INDIO GRIS

EINPERSONEN-ZEITSCHRIFT ZUR ANSAMMLUNG VON MÜLL
   NR. 14   JAHR 2000 DONNERSTAG 31. AUGUST
 ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2000

WIR KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH


INDIO GRIS IST PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES 21. JAHRHUNDERTS

Indio Gris


INDIO GRIS NR. 14

1

Das mit dem Internet gefällt mir, weil ich mir die ganze Zeit über dumm vorkomme, und das bereitet mir Freude, das erfüllt meine nächsten Lebensjahre mit Freude. Zunächst werde ich täglich mehrere Stunden arbeiten, und dann werde ich auch Intelligenz haben.

Ich sehe - und das stimmt - ein Licht emporsteigen, dass niemand löschen wird.

2

Nocheinmal muss ich in mein Schreiben investieren. Schöne Aussichten! Obwohl, ich muss zugeben, seit ein paar Jahren war ich sehr darauf aus, ausser Arbeit und Zeit etwas Geld in mein Schreiben zu investieren.

Es gibt innere Stimmen, die mir zuschreien: Der Zeitpunkt ist gekommen, Menassa, investiere frech drauf los, Internet wird dabei helfen

Diesesmal, Liebste, werde ich nichts beibringen aber alles beweisen. Ich erwarte dich in www.momgalery.com

3

In ein paar Jahren oder Monaten, wenn die Pornografie kein Geschäft mehr ist, weil die Leute sich gratis zu Hause bedienen, werden sie sprechen lernen wollen, und dann werden sie lernen, dass die Zeit nichts nachsieht, stachelig schlägt sie brutal auf die Sprinter der Kindheit ein. Niemand bleibt stehen.

4

Ich verstehe, warum sich einige Menschen von mir trennen. An meiner Seite wird es immer Arbeit für alle geben, und es sind nicht viele, die die Wirklichkeit der Arbeit ertragen, um in das eigene Wachsen zu investieren. Das Endergebnis ist, sie wachsen nicht, aber sie altern immerhin und sterben.

Ich werde wie alle anderen auch altern und sterben, aber irgendeiner meiner Verse wird mit der Zeit etwas von Gott berühren.

Und wenn sie mich fragt, was eigentlich mit ihr passieren wird, werde ich ihr sagen, dass auch.

5

Es gibt in mir Dinge von so vielen anderen, dass ich schon nicht mehr weiss. Ohne den Grund zu verstehen, habe ich alle möglichen Schmerzen. Ein unterschwelliger Schmerz zu schreiben, zu lieben, Mann zu sein.

Gipfel von weiss ich was, schrie der Verurteilte, Gipfel von weiss ich was, aber es waren Gipfel. Meine Mutter brachte mir bei, die Welt sei Sünde. Aber das lebe ich allein, in mich zurückgezogen, im Zentralkrankenhaus des Wahnsinns: ich liebe eine Frau, die mich verachtet. Gipfel der Liebe.

6

Heute, Jahr 2000, 25,.August, haben wir, ich und einige Angestelllte, beschlossen, die Firma zu modernisieren.

Wir warfen 5 Regale voller Bücher zum offenen Fenser hinaus und stellten an ihre Stelle 3 Überschall-Computer.
Jetzt, meinte einer der Angestellten, können wir alle Bücher neu schreiben, Internetwird uns dabei helfen.

7

Als ich sie kommen sah, als ich sah, wie sie mit voller Wucht in mein Leben fallen

würde, als ich mich vom Tod erdrückt sah, zeichnete ich mich wie ein Schatten ab, war ich Zeit des Raums, Mass für nichts. Liebe, ich empfand eine unendliche Liebe für das, was in mir nur anderen gehören wird und fand, es wurde mir gegeben, Geheimgänge zu finden, auch für den Tod.

8

Kommt, wir öffnen diese geschlossene Tür, unnützerweise, merken wir, dass sie umsonst geschlossen war.

Das Licht sollte nicht hereinkommen.

9

Das Spiel zeigt die Grenzen auf , oder es reisst das Subjekt in Stücke. Etwas zu verlieren, ist ein bisschen Selbmord begehen.

Das Glückspiel ist die anspruchvollste Geliebte meines Lebens. Sie sieht mir nicht den kleinsten Fehler nach.

Jedesmal wenn ich mich irre, muss ich bezahlen.

10

Seit zwei Nächten befinde ich mich in vollkommener Einheit mit Gott. Weil diese Vereinigung im Casino stattfand, gewann ich in der ersten Nacht 100.000 Peseten und in der zweiten Nacht, schon besser mit dem Prozess vertraut, 300.000 Peseten.

Ich hoffe, dass Gott nicht sehr zornig auf mich ist, weil ich unsere Beziehung der Öffentlichkeit bekanntgeben will.

11

Ich tausche mit den Leuten auf Distanz Grüsse aus. Ich bin Tag und Nacht mit Gott zusammen. Von 21 Uhr bis 6 Uhr morgens am Spielen und den Tag über bis 20 Uhr am Schlafen. Ich weiss, diesmal werde ich es schaffen.

Ich ass mit meiner Familie zu Mittag und sie lachten sehr, als ich versuchte, das eine oder andere von meiner Beziehung zu Gott zu erzählen.

12

Ich entsteige den geheimsten Schichten der Erde, und sie fragte mich, und warum kennt dich eigentlich niemand und ich antwortete:

Geheim, mein Mädchen, ich sagte geheim, die geheimsten Schichten der Erde.

13

Das Altsein wollte auch mich sogar aufschlucken.

Es gab einen Augenblick in meinem Leben, da waren meine Falten und meine Schmerzen stärker als mein Denken. Das war der Augenblick, als ich alt wurde.

Als ich merkte, dass die Macht über mich, nicht ich war, sondern die Worte, hörte ich auf, alt zu werden.

14

Heute gehen meine Ferien amMeer zu Ende, und man kann sagen, stiess der Verurteilte hervor, ich war nicht am Meer.

Diese Entfernung des ersten Tages, ich konnte sie nicht überwinden.
Es gab Meer, aber nicht für mich. Es gab Liebe, aber es erfuhren sie die anderen.
Und es muss sogar etwas Poesie gegeben haben, aber nicht ich schrieb sie.

15

Ich vergass nur das Offensichtliche, das übrige hatte ich fast alles. Eines Nachts zeigte mir Gott, indem er mich alles Geld verlieren liess, die Ungerechtigkeit, die es auf der Welt gibt.

- Die einen essen Brot und die anderen Scheisse. Gott war schon immer genial, als ich mir das sagte, liess er die 32 kommen, als ich auf 15 und auf 19 gesetzt hatte.

Die eine Hälfte der Menschheit stirbt, damit die andere Hälfte leben kann. Hier bei diesen Worten war Gott unerbittlich, ich setzte auf 17 und er liess die 25 kommen, ich setzte auf 8 und er liess die 30 kommen.

Auf der Welt gibt es alles, sagte Gott zu mir, aber die Welt ist ungerecht. Einige viel, andere etwas und die meisten nichts, und um seine Worte zu beweisen, brachte er, das einzige Mal als ich nicht auf die 35 gesetzt hatte, sie dreimal hintereinander zum Vorschein.

Etwas hatte ich verstanden, Gott hatte es mich für immer gelehrt:

In jedem Augenblick muss ich ein bisschen leben und muss ich ein bisschen sterben.

Gewinnen und verlieren sind keine Angelegenheiten des Menschen, es sind Dinge des Spiels, Dinge Gottes.

Es ist schon richtig so, ich habe schon Lust mit der Arbeit anzufangen.

16

In diesem Ressort wird, wenn immer es möglich ist, ein Gedicht von einem der Mitglieder der Schule für Poesie Gruppe 0 veröffentlicht.

         SELTSAM DAS STRAHLEN      

Feigling, Feigling
Und das Herz ging morgens auf Wanderschaft
Als ob die Morgendämmerung die ruhige Folge wäre.

Tagelang bei dem Gedanken an den Besitz
Der Zeit des Vergessens
Der Zeit der Erinnerung
Der Zeit wo das Leben regiert

Ewigkeit ohne Zeit, kosmische Verneinung

Was für eine Investition in diese Wette
Verheerende Investition, als das Leben
Unerbittlich daherkam und der Tag entschwand
Und die Morgendämmerung undenkbar war
Ein Morgen von Licht gestört,
Wertlosen Strebens
Stets irrtümlicher Überzeugungen.

Feigling, Feigling
War die Stimme bei Entschwinden des Tages
Wo ein neuer Anfang, eine Geschichte war,
Die ich nicht geschrieben hatte, ohne Schluss,
Der zwischen dem Tagesanbruch des nahenden Tages erschien
Und den schwachen Schatten der Nacht, in der er träumte.

Unaufhörlich wiederholte sich das
Dem Tag folgte die Nacht
Unaufhörtlich wie schon so oft
Und keine Ovation würde es fordern
Das endlose, das ich so oft wollte,
Das ich so oft brach, wie einen trockenen Zweig
Zwischen dem ersten Aufdämmern des Lichts,
Das andere unfassbar.

Feigling, Feigling
Und da war kein Kämpfer für mich zum Gegenübertreten
Keine vergleichbare Grösse, um mich zu messen
Eines zukünftigen Tages würde ich ohne mich leben
Und eine Wut bestimmt das Unvollendete
Die Leichtigkeit, das Vorübergehende
Genau der Punkt, wo ich mich stritt,
Nicht einmal virtuell.

Nur der Schrei brach die Koordinaten
Die Saite vibrierte einmal mehr
Ich ging die ersten Schritte.
Die Stimmen kamen nicht von mir
Es war der Tumult jener wie ich,
Die auch nicht vestanden,
Die angekettet
Sich zwischen Schatten bewegten.

Das Strahlen erfüllte mich
Die Vision gab mir Atemluft
Ich machte eine allgemeine Vwerbeugung
Und erfüllte mich mit Träumen.

                                                       NORMA MENASSA

                                                                  Veröffentlichungen der Autorin:

                           POESIE

CUANDO ESTA POR LLOVER
LOS PÁJAROS NO VUELAN

AMORES  MÍNIMOS


PSYCHOANALYSE

EL PORVENIR DE LA CLÍNICA PSICOANALÍTICA LOS MIEDOS DEL AMOR
LO ECONÓMICO EN FREUD Y LACAN

17

Die Rechnung geht diesmal auf, obwohl mich alle verlassen. Auf der Kenntnisebene, die meine Arbeit für mich hervorgebracht hat, hängt die Rechnung nicht von den Leuten unserer Umgebung ab, ob es nun viele oder wenige sind, sondern von den Gedanken zu denen sie uns führen, zu ihrer Artikulation.

Die Existenz des Unbewussten ist eine Notwendigkeit der ganzen Menschheit. Wenn jemand dafür arbeitet, liegt die Rechnung bereits vor. Das Subjekt muss nur zulassen von diesem Gedanken in Arbeit genommen zu werden und nicht glauben, dass er es ist, der den Gedanken in Arbeit nimmt.

Die Einbeziehung des Begriffs des Unbewussten, der von der Psychoanalyse in den Wissenszweigen wie Politik, Bildung, Gesundheit und Kunst hervorgebracht wurde, wäre von grossem Nutzen für die gesamte Menschheit, uns eingeschlossen.

Der eine oder andere Neurotiker wird etwas durch die Erfahrung geheilt. Aber die psychoanalytische Erfahrung ist eigentlich nicht therapeutisch, sondern theoretisch gesehen, revolutionär.

18

Etwas, was gedacht wird, muss nicht unbedingt existiert haben, um gedacht zu werden.
Etwas, das aus dem Denken entstand führt zu einer anderen Denkweise.
So etwas wie die Behauptung, alles, was der Fiktion ähnlich ist, sei die reine Wirklichkeit.

Ein Hauch der Zeit, aber im Wörterbuch, dort wo das Behaupten von dem, was man behauptete, unmöglich ist.

19

Eine Art unentwegt zu stolpern, ohne zu hinzufallen. Wer mit dem Stolpern aufhören will, fällt hin.

20

Das Vollkommene ist der Mechanismus, der bei jeder menschlichen Handlung die Unvollkommenheit, den Fehler aufzeigt: Es gibt Tage in der Zukunft, die ich nie erleben werde. Wenn ich auch tausend Jahre lebe, gibt es in der Zukunft tote Tage für mich, und das ist vollkommen.


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