kraft
Und nie habe ich lange über die Wahrheit nachgedacht.
Zarte Libelle wurde von Stürmen hinweggefegt
In entfernte unbekannte Gegenden, um zu lieben.

Ich liebte grosse Gipfel und majestätische Sonnen
Vom Feuer unbesiegbaren Begehrens vergoldet,
Und der Himmel war uns immer nahe
Und ein jedes Fallen der Liebe war nie tosend.

29

Es lässt mich nicht wachsen, hält mich zurück bei früheren Worten. Es will mich ermorden, ich muss auf mich aufpassen.

30

18. September 1990. Ich muss die Menschen als Subjekte des Unbewussten psychoanalysieren und nicht als Menschen und das, was hier wie Blödsinn erscheint ist ganz schön komplex.

31

Gesundheit, Geld und Liebe. Man kann nicht viel Gesundheit ohne etwas Geld haben. Und mit der Liebe passiert wohl etwas ähnliches. Entweder man hat ein bisschen von allem oder man hat nichts.

32

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60 WERDEN

Ich verstehe, nicht zu wissen, worum
Es geht.

Abzufallen ist nicht leicht mit 60 Jahren
Aber luminös aufzusteigen auch nicht.
Es ist ein in der Zeit gefangenes Alter
Eine auf grosser Höhe ausgebreitete
Meseta.

Entblösste Seele, auch seelisch

Wenn man 60 wird
sind die orkangleichen Stürme
des Exils
wie die frische Luft des Morgens
überhaupt keine Dunkelheit, Erinnerung
des Schmerzes.

Meseta sage ich um Ausdehnung zu sagen
Mein Leben, mediterranes Licht klangvoll,
trostloses Meer offen jedoch zum Meer
Einsamkeit verschlungen von einer Freiheit.

Das ist Sagen, Freunde, das ist
Lieben.

Mit 60 wird das Liegengebliebende
nicht Gelebte gefeiert
dieser tödliche Kuss, den wir nie gaben,
das Streicheln, das mich nie Erreichte.

 

Mit meinen sechzig Jahren werde ich
die Arbeit feiern,
die ich noch nicht erledigt habe.
Das grandiose Gedicht, das
ich schreiben werde,
eines Nachmittags im Herbst
mit hundert Jahren.

Die langen Wanderungen mit
meiner Liebe
von der Zeit sprechend,
die nicht vergeht

Wir werden uns anblicken und
uns lieben
mit wahrhaft geschlossenen Augen.
Und in jenem Streicheln der Dunkelheit
auch da, werden wir eine Verganenheit haben.

Wir haben gelebt, haben gelebt und
das, Freunde, ist bei uns
deswegen möchten wir das Licht feiern
das Licht, fraglos der Zukunft.

Stell dir vor, was wir uns vorstellen!
Ein Stück Haut mit achtzig Jahren,
ein dreistes Streicheln, ein brutales
Gedicht
aauf der Meseta, mit hundert Jahren.


Indio Gris