INTERNET-WOCHENZEITSCHRIFT
NR. 124 JAHR 2002 DONNERSTAG, 3. OKTOBER

ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002

 WIR KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
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ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH

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DER INDIANER AUS DER JARAMA
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21. JAHRHUNDERTS

 Indio Gris

INDIO GRIS NR. 124

JAHR III

 LEITARTIKEL  

GESPRÄCH MIT DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA

Carmen Salamanca: Sie sagten, die Linke sei immer noch gegen die Psychoanalyse.

Miguel Oscar Menassa : Ja, und da sie alles falsch machten, was ist denn los, der Marxismus nütz wohl zu nichts ? Nein, das war kein Mraxismus, das war kein Kommunismus, das war Staatskapitalismus. Willst du wissen, was Staatskapitalismus ist? Lass nur den Aznar die nächsten Wahlen gewinnen, dann wirst du schon sehen, was Staatskapitalismus ist.

 CS: Wird Aznar gewinnen?

 MOM: Keine Ahnung. In einem der Gespräche wird gesagt, wenn Menassa und Canal Plus sich einig sind, dann hat sich ein Naturphämomen ereignet. Aznar sei kein Präsident, er sei ein Naturphänomen, ein Erdbeben, eine Überschwemmung. Ich bin beeeindruckt, wie sie sprechen, sie sprechen wie Leute, die alle Macht innehaben.

 CS: Warum aber glauben Sie, der Sozialismus hätte sich in den alten Ideen verstrickt?

MOM: Weil die Thesen, die in der Wirklichkeit in Kraft getreten waren, gescheitert sind.

 CS: Konnten sie sich nicht erholen?

 MOM: Ich weiß nicht, ob hier eine Dekadenz vorliegt, ich glaube, man muss das Scheitern annehmen und von neuem beginnen. Aber klar, geh mal hin und sag den Leuten, sie sollen ihr Scheitern annehmen. Ich habe das sehr schnell angenommen, naja, ich habe es so sehr angenommen, dass ich glaube, es wird wohl noch tausend Jahre Kapitalismus geben, es werden nur Revolutionen zugelassen, die sich auf einen Gruppenbegriff beschränken, da sogar gemeinschaftlich, aber nur in einigen wenigen Fällen. Es gibt keine Veränderungen, was es jetzt geben wird, ist eine Stärkung der Ideen, die im Kapitalismus Platz greifen, nämlich eine alles umfassende Kontrolle, absolut alles umfassend), bis zur Nummer der Unterhose, die sie anhaben. Es werden kleine Revolutionen erlaubt sein, kleine gruppendeterminierte Veränderungen, es könnte da eine Fabrik sein, die anders funktioniert, eine Universität, die anders funktioniert, denn auch sie untersuchen, die sind doch nicht dumm. Dann also glaubst du, sie geben dir die Freiheit, und sie benutzen dich als Versuchskaninchen. Mit mir haben sie das ein paarmal gemacht, aber das macht mir nichts aus, denn solange sie einen als Versuchskaninchen benutzen, machst du, was du willst, und währenddessen stellen sie ihre Nachforschungen an, und es ist gar nicht schlecht, dass sie ihre Nachforschungen anstellen. Es ist eine übertriebene alles umfassende Kontrolle.

 Die Globalisierung, was globalisieren wir denn, wenn wir der Welt nicht zu essen geben wollen? Denn wenn wir ihr, der gesamten Welt, zu essen geben wollten, globalisieren wir das Essen, würden wir das Erziehungswesen globalisieren. Was globlisieren wir wohl? Die Unterdrückung, wir werden die Gefängnisse globalisieren, “wenn du dich schlecht benimmst, schneide ich dir den Schwanz ab”, das werden wir globalisieren, denn Essen zum Globalisieren, das haben wir nicht, oder wollen es nicht, oder schlimmer noch, wir haben es und wollen es nicht.

 CS: Besteht das Neue der Grupo Cero darin, das Schreiben, die Poesie in die Psychoanalyse miteinbezogen zu haben?

 MOM: Schon, und die Psychoanalyse in der Poesie, denn wenn du berührst, wirst du berührt, das genau muss der moderne Mensch lernen. Wie werde ich eine Wissenschaft berühren, ohne dass ich von der Wissenschaft berührt werde, wenn ich nicht von ihr berührt werde, bedeutet das, ich habe die Wissenschaft nicht berührt. Wenn ich Menschen sehe, die zwanzig-dreißig Jahre lang sich gleich bleiben, sage ich "die werden schon sehr interessant als Person oder Persönlichkeiten sein, sie haben aber nicht die Psychoannalyse berührt", wenn du die Psychoanalyse berührst, und du einsiehst, was der Begriff des Unbewussten ist, dann ändert sich dein Leben. Verwandlung aller psychischen Werte, Freud sagt, was bedeutet das ? Das bedeutet ganz genau, Verwandlung aller psychischen Werte. Also, klar, wenn ich sage, ich bin Psychoananlytiker und ich wie mein Opa denke, geht das nicht, ich hasse und liebe weiterhin wie mein Urgroßater, was für eine Psychoananlyse denn? Ich warte darauf zu schreiben, auf die Eingebung, das bedeutet ich bin kein Psychoananlytiker, der Psychoanalytiker weiß, ob er dazu in der Lage ist, die Angst, die von der leeren Leinwand, vom leeren Blatt, von der ungespielten Flöte ausgeht, zu ertragen, wenn er diese Angst aushält, dann ist er ein Schöpfer. Aber klar doch, diese Angst ertragen nur wenige. Die von der lacanschen Schule beispielsweise ertragen diese Angst nicht.

 CS: Sie wollen zuerst verstehen.

 MOM: Und sie verstehen alles falsch, denn um zu verstehen, muss man denken und um die Psychoananlyse zu denken, muss man zulassen, dass das Unbewusste seinen Ausdruck findet, denn es gibt für die Psychoananlyse kein anderes Denken als unbewusstes Denken. Es gibt keine drei Arten des Denkens, ein bewusstes, ein halbbewusstes und eine anderes verborgenes. Nein, es gibt nur ein Denken; was denkt, ist die unbewusste Position des Subjekts, das ist es, was denkt, denn schaun Sie nur, ich gebe Ihnen eine Antwort zu all diesen für mich sehr ernsthaften Dingen, und ich könnte nicht malen, wenn das Malen von meiner Aufmerksamkeit abhängig wäre.

 CS:  Was denkt, ist das Malen.

 MOM: Es ist die Hand, auf jeden Fall ist es die Hand.

 CS. Was denkt, ist das Schreiben, man muss sich hinsetzen und schreiben, und da kommt das Denken zum Vorschein.

 MOM: Klar, es gibt Leute, die denken, Freud sei ein Genie gewesen, das die Psychoanalyse erfunden hätte und danach sagen sie, warum denn, wenn Freud doch hier ein bisschen bürgerlich war und da ein bisschen bürgerlich war, konnte er dann die Psychoananlyse erfinden? Nicht doch, die Leute glauben, es sei für Freud eine Notwendigkeit gewesen, und in Wirklichkeit war es eine Notwendigkeit der Wissenschaften. Außerdem waren die Wissenschaftenm schon bereit, da war bereits die Physik, die Physik hatte bereits gesagt, Träume seien eine Angelegeneheit des Träumenden. 

AD: Und die Grupo Cero ist eine Notwendigkeit der Psychoanalyse.

 MOM: Und die Grupo Cero ist eine Notwendigkeit der Psychoanalyse. Si, señorita. 

IV

Vom Hunger erdrückt wuchs ich zutiefst,
Berührte sogar, im Zentrum der Erde,
genau am Rande des vollen Lebens
das größte Feuer, die extremste Hitze.

Wurde ausgestoben aus dem Zentrum der Erde selbst
Vom Streben der Berg- und Kaufleute.
Die Wasser trugen mich bis hin zum Ozean,
wo er umschlägt, über sich selbst, um Liebe zu werden.

In dieser schwarzen aufgewühlten Tiefe,
wo kein einziger möglicher Gipfel war,
entstieg mein Körper aus dem vollkommenen Fels.

Fischer und Regierende stießen mich aus dem Meer.
Und dennoch, Vulkanfeuer, Erde, verzweifeltes Wasser,
fliege ich jetzt, im Wind sich abzeichnend, zukünftige Schrift.

MEINE LIEBE,

Abschiednehmen von der Familie.Wiederaufnehmen des Schreibens, um wiederum zu fühlen, ich bin ein Mensch, deswegen möchte ich schreiben. Kein an ein Bewusstsein voller Macht gefesselter Mensch, sondern diesmal ein Mensch in Freiheit, HAHAHA.

Mit der Zeit werde ich alles eingestehen müssen. Ich bin ein neuer Stil, und das muss von jemandem erklärt werden; wer könnte das besser als  ich, frage ich mich, wo ich noch nicht einmal wissen würde, wie anfangen.

Zu meiner Linken: Shakespeare; zu meiner Rechten, Camarón de la Isla, macnhmal will die Verwirrung bis zum Áubersten gehen. Ein Tango im Radio sagt es mir deutlich: ich bin in Madrid, der Hauptstadt des Königreiches und gleichzeitig Hochburg des Tangos… Der Tango und ich sind etwas Ernstzunehmendes; ich weiß, da gibt es einige, die reißen sich ein Bein aus, um ein paar Verse schreiben zu können, meine mangelnde Modernität ist mir peinlich, wenn ich sagen möchte, dass der Tango mich nicht nur leidenschaftlich stimmt, sondern mir als Droge dient; ich höre einen Tango und ein Sekündchen drauf setze ich mich hin und schreibe. Der Tango wirkt auf mich wie eine berauschende Droge. Erstens erhitzt er mein Blut, ich sehe alles Rot, ich kann sie nicht fassen, diese Augenblicke, stärker als die Farben der Leidenschaft. Während sich alls umwölkt, denn wenn ich einem Tango zuhöre, balanciere ich am Rand des Todes entlang, und  der Lust, die ich seit zehn Jahren daran empfinde, mich fallen zu lassen, da verwandelt sich natürlich die Wirkichkeit. Um beispielsweise nicht mit dieser Geschichte weiterzumachen. Plözlich, wenn ich Tangomusik höre, bekommt die Wirklichkeit Farben, die Männer und Frauen werden schön und die Eleganz verfolgt mich sogar bis in die Träume. Ganz eindeutig, ich sage Ihnen, meine Droge: DER TANGO; meine einzige Liebe, die Poesie.

Heute war es ihr ein wenig peinlich, dass mir Falten nichts ausmachen.