INTERNET-WOCHENZEITSCHRIFT ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002 WIR
KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
INDIO GRIS NR. 117 JAHR III LEITARTIKEL GESPRÄCH MIT DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA Carmen
Salamanca: Am
meisten ist mir aufgefallen, dass einige Menschen lernen müssen, und auch Sie
mussten lernen. Ich würde halt gerne verstehen. Miguel
Oscar Menassa: Wenn ich verstehen sage, dann meine ich eigentlich leben, denn verstehen,
so richtig verstehen……. Ich
gege davon aus, dass ich gerne ein Allroud-Genie wäre, aber ich gehe auch davon
aus, dass das nicht möglich ist, deswegen, weil ich mich für einen großen
Lama halte, jemand der weiß,
dass das Glück für den gegenwärtigen Menschen etwas sehr Schwieriges ist, ich
höre aber nicht damit auf, das Glück zu suchen, ich gehe nicht rum und rufe
laut heraus, das Glück, das geht nicht, ich suche es weiterhin, ich bin mehr
als ein Lama. Denn ein Lama ist eine Kuppler, jemand, dem allmählich klar wird,
dass man etwas nicht machen kann,
und er geht hin und ruft das laut heraus. Und er nimmt den Menschen die Illusion, die Utopie.
Die Gelassenheit, an etwas zu arbeiten, wenn es auch nichts Nützliches ist,
denn Sie werden doch nicht glauben, alle arbeitenden Menschen täten etwas dafür,
dass ihre Arbeit zu etwas Nützlichem wird. CS :
Ein großer
Lama, jemand, der weiß,
dass das Glück nicht existiert. MOM :
Klar,
ich weiß, dass das Glück nicht existiert, dass es etwas Schwieriges ist, denn weiß der
Geier, wer die die Glücksquote bewegt. Im Supermarkt vekaufen sie sie dir
nicht, dann sagen sie dir, du seist glücklich, wenn du deinen Pflichten
nachkommst, und da erreicht niemand das Glück, sie sagen dir, du seist glücklich,
wenn du eine Freundin hast, und niemand erreicht sein Glück, dann sagen sie
dir, du seist glücklich, wenn du ein gutes Gedicht schreibst, und niemand
erreicht das Glück, denn sobald du ein gutes Gedicht schreibst, möchtest du
ein zweites schreiben, und wenn du dann schon fünfundzwanzig hast, möchtest du
ans Veröffentlichen gehen… Das Leben ist voller Probleme. Das mit dem Glück ist etwas Schwieriges. Und
ganz zu schweigen, wenn du ein Autofan bist: heute dies Auto, und morgen jenes. CS:
Wir haben davon gesprochen, wie Sie das machen, um so lesen zu können, und wir
haben auch kurz angeschnitten, was sie Ihren Schülern sagen, wie das in Ihrer
Schule geht, das mit dem Lesen, was aber macht man, um etwas weiterzugeben? Was
macht man um etwas zu lehren? MOM:
Zuerst mal, Lernen tut man ein Leben lang. Zweitens ich muss mich von der Kunst,
der ich mich widmen will, führen lassen, das heißt, ich muss mich führen lassen, nachdem ich ein paar Mindestanforderungen
erfüllt habe. CS : Die wären…. MOM:
Ich habe Ihnen zum Beispiel schon früher gesagt, wenn ich schreiben will, muss
ich auch tatsächlich schreiben, danach kann ich den Beschluss fassen, etwas zu
schreiben, was ich nicht kenne, und eine Menge Quatsch schreiben, oder etwas
schreiben, was ich kenne, wobei das Gedicht zu einer schlechten Art irgendeiner
seltsamen Kenntnis werden kann. Und ich kann aus mir einen gebildeten Menschen
machen und weiß
allmählich und denke allmählich mit dem Gedankengut der Gegenwart, dann ist es
nicht interessant, wovon ich schreibe, weil ich ein gebildeter Mensch bin, und
ich dafür gearbeitet habe. Und
ich habe wahrhaftig mehr in meiner Psychoanalyse gearbeitet als in Bibliotheken.
Denn, wenn Sie denken, all mein Wissen oder meine Kenntnis würde aus Büchern
stammen, die ich gelesen habe, Sie lesen die Bücher, die ich gelesen habe, und
es kommt nicht wie von Zauerhand das angeflogen, was Sie mein Gedankengut
nennen, das heißt, das ist woanders. CS:
Was man beim Lehren oder Weitergeben nicht verhindern kann, dass derjenige, der
die Arbeit verrichten muss, auch derjenige ist, der lernt. MOM:
Das ist der Lehrling, klar. Wenn
der Lehrling die Lehre macht, das heißt,
dann macht er etwas, und wenn er mich als Meister annimmt, denn sonst ist das
nicht möglich, kann ich ihm zeigen, wie er es besser machen kann, es
erfolgreicher machen kann. CS.
Gestern
wurde ich darum gebeten, “hilf mir dabei ein Buch zusammenzustellen”, und
ich sagte darauf, “gut (es war ein Psychoanalysebuch), schreib eine
Aufstellung deiner Arbeiten und bring sie mir,
und wir werden ein gemeinsames Thema finden und sie sagt zu mir, “das
ist vielleicht eine Hilfe, ich bitte dich um Hilfe und du buckelst mir noch mehr
Arbeit auf”. Aber klar, die Arbeit muss jeder fü rsich verrrichten, es gibt
keine andere Hilfe. Das
erinnert mich an einen Satz aus Las 2001 Noches: ein Psychoanalytiker
heilt eher durch das, was er ist, als durch das, was er sagt. MOM:
Im Leben eines Menschen kommt man an einen Punkt, wo der Mensch nicht mehr
einfach etwas sagen kann, und dann etwas anders macht, wobei in Wirklichkeit der
Schriftsteller der Einzige ist, der nichts damit zu tun hat mit dem,
was er schreibt, aber wie ich Ihnen schon gesagt habe, ich werde nicht
danach fragen, wie ein schlechter Schriftsteller schreibt, in ein paar
Jahrhunderten ist er nämlich gut. Wonach ich aber sehr wohl fragen kann ist,
wie er gelesen hat, das ja. Ich bin Schriftsteller und habe vollkommene
Freiheit, aber Freiheit wozu? Ich habe die Freiheit zu schreiben, nicht die
Freiheit zu lieben, die Freiheit zu lieben, muss ich für mich konstruieren, so
wie ich für mich die Freiheit zu sagen konstruirt habe. Freiheit zum Schreiben
zu haben, heißt
nicht
auch Freiheit zum Leben zu haben, dass sind zwei verschiedene Konstruktionen..
Was die Menschen aber wollen ist, etwas in Ordnung bringen, sie zerstreiten sich
mit der Freundin, sie haben eine zweite Freundin und wollen das Gleiche machen,
was sie mit der ersten Freundin gemacht haben, sie wollen sparen, wollen nicht
sehen, dass sie eine neue Freundin haben, dass sie das Gleiche machen, was sie
gemacht haben, dann verlieren sie sie wieder. Gut,
es gibt Menschen, die haben ihr ganzes Leben auf diese Weise zugebracht, ohne
lieben zu können, weil sie die neuen Geliebten weiterhin so behandeln, wie sie
die vorhergehenden behandelt hatten, von denen sie sich wegen ihrer Art Menschen
zu behandeln, getrennt hatten. CS:
Also sie haben alle weiterhin wie ihre Mama behandelt. MOM:
Ja, wenn Sie so wollen. Wenn
das Leben schon kommen soll, LEBEN,
wenn auch unser Schicksal MEINE LIEBE : Heute nach einer längeren Begegnung,
noch länger als unsere längeren Begegnungen, hast du mich dazu gebracht,
zuzugeben, dass ich mich im Irrtum befand. Jetzt, allein, ohne die Anwesenheit deiner zittrigen Stimme, kann ich mich
weder an die Gründe deiner Traurigkeit erinnern, noch an das Argument
meines Irrtums. Woran ich mich jedoch erinnere, an dein Weinen während
der ganzen Nacht über und während eines Großteils des nächsten Tages
und, dass ich mich fürchtete, wie damals als Kind, als ich einer
Nachbarin an den Po fasste, und meine Mutter mir einen Klaps gab, als sie
das sah. Wie sollte ich meiner Mutter damals erklären,
dass ich nur SIE wahrhaftig liebte und das mit der Nachbarin, reines Spiel
war, reines Vergnügen! Wie soll ich dir, meiner Gefährtin,
diese unergründliche Reise erklären, dass die Liebe niemals auf etwas
verzichtet, und deswegen nicht existiert. Wir verzichten, meine Liebe, auf unsere
Liebe, um uns lieben zu können. Wir verzichten, meine Liebe, darauf, für
einander da zu sein, um uns haben zu können. Wir verzichten, meine Liebe, auf unseren schäbigen Sehnsüchte, um zusammen
mit dem Schriftsteller, das Größte
zu besitzen. Wir
leben in einer Welt, meine Liebe, wo der, der kein Geld doch Liebe
braucht. Und genau in dieser wegen des Unvermögens verzweifelten und bestürzten
Welt, schlage ich dir so etwas Aufregendes wie einen Dialog vor. Eine
althergebrachte Weise, im Leben neue Wege zu finden. Ich schlage dir einen
Dialog mit einem gewissen Abstand vor, eine wirkliche Feuerprobe. Zu
Anfang schauen wir uns an, als würden wir unser eigenes Gewicht abwiegen.
Beim anderen in diesem Blick den Punkt zu finden, wo er besiegt
werden wird. Nicht schon den Tod, sondern den Raum des Wahnsinns,
unendlich groß
und schwarz wird
der Ort unserer Arbeit sein. Alles
wird wunderbar und unheimlich sein, wir werden mehrere Male gewinnen und
verlieren, in mehreren Situationen. Wir werden es mit der Liebe schaffen
und nicht schaffen. Wir werden werden beim Spielen des gleichen Spiels mit
den gleichen Gegnern. siegen und besiegt werden. Ich möchte, dass du
immer daran denkst, in diesen Augenblicken ähnt SIE der Maske einer
vergangenen Freude. SIE ist immer undurchdringlich, wenn sie tot ist, und
dennoch, dein Körper zieht sich unter deiner Kleidung gut zusammen, dein
Körper bricht unter deinen ältesten Gefühlen. Es geht , meine Liebe, um
die Wiederholung eines Satzes, den SIE lieber zittert, als ausspricht. Ein
alter Brauch richtet sich in den Umrissen deines Körpers ein, wie damals,
als wir in meinem Vorstadtviertel das Johannisfeuer anzündeten. Dort,
meine Liebe, verbrannte all das Alte, wie heute in deinem Körper. Dort
verbrannte die Vergangenheit, jedesmal. Dort verbrannten die schüchternen Anflüge von
Rache, die glänzenden Kacheln des Todes.
Sie
sagte zu mir, natürlich ohne es zu wissen, dass sie ein Kind von mir
hätte haben wollen. Sie selbst sagt, ich würde ihr antworten, sie
sei dämlich und ich würde sie ein wenig hassen. -
Sie haben mich unter Beobachtung – sagt sie – um zu sehen,
wie ich arbeite. Denken sie etwa nicht, dass all das, was mir mit
Ihnen passiert, doch nur erfunden ist? Und
wenn das alles nur erfunden wäre? Sie
nennen mich eine blöde Kuh, weil ich weiß,
dass es nicht nur erfunden ist. Die
Psychoanalyse kann nur erfunden sein, mein Leben aber nicht. Danach
lacht sie wie eine Verrrückte und spricht über eine befreundete
Dichterin, um mir damit sagen zu können, dass ich sie anekeln würde.
Sie sagt,
sie sähe in mir einen
großen
Menschen, aber nicht so groß, um es mit ihr aufzunehmen. -
Sie wollten niemals, dass ich Ihre Tochter wäre, Sie fürchteten
sich vor Komplikationen. Sie wollen nie meine Mama sein. Herr
Doktor, Sie sind ein Scheißkerl.
Sie haben mich noch nie geliebt. Das einzig Wichtige für Sie, war
mein Geld. Sie
ekeln mich an, und dennoch bin ich in Sie verliebt. Genau überlegt, sind Sie mein einziger Trost. Andererseits, ist eine Psychoanalyse etwas
ziemlich Billiges, etwas Orginelles. Eine
schreckliche Angst habe ich: nachdem ich mich so lange selbst
befriedigt habe, wird mir nichts mehr gelingen. Herr
Doktor, ich muss Ihnen sagen, mit mir kann man nur scheitern, lassen
Sie mich gehen! -
Genau das sagten mir vor zwei Wochen zwei Kolleginnen von
Ihnen, fällt Ihnen was auf? -
Sie sind ein Scheißtyp. -
Machen wir beim nächsten Mal weiter.
Ein
genussvolles Bad: Zwei junge Körper beim ficken wie die Ríen in der
Badewanne, während der Regen gewissermaßen kraftvoll
an unseren nackten Körpern herunterrieselt, wir umarmten uns und schlugen
Zentimeter für Zentimeter alle auf der Haut möglichen Stellen. Und
wir küssten einander die feuchten Gesichter, die feuchten Augen, den sich
langsam durch die Zunge aufgestobenen Mund,
und der sich zum Gruß,
zum Willkommensgruß,
öffnete.
Wir begrüßten
uns mit
Jubelgeschrei, die beiden Zungen treffen sich unter dem kleinen stetigen
Wasserfall, stetig wie die Liebe, wie das Begehren. Die
Körper gleiten aneinander ab, bilden eine Höhlung, um wieder
aufeinenderzustoßen.
Paff. Paff. Und es hörte sich nach Wasser an, und es hörte sich nach Sex
an. Seine
Hände fahren über meinen Rücken nach unten und, indem er meine Pobacken
mit beiden Händen ergreift, hebt er mich einige Zentimeter in die Höhe,
und er schiebt ihn mir ein bis zum Hals. Auf Zehenspitzen und schon mit
angewinkelten Beinen glitt ich auf dem zentralen Obelisken, steif war er
und heiß,
herauf und herunter, am helllichten Tag. So
fickten wir im Sthen in der Diele.: Er ließ
mich auf eine Bananenkiste steigen und ich machte ein wenig die Beine
breit, und er schob ihn mir ein und ich fühlte, ich bin endlich eine
Frau. Da
gab er der Bananenksite einen Tritt und ich blieb auf seinem Körper
stecken, richtig mitten drauf stecken.
1 Meine Arbeit ist meine Arbeit, und die kann nicht im Geringsten geändert werden, nicht einmal im Unglück. Sag ich mal. 2 Sie
sind ungeschickt. Sie brauchen das, dass man sie beherrscht. Das heißt, wenn ich nicht
beherrschen will, dann muss ich Ihnen sagen, sie seien Scheißtypen oder ich muss jemanden dazu kriegen,
der sie beherrschen will. Die Seele hat keine geeignete Bleibe. Wir haben erreicht, was das Proletariat einiger zivilisierter Länder erreicht: ein Haus für den Körper, für die Familie. Jetzt müssen wir uns ein Haus für die Seele als Ziel setzen, und das erreichen in diesen Gesellschaften ein paar Bürgerliche. Die meisten. Ich versuche auf eine nahe Distanz
zu jedem Wort zu gehen, ich verirre mich bei seiner Artikulation, wie
bei den Frauen: je mehr ich mich um eine kümmere, verliere ich an
Anziehungskraft bei der Artikulation. Man muss die Geschichte bis zur
letzten Konsequenz bringen. Ich werde allein in einer Fünfzimmerwohnung
wohnen, und es wird bei mir aussehen wie in einer Künstlerwerkstatt,
dann wird niemand mehr weinen, wenn ich zu einem unvergesslichen Vers fähig
bin. Bis zur letzten Konsequenz das soll heißen, es wird jemand da sein, der
sich meines Fortbestehens annimmt. Ich werde derjenige sein,
der sich des Fortbestehens der Poesie annimmt. Alle werden bekommen, was sie verdienen, wir werden die Dinge behandeln,
wie die Menschen, die an ihn gewöhnt sind, den Schnee. Ich werde keine
Zeit dazu haben, das Gute und das Böse zu erforschen, das werden Übereinkünfte
sein unter denen, die sich trauen Übereinkünfte zu beschließen.
Der Rest wird das Beschlossene ertragen müssen, als ob er damit
einverstanden ware, oder aber er wird wegen irgendetwas vor Gericht
gebracht werden. Indio
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