INTERNET-WOCHENZEITSCHRIFT ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002 WIR
KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
INDIO GRIS NR. 119 JAHR
III LEITARTIKEL GESPRÄCH
MIT DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA Carmen
Salamanca: Hätten
Sie einmal gedacht, Sie würden diesen ganzen Laden hier aufziehen, 40 Jahre,
danach eine Schule, einen Haufen schreibender Leute? Miguel
Oscar Menassa: Wenn Sie Ihre Frage nicht besser formulieren, denke ich nicht daran, sie
zu beantworten. CS :
40 Jahre Schreiben der Grupo Cero. MOM:
Mir fällt als erstes dazu ein, ich würde immer wieder gerne den Anfang der
Grupo Cero erleben. Kongresse
sind dazu da, das Vergehen der Zeit zu objektivieren, aber auch, um die Zeit zurückzudrehen,
denn wie sonst soll man’s denn anstellen, um 10. oder 16. Kongress zu sagen,
wie soll man’s denn anstellen, jenes Wort zu sagen und nicht mindestens 16
Jahre zurückzugehen? Wenn der Kongress alle zwei Jahre stattfindet, 32 Jahre
zurück. Das ist unmöglich. Denn wenn ich selbst sage: “Ich bin schon 62”,
was kann ich tun, um nicht zu merken, dass ich vor 62 Jahren geboren wurde? Unmöglich.
Einerseits beklage ich mich, dass ich 62 bin, aber andererseits, sobald ich
sage, dass ich 62 bin, werde ich von neuem geboren. Heute
schließich
werden wir bis zur Erschöpfung malen. Warum? Weil heute bis zur nächsten Woche
der letzte Maltag ist, nächste Woche haben wir unseren Kongress. Weißt du, warum gerade mir das Leben leicht fällt? Weil
ich “ Maler “ sage und früher habe ich alles auf dem Wort “Sänger”
aufgebaut, siehst du, wie das das Gleiche ist? Zwei
Silben, Maler, Sänger, das gleiche Lied. Der Dichter sagte früher “ durch
Sterben gewinnt der Gesang mehr an Kraft als durch Leben”, und jetzt sagt er
“durch Malen gewinnt der Gesang mehr an Kraft als durch Schreiben”. CS:
Das heiWeißt, etwas hat sich in dieser Zeit verändert. MOM:
Ja, es hat sich alles verändert, weil ich weß,
wovon Sie sprechen. CS:
Wovon? MOM: Das kann ich Ihnen vor den Leuten hier nicht sagen. Gut, also fangen wir an, Carmen. Frag schon. CS:
Was hat sich in diesen 40 Jahren des Schreibens der Grupo Cero verändert? MOM:
Gut, ich habe Lust Ihnen zu sagen “Ihr Leben” und Sie zum Teufel zu
schicken, denn was ist denn das für eine Frage, was hat sich in diesen 40
Jahren verändert? Für ein Akademiemitlgied oder………. CS:
Für einen Künstler? MOM:
Ahhhh für einen Künstler, was hat sich da verändert? Nun ja, früher habe ich
weniger Farbe verbraucht, wirklich, und ich hätte niemals gedacht, dass ich ein
so großes
Bild wie dieses hier in 17 Minuten malen würde. Dann hat sich auch die
Art zu lieben verändert. Früher liebte ich alles, was ich sah, und jetzt liebt
man, was man niemals wird sehen können. Haben
Sie die Veränderung verstanden? CS:
Ja. MOM :
Als ich meine Wettkämpfe hatte und jung war, beispielsweise, da wollte ich den
anderen auslöschen, ihn besiegen. Wenn ich jetzt an einen Wettkampf habe, kämpfe
ich dafür, damit es zwei, damit es drei, damit es vier gibt, schauen Sie nur,
was für eine grundlegende Veränderung. Früher
liebte ich die Frauen und zerstörte ihr Leben. Jetzt lasse ich mich lieben und
dann passiert nämlich nichts, denn sie lernen doch lieben………. Ich
bin sehr nervös. Frag mich schnell etwas, lass mich nicht nachdenken. CS:
Alles klar, und mit Ihrem Schreiben, was ist damit? Ich habe nämlich den
Eindruck, Sie wollen nicht vom Schreiben der Grupo Cero (oder von Ihrem
Schreiben) sprechen. MOM:
Ich möchte nicht so sprechen, ich möchte nicht sprechen als wären Sie eine blöde
Journalistin von denen, die da so rumhängen, und jedesmal, wenn sie mich sehen,
fragen sie mich…. Sie könnten mich zum Beispiel nach dem Tod der Lerchen
fragen. Sie fragen mich stets, sind Sie ein Mensch? Und ich muss stets antworten
“was weiss ich”,
und damit ist das Gespräch zu Ende. Führen Sie aus. Was
soll ich denn ausführen? Ich
bin traurig, es sind 40 Jahre vergangen, sehr traurig, wie die Kühe, wenn sie
lachen. Wie herrlich, als ich früher nur Gedichte schrieb und sonst nichts,
ungeheuer! CS:
Und jetzt? Was machen Sie noch? MOM:
Zum Beispiel das, was ich zur Zeit mache, das wird malen genannt, ich packe
einen ganzen Pott Lila, rühre darin herum und denke dabei, ich werde es mit
Balu mischen, und ich werde es sofort auftragen, damit es wie der Aprilhimmel
aussieht. Ich
werde Ihnen die Wahrheit sagen, Carmen Salamanca, wenn es auch Leopoldo de Luis
nicht glaubt, hier kann die Reportage anfangen: Ich bin in einem Vorstadtsviertel geboren, in einem Ort, wo spanisch gesprochen wurde. Ich hatte einen seltsamen Vater, der niemals spanisch gelernt hat, und noch viel seltsamer, denn alle in seiner Gemeinschaft, die waren nämlich Araber, brachten ihren Kindern arabisch bei, und wenn du nicht arabisch sprachst, dann grüßten sie dich nicht einmal. Also gut, ich habe das Wort Hure auf Arabisch kennen gelernt, das Wort Scheiße, das Wort Wasser, das Wort Mama und das Wort Großvater. Dann wurde mein Leben zu etwas Seltsamem. Ich erzähle Ihnen etwas zum Exilproblem, ich sehe, dass die Argentinier das Gleiche mit mir machen wie die Spanier. Ich ging zum Fest der Araber, und sie sagten “dieser gebürtige Argentinier”, ich ging zum Fest der Argentinier, und sie sagten zu mir “da kommt der Türke”. Nie hat es hingehauen. Jetzt gehe ich nach Argentinien, und sie sagen “el gallego, der Galicier” zu mir, ich komme hier nach Marid zurück, und es haut nicht ein einziges mal hin, ich zahle mehr Steuern als der spanische Präsident, und sie sagen immer noch “Argentinier?” zu mir. Ja. Auch wenn ich ‘ja’ sage, weißt du warum? Denn da kam einer in Buenos Aires, als ich noch aus Buenos Aires war, wenn man dir irgendeinen Kram erklärte, und sagte “wir kaufen jetzt, weiß ich was”, und ich sagte “ich, Argentinier”, damit wollte ich sagen, er könne mich mit solchen Sachen nicht belästigen. Es kam die Mutter und sagte “dein Bruder macht, weiß ich was”, und ich sagte “ich, Argentinier”, damit wollte ich sagen, “wenn mein Bruder etwas angestellt hat, dann frag doch grad meinen Bruder”, “leihst du mir zweihundert Dollar”, “ich, Argentinier” und wenn man Argentinier zu mir sagt, denke ich daran zurück und sage “nun ja, Argentineir zu sein ist doch gar nichts Böses”, vor allem nicht für jemanden, der eine so große theoretische Aktivität entwickelt wie ich. CERO-GEDICHT
In
Madrid lernte ich den Himmel anschauen. Gegen
den trockenen Felsen, dürre Meseta, Ich
dachte so viele Male an meine Mutter. Ich
war eine blutende Wunde. Wer
ist wer auf dieser verlassenen Meseta? Wer
die letzte Spur der Reinhneit? Wer
dazu fähig, den Verlauf eines Gedichtes zu ertragen? Ich
streckte meine Hände in der Sonne aus, Danach
teilte ich mein Leben in zwei. MEINE LIEBE, Als Du mich verzweifelst nach einem Beispiel
für ethischen Wandel fragtest, antwortete ich schnell: ethischer Wandel
ist in diesem Augenblick nicht möglich. Ethscher
Wandel wäre, wenn die Sparer ins Gefängnis kämen und die Räuber ihr
Häuschen hätten. Siehst
du das? Das ist
in dieem Augenblick unmöglich. Und
du konntest noch sagen, “ja, ich verstehe, genauso unmöglich wie deine
Ernennung zu Der Dichter, etwas , das seit 1.000 Jahren nicht geschehen
ist. Also, mein Lieber, ich werde demnach weitersuchen”. Wir
hatten zu nichts Lust, die Kargheit hatte sich tief in uns eingefressen.
Die Angst musste unter uns eigentlich nicht sein, wir hatten nie jemanden
vergewaltigt. Dort,
wo es niemand bezeugen konnte, entstand das Sein, um nicht zu sein, und
diese Haltung wurde vom Tod eingefroren. Eine
ganz schön ärgerliche Angelegenheit, das mit dem Verifizieren der Sonne
gegen die gestelzten wilden Luftikusse. Verirrt,
heißt
auch: offen zu allen möglichen Wegen. Nicht
einmal die zitternde Stimme des im Sterben liegenden Menschen habe ich, um
sie dir anzubieten. Alles
erscheint mir unerreichbar, auch das, was erreicht wird. Der
Heilige Thomas der Experimentalwissenschaften, wie Aragon in seinem
Gedicht schreibt, ich bin fähig mit die Dichterhaut abzureissen, um zu
sehen, ob ich unter der Haut ein wenig Seele habe, oder ob alles die
Oberfläche meiner Haut ist, meiner Worte. Das Wachsen vor dem Fallen, sage ich mir, wirft einen Schatten auf jede Intelligenz, selbst auf eine in tausend Liebesversen geschaffene Intelligenz.
Sie
kam zurück und sagte zu mir: -
Der Mensch ist eine einzige Scheiße. Und
ich wollte auf ganz intelligent machen und fragte sie: -
Und die Frau? Und
sie grüßte
mich zwei
Monate lang nicht mehr.
Die
Musik tönte so durchdringed wie in einer Diskothek. Wir schalteten das
Licht etwas herunter, jedoch nur so weit, um unsere Bewegungen sehen zu können. Sie
schenkten Whisky ein. Ich trank aus ihren Gläsern und stellte mir vor,
ihre Lippen in Gleichklang zu küssen. Plötzlich
nehme ich einen großen
Schluck Whisky und mein heißer
Mund erinnert mich an ihre Münder.
Ich nehme noch einen Schluck und fahre mir ostentativ mit den Fingern über
die Lippen. Es
macht mir Freude, ihre Brustwarzen zu küssen, ich stelle mir vor, wie sie
bei der Erinnerung an unsere Liebe zwei oder drei Jahrhunderte lang bebt. Ich
nehme noch einen Feuerschluck, und indem ich sie um die Taille fasse,
lasse ich sie um mich herum tanzen. Ihre
Münder beben sich bei dem Gedanken sich einander zu nähern. Sie
stimulieren sich, indem sie denken, in mich verliebt zu sein. Und
wenn sie sich mir nähern tun sie das mit einer solchen Kraft, mit einer
solchen Männlichkeit, das ich bis zum nächsten Akt ausgeschlossen bin.
1 Die
reine Umnachtung im Wesen, auch das ist eine leichte Dummhiet. Etwas
existiert in uns, das nicht ist, das kann sich nicht mit Sein erfüllen. 2 Danach
kommen auch sie, die intelektuellen Momente, wo alles Literatur oder
Lied sein wird. Verhüllende
Beispiele eines Lebens, die zu Worten werden, außerhalb
jedes Seins. 3 Höheres Gleiten. Schmerzerfüllter Schwarm. Schlaue Zugehörigkeit. Verzauberte geadelte Quelle. Das ist die Weite. Wie man so in
diesen Fällen sagt, wir haben den Nullpunkt erreicht.
Das
heißt,
eben sind die Motoren angesprungen, alles brüllt im besten Urwaldstil,
den ich noch nie kennen gelernt habe. Ich
habe wenig Arbeit damit, eine Familie mit sechs Kindern und den Rest zu
unterhalten. Mit einem Wort, ich habe gegründet. Diesmal bin ich damit
dran, mehrere Schritte zurück zu gehen. Mein
Arbeitsplatz ist nämlich voller Dreck, den ich mir, und das ist der
Gipfel, nur schwer von der Seele reißen
und in den Müllt werfen kann, da sollte er, genauer gesagt, sein. Von
den Schlüpfern einer toten und gleichzeitg glücklichen Geliebten , bis
zu den Aufzeichnungen zu einer erneuten Eroberung Amerikas mit ein paar
Gedichten und etwas Geld. Mitten
in diesem erneuten Misserfolg habe ich schon etwas gelernt. Niemand
liebt in diesem meinen Land, die Intelligenz an sich. Niemanden
interessiert ein grenzenloses menschliches Denken. Alle wünschen aus
einer Art Dummheit und Selbstbeweihräucherung heraus, das Nützliche,
was man schnell für Geld oder etwas Ähnliches oder Äquivalentes
(einen Kuss, eine Zärtlichkeit, ein wenig Sheiße) austauschen kann..Manchmal merke ich, wie ich ein entscheidender Schritt für
die Geschichte des Menschen bin. Ich weiß nicht genau,
ob sie mich etwas sein alssen werden. Ich bin von Einsamkeit, aber auch von
Grandezza umgeben. Indio
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