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NR.
115 JAHR 2002 DONNERSTAG, 1. AUGUST

 

ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002

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INDIO GRIS IST PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES
21. JAHRHUNDERTS

 Indio Gris


INDIO GRIS NR. 115

JAHR III  

 LEITARTIKEL  

GESPRÄCH MIT DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA

Carmen Salamanca: Jetzt, wo wir eine Aufnahme von den Gedichten aus Ihrem letzten Buch, Al Sur de Europa, machen, meinten die Kamerafrauen zu mir, Sie würden sehr kraftvoll rezitieren, sie fragten nach der Stellung, womit man rezitiere, von wo aus man rezitieren müsse. In einigen Schulen heißt es, aus der Mitte des Magens, sie aber fragten, wie denn Sie das eigentlich machen würden, wo doch eine Aufnahme eine reichlich kühle Angelegenheit ist, und das einzige Publikum die beiden Kamerafrauen sind.

Miguel Oscar Menassa: Offensichtlich gibt es zwei Denkweisen zum Thema Arbeit. Ich kann denken, dass mir die Arbeit Energie nimmt, und außer meinem Dasein als Proletarier, Angestellter oder Arbeiter, bin ich ein bisschen arm. Bei einer solchen Denkweise kann ich jeden Moment in eine Depression fallen, in eine Traurigkeit, in einen nervösen Erschöpfungszustand. Das ist der Weg, wenn wir denken, die Arbeit nimmt uns Energie. Und eine andere Denkweise ist, das Geld, das ich zu Monatsende kassiere, füllt mich mit Energie, ich bin weiterhin Arbeiter, Angestellter, aber ich bin glücklicher.

Ich will damit sagen, das mit dem, man brauche Energie zum Rezitieren, zum Singen, zum Schreiben, zum Malen, ist eine Erfindung der Staaten, um die Arbeiter in der Hand zu haben, denn in Wirklichkeit gewinnt man Energie, wenn man singt, rezitiert.Außerdem, was Sie da sagen, die Energie sei mitten im Bauch, das sind Schulen. In meiner Schule wäre das “Sie müssen überhaupt kein Zentrum haben, dennoch müssen Sie zentriert sein, und Sie müssen sich keine Sorgen darum machen, bei Stimme oder nicht bei Stimme zu sein, denn die Stimme ist allenfalls die Stimme des Dichters”. Wenn Sie sich jedoch darum Sorgen machen, ob Ihre Muskeln mitmachen, ob Ihre Stimme mitmacht, dann verbrauchen Sie offensichtlich viel Energie.

Habe ich Ihnen damit etwas beantwortet?

CS: Es scheint, sie haben große Erfahrung im Rezitieren. Haben Sie oft laut rezitiert?

MOM: Mit 7 Jahren machte ich ein Gedicht für meine Mutter (nicht alle Dichter haben mit 7 Jahren ihrer Mutter ein Gedicht gemacht). Ich wollte einen Spaß mit ihr machen, ich hatte Lust, für sie einen Tango zu rezitieren und ihr zu sagen, das sei das erste Gedicht, das ich in meiner Kindheit gemacht hätte, und der Tango ging so: “Liebe, arme Mutter, wie viel Kummer hattest du mit mir, wie oft weintest du verborgen, traurig und abgekämpft, in einem Winkel hab ich dich gefunden”.

Als ich dieses Gedicht da für meine Mama machte, gab ich es ihr auf ein Blatt Papier geschrieben, weil ich schon von klein auf Dichter war, aber sie wollte, ich solle es laut vorlesen, und ich fühlte diese Beschämung, diese Erniedrigung niemals mehr vor einer Million Leute. Warum? Weil meine Mutter sehr gut Tango tanzen konnte, und wenn ihr gefallen hatte, wie ich das Gedicht vorgelesen hatte, dann hatte ich es gut vorgelesen. Und es gefiel ihr. Sie umarmte mich und sagte “Miguelito, mein Lieber” und ich sagte,” hau ab, Altchen, Papa schaut uns zu”.

CS: In welchem Alter?

MOM: Mit sieben Jahren, hören Sie nur, ich weiß aber nicht, ob das gilt. Und die erste Freundin mit 11. Und was ich zwischen 7 und 11 machte? Alle Gedichte waren für meine Mama. Und wenn Sie so wollen, dann sage ich es auch, ich habe sehr wenige Gedichte für Männer geschrieben. Das Gedicht, das ich einem Mann widmete, das war bereits, als ich erwachsen war, und zwar Che Guevara, danach, noch erwachsener, ist da ein Gedicht, das ich meinem Vater widmete, obwohl ich da schon sehr erwachsen war. Aber als junger Mann da war das erste Gedicht, das ich einem Mann widmete, für Che Guevara.

CS: Das fiel mir dann schon sehr auf, das mit der großten Beschämung, die Sie in Ihrem Leben empfunden hätten, sie hätten nie mehr Beschämung empfunden,

MOM: Das habe ich Ihnen erzählt, um Ihnen damit zu sagen, jener Augenblick war so überwältigend, dass ich danach niemals mehr Angst empfand zu rezitieren, niemals mehr emfpand ich Beschämung wegen der Poesie. In Fabriken habe ich Poesie rezitiert, in Stadien, auf Fussballplätzen, dort wo, geboxt wurde, im Bett, auf allen Feten von allen meinen Freunden, da ich habe rezitiert. Wie gut ich doch meiner Mama vorgelesen habe. Und meine Mutter war für mich eine Künstlerin, weil sie innerhalb der Bevölkerung aus der breiten Masse stammte und ihr dieser Sohn gelang, der bin ich, sie war eine große Künstlerin, sehen Sie das?

Was ich jetzt sagen werde, ist sehr schwierig, das ist für die Schriftsteller aus der Vorstadt, für die Schriftsteller von EL PAIS. Es ist sehr schwierig, diesen Leuten zu verstehen zu geben, dass, sobald jemand sagt “ich will malen”, er nicht malen will, er will malen wollen. Mir dagegen passiert so etwas nicht, Sartre würde sagen, wenn er malte, dann malte er eben, dann sagt er “frag mich nicht, während ich Liebe mache, ob ich dich liebe, denn während ich sage, ich liebe dich, höre ich auf, Liebe zu machen”. Wenn Sie mich dagegen fragen, während ich male oder während ich Liebe mache, Was machst du denn gerade? Würde ich Ihnen antworten “ich will malen”, aber wenn ich male, wenn ich beim Vögeln bin “will ich Liebe machen” und nicht vorher, wenn ich es vorher sage, was ich will, ist Liebe machen wollen, was ich will, mich wirklich aufs Malen freuen. Verstehen Sie das?

CS: Das erinnert mich an einen alten Spruch, Bewegung wird durch gehen bewiesen.

MOM: Wenn Sie meine Kenntnis auf eine volksnahe Ebene bringen wollen, können wir sagen, auch das Übel hat seine guten Seiten, aber das ist falsch, das ist falsch, weil der Weg durch das Gehen entsteht, wie Machado sagte, das ist eine unumkehrbare Wahrheit, was man aber schon tun muss, ist gehen.

CS: Später wird man sehen, ob der Weg entstanden ist.

MOM: Sehr gut, was Sie da sagen. Nicht jedes Gehen bringt einen Weg hervor. Sehen Sie nicht, dass auch Sie etwas bei diesen Gesprächen lernen, dass es nicht vollkommen umsonst ist? Weil die Leute allmählich sagen « dieses arme Mädchen, wie viel die arbeitet… » das sind die Feinde, die feindliche Presse. Wir werden sehen, was die in ein paar Jahren sagen.

Das einzige, was ich ersehne, obwohl es mich erstaunt, ist meine Mutter.
Ihre langen Klavierhände, die sie nie dazu nehmen wird.
Ihre Lippen in Herzform auf der Nacht gemalt,
wie die Künstlerinnen ihrer Zeit, nie konnte sie es sein.

Und dieser Schritt, gemessen und ruhig,
einem Tango so ähnlich, ja,
aber dieser Schritt war die Fabrik,
die Vorstädte, die verrückten Geissblattpflanzen.

Den wahren Tango, den hatte sie nicht im Schritt,
noch nicht einmal in der Seele, den hatte sie vielleicht,
nicht im brillianten Klang ihrer Stimme, wenn sie sang.

Noch im Kichern ihres Lachens, ansteckend und offen,
der wahre Tango, der war ihr eigenes Leben, und zwar so getanzt:
eine Drehung, ein Fall, zwei Schritte zurück und dieses Lächeln.

MEINE LIEBE,

Vor dem Licht, war nicht die Finsternis, war die Blindheit.

Ich öffne die Augen und die Welt erstrahlt bei dieser Öffnung meiner Stimme hin zu den Wegen des Gedichts.

Heute die größten Dichter gestorben und geboren worden, und ich bin der Alleinverantwortliche.

Meine Stimme, möchte ich sagen, dieses verzweifelte Licht,  breitet sich den verborgensten Dimensionen des Wortes hin geöffnet aus.

Wort des Lichtes, bezaubernde Nachtigall, hingebreitet, nur so, über meine Tage.

Aber ich kann nicht sagen, das sei das letzte Gedicht, das auf der Welt geschrieben würde.

Ich selbst werde fallen und werde wiederum tausend Mal von neuem aufstehen und dieses unterirdische Schlagen wird zum Wort werden, zeitloser Wirbel, großartige  in feinem apokalyptischen Zittern aus Licht geöffnete Finsternis

Tosende Ernte des Fleisches, Vorabendessenz. Ich liebe dich.

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GANZJÄHRI
G

Sie sagt jetzt, sie müsse über die Wirkung der Psychoanalyse lachen. Ich verstehe das überhaupt nicht und erinnere mich an Lacan, so ganz im Allgemeinen, keinen Satz, kein Buch, nur seine Gestalt, dann stellte ich mir vor, etwas Ernsthaftes würde geschehen.

Etwas wie das Unbewusste, ich selbst, war auf diese Weise strukturiert.

Sie sprach von französischen Dichtern, und sie sagte, sie sei von zwei Arabern wie mir ermordet worden, und dann mit einem deutschen Versprecher sagte sie:

- Gaga-Alter-Schleimer.

Ich dachte sofort, es seien viele Jahre vergangen. Mein Vater sei gestorben, eines meiner Kinder sei kurz davor, mich zum Grossvater  zu machen, meine Mutter zittrig und meine Frau älter.

Etwas hätte in mir geschehn sollen. Es gelang mir aber nicht, mich als verkalkten Alten zu sehen, und dann begriff ich es vollständig: unsere Liebe ist unmöglich.

Sie drohte mir damit, mich ins Gefängnis zu schicken, sagt aber sofort, sie halte das für absurd; aber wie dem auch sei, als guter Psychoanalytiker müsste ich ihr mit grösserer  Aufmerksamkeit zuhören.

Danach streckt sie sich friedlich in grausamen und rachsüchtigen Männern aus und gibt zu, als kleines Mädchen hätte sie sich nicht mit ihrer Mutter identifizieren können.

- Veilchen, sage ich, das ist eine gute Zeit, um Veilchen zu pflanzen.

- Ja, antwortete sie – auf der Grabstätte von Juana der Wahnsinnigen lagen kleine verliebte Blumen.

Schauen Sie, mein Wunsch ist einfach, mein ganzes Leben habe ich damit zugebracht, mich mit meinen Brüdern zu streiten, und niemals konnte ich sie besiegen, das ist also mein Drama.

- Machen wir beim nächsten Mal weiter, sagte ich.

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Das Licht ging bis auf unsere Schatten zurück, bis wir uns kam sehen konnten.

Er drängte uns gegen die Glaswand, die die Liebe vom Wind trennte und bei einem Ballfest, diesmal mit erleuchteten Händen und Mündern und Titten und Beinen und Händen und Geschlechtsteilen.

Sie mit ihren hohen und feinen Händen drückte mir so lange die Klitoris, bis sie mir das intimste Stöhnen entriss.

Er brachte uns dazu, uns auf den Mund zu küssen und sagte :

- Kind, Kindchen, was für ein Möschen hast du bloß.

Durch ein atemberaubendes Abfeuern des Wunsches flogen wir in die Mitte des Wohnzimmers. Das Orchester spielte verweifelt verzweifelte Melodien. Wir sanken auf dem Schlachtfeld zusammen, wie die Soldanten immer zusammensacken, vor oder nach er Schlacht, und indem wir so taten als unterhielten wir uns über irgendeinen Quatsch, dachten wir an die Zukunft unserer Beziehung.

Sie ließ ihre Beine gemächlich immer weiter offen. Stellt euch vor: Ihre soweit wie nie zuvor geöffneten Beine und ihr Blick so voller Liebe auf meinem Mund.

Ich schaute ihn wie um Erlaubnis bittend an, kniete zwischen seinen wie nie zuvor so weite geöffneten Beinen nieder und sagte:

- Du wirst schon sehen, was ich dir machen werde.

Was meinen Sie?

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Abtimmung bis heute:

Pornographie: 250.000       Erotik: 390.000

 

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  Ich weiß, ich werde es nicht können (oder vielleicht werde ich es können), alle Mörder sterben sehen.

Ich bin aber glücklich bei dem Gedanken, dass meine Verse alle Mörder sterben sehen werden.

Sobald die Winterschalangenhexe in unsere Ziet einfällt, werde ich wieder schreiben und niemand wird meine Verse, wie Riesensteine aus Salz und Sand und Meer, aufhalten Können. 

Wie wundervoll wäre es, irgendwie ans Meer zu gehen.

 Also entledigt, richtig entledigt habe ich mich bereits allem, und das hat gar nichts geholfen, so dass ich mich jetzt “ledigen” muss.

 Ein Mensch, der den ganzen Tag lang gegen sich selbst vorgeht, geht nicht mehr. Die Feinde müssen aus mir drauben bleiben.

Indio Gris


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