INTERNET-WOCHENZEITSCHRIFT ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002 WIR
KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
INDIO GRIS NR. 114 JAHR III LEITARTIKEL GESPRÄCH MIT DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA CS:
Sie sagten neulich, wir wären dabei eine sehr interessanten Schöpfertyp zu
erfinden, weil es Schöpfer der Wirklichkeit wären, die von der Grupo Cero. Wenn
du keine Arbeit hast, kannst du
auch kein Schöpfer sein. MOM: Klar, wenn du alles für die Schöpfung aufgibst, ist es
keine Schöpfung, ist es eine Neurose und die Welt ist voller Neuroiker, und außerdem
waren alle Schöpfer früher die Oberneurotiker, sie hatten eine Menge zu
leiden. Wir leiden nur, um bei der Produktion von Geld mitzuarbeiten, unser
Leiden ist zu Ende. Wir lieben vergnügt, wir malen vergnügt, wir schreiben
vergnügt, wir veröffentlichen vergnügt Bücher, wir machen vergnügt
Dichterlesungen, wir gehen vergnügt auf der Straße.
“Und Sie leiden wohl nie?” Aber ja doch, ich bin doch auch Christ, ich muss
arbeiten, um Geld zu produzieren, um vergnügt die Strasse entlang gehen zu können.
Das sind revolutionäre Theorien im mittleren Bürgertum, im intelektuellen Bürgertum…
Ich glaube, dass der Intelektuelle, der keine Steuern für Beleuchtung und straßenreinigung
bezahlt,
in einer schmutzigen unbeleuchteten Stadt wohnt…Wenn niemand Steuern bezahlen
würde, hätten wir ein Chaos und Sie wissen, das Chaos führt, wenn Sie ein
Genie sind, zur Schöpfung, aber wenn Sie ein ganz normaler Mensch sind (und wir
alle sind ganz normale Menschen) führt es zur Zwietracht, zur
Widerspenstigkeit. Deswegen weil die Unordnung kontrarevolutionär ist, weil sie
zu tun hat mit der Erfüllung oder Nichterfüllung gewisser innerer Gesetze.
Wenn ich sehr ungeordnet bin, was soll das heißen?
Dass ich Sklaven habe, in Griechenland bin, ich bin der Schriftsteller, der Künstler,
und habe zwanzig, dreißig,
vierzig Skalven, die da sind und meine Unordnung machen. Sehen
Sie, wie schwer es ist, einen Gedichtband zu machen? Unordnung beispielsweise
ist, den letzten Poesieband zu veröffentlichen, den ich jetzt veröffentliche (Al
sur de Europa), und zwar genauso, wie ich ihn mir zum ersten Mal vorgestellt
habe, das ist Unordnung. Ich habe ihn dagegen
20 Mal gelesen und Gedichte herausgenommen, Gedichte korregiert, ihn überarbeitet,
so ist er dann jetzt für mich etwas Gesellschaftliches, etwas, das, wenn es
erst einmal dort ist, auf dem Markt, demjenigen nützt, der in der Nähe ist.
Wenn ich ihn dagegen genau so veröffentliche, wie ich ihn am ersten Tag gedacht
hatte, würde er einigen schaden, anderen nützen… wie jede menschliche Geste. Ein
Gedichtband von einem Menschen wie mir, der so viel Bücher geschrieben hat,
muss versuchen, für jeden nützlich zu sein, was man nicht kann. Aber eine
Sache ist es, dass man nicht kann, und eine andere Sache ist es, dass man es
erst gar nichr versucht. Denken Sie daran, die Weisheit der Lamas geht über das
Wissen, dass man nicht kann und es weiter versucht, das ist die große
Weisheit
des großen
Lama. Ein Lama ist derjenige, der, wenn er keine Lösung findet, sagt, es gäbe
keine Lösung. Ein großer
Lama
ist derjenige, der, wie seine Brüder weiß,
es gibt keine Lösung und weiter versucht, es zu lösen. Denn
die Kultur hat nichts mit dem Subjekt im Einzelnen zu tun, die Kultur ist da,
wenn Sie sie nehmen wollen, erben Sie sie, wenn sie sie nicht nehmen wollen,
erben Sie sie nicht. Auch in Afrika erscheint manchmal ein Dichter, erscheint
eine Frau, die ihre Rechte fordert. Trotz der unwürdigen Art mit der Frauen in
einigen Völkern behandelt werden, gibt es mehr Frauen mit eigener Stimme in
diesen Völkern als in Europa, wo man sie “ideal” behandelt. Ich habe einen
Vergleich mit Afrika gemacht, wenn ich ihn mit Lateinamerika gemacht hätte,
verlieren sie mit achthundert Punkten. Neulich
habe ich über den Generalstreik nachgedacht, die Gewerkschaften müssen
beweisen, das sie etwas tun. Entweder suchen wir nach einer neuen Form des
Protestierens oder sie werden uns nicht zuhören. Wir gehen beispielsweise auf
die Straße,
um zu demonstrieren, aber niemand hat im Gesetz nachgelesen. Wenn 500.000
Spanier im Gesetz nachlesen und wirklich mit dem Gesetz nicht einverstanden sind, ist das mächtiger
als 70 Demonstrationen. Eine Demonstration verbreitete Schrecken, wenn sie eine
Staatsänderung provozierte, wenn eine Demonstration beim Volk Gefallen fand. AD:
Im Jahr 68 ging’s mit den Demonstrationen zu Ende. MOM:
Etwas, das passen würde, wie ein Generalstreik vor 40 Jahren gepasst hätte,
etwas, das passen würde, wie vor 50 Jahren eine Demonstration, die zwei oder
drei Tage dauerte, gepasst hätte. Denn sie passt nicht länger, Assimilierung
war da, die Staaten sind sehr mächtig, weil sie assimilieren. Wenn man sagt,
der Kommunismus sei vollkommen gescheitert, dann meinen wir damit, dass der
Kommunismus in Russland gescheitert ist, so wie die Christdemokratie in Italien
gescheitert ist. Aber der Marxismus scheitert nicht, im Sinne davon, dass der
Kapitalismus weiter viele Arten der Annahme revolutionärer Ideen hervorbringen
musste, und assimilierte bereits die Art des Protestierens von vor fünfzig
Jahren, die, wie wir weiterhin wiederholen, vollkommen assimiliert ist. Ich
glaube, man muss den Feind verwirren. Ich denke beispielsweise manchmal: wir
bleiben hier und malen zusammen mit den jungen Leuten die ganze Nacht hindurch
statt auf Leinwand, die ist teurer, auf Papier, wir bemalen 400-500 Bogen Papier
mit Ölfarbe, und am nächten Tag kleben wir die alle rund um den
Regierungssitz. Ich meine das bringt mehr als eine Demonstration, denn
irgendjemand wird verstehen und mit jemandem, der versteht, ist es genug:
“Diese Leute, mit viel weniger Geld als das Kulturministerium, schau bloß,
was die in der Lage sind zu machen”. Ich glaube nämlich, man muss damit
anfangen sich mit dem Staat zu vergleichen, denn, was die Protestierer vor fünfzigJahren
machten, das hat der Staat verschluckt. Wir, die modernen Protestierer, machen
noch überhaupt nichts. So
wie der Staat weiß,
wenn ich hier um einen Punkt erhöhe, wird es zu dem und dem Protest kommen, und
wenn sie sich geirrt haben, verliert die Regierung, wenn sie sagen, drücken wir
mal hier drauf, es werden nur 5% der Bevölkerung etwas dagegen sagen” und es
sagen 15% der Bevölkerung ewas dagegen, dann verliert die Regierung. Aber ein
Intelektueller von meinem Format, von meiner Größe,
weiß,
wie der Staat funktioniert. In Argentinien, zum Beispiel, gibt es einen Grünen,
der läuft da rum und verspricht, ich weiß
nicht was; ich als modernenr Intelektueller, denke, dass das nicht geht, weil
sie es nicht zulassen können. Sie wollen die Bank nationalisieren, wo man doch
eher die Argentinier nationalisieren sollte. Schreiben
Sie das auf. Wie sollte ich jdemanden darum bitten, für die Grupo Cero zu arbeiten, der nicht von der Grupo Cero ist? Wie soll ich jemanden darum bitten, er solle für Argentinien arbeiten, der sich nicht als Argentinier fühlt? Deswegen sind die loyalsten Leute, die Leute, die für die Grupo Cero arbeiten, da interessiert es mich, den Fehler zu korregieren, da strenge ich mich an, dass sich kein Fehler ereignet, und natürlich kann auch der Bürger fühlen, ausgerechet ich, der ich die Vorschriften erfülle, mich bringen sie zur Weißglut, aber sie gehören doch schon zu denen, diue die Vorschriften erfüllen, sie nehmen ein Gesetz an, sie bringen ein Gesetz hervor, etwas wird sich ändern müssen, ist dabei eine andere Lebensweise hervorzubringen. Und das gibt’s nicht umsonst. Ich
bin derjenige, der aus dem tiefen Zentrum der Erde kommt. Ich
habe beschlossen, in einem Sternentrapez zu leben, Ich
stamme von der Erde, Mein
Leben ist das von allen. MEINE
LIEBE, Wenn
alle mein Verschwinden erwarteten, verschwand ich. Ich
bin der vollkommene Zauber der Poesie mit allem Komfort. Ein
Geier, der sein eigenes Aas anhäuft. Eine klein gewordene Traurigkeit wegen des
Gelingens des Seins. Unter
freiem Himmel schlage ich diesen verzweifelten Ton an: Ich
liebe und werde geliebt. Wenn
sie mir erzählt, wie ich sie liebe, muss ich zugeben, bin ich der einzige, der
es auf diese Art macht. Hartnäckige Geliebte, dickköpfige einsame Schlange,
meine Kehle umwindend. Ich beweine dich, zerstückle dich in meinen Augen. Bei
mir ist diese Grausamkeit, die du so sehr herbeisehntest. Ich
war dieser offene Rausch, wo dein Lächeln perfekt hineinpasste. Und wir küssten
uns zärtlich die Beine, weil die Kröten fröhlich eine unerwartete Zukunft
besangen. Ich begegne dir von neuem, immer begegne ich dir von neuem, wenn ich
meinen Mund aufmache, wenn ich deinen Blick umständlich durch meinen Mund
gleiten lasse. Wir waren kleine Götter und ebenso kleine blutige Teufel. Eine
Mischung aus Dienstboten und Freiheit, beides unvorstellbar. Wie ein leeres Loch
mitten auf dem Meer. Wie eine schweigende todbringende Sperrstunde. Aus
dem Meer tönendes Pfeifen. Sanft
kam mir die ganze Nacht über dein Körper seltsam vor. Ich träumte, ich
fesselte mich an die Arme des Todes, und dein Körper erregte unaufhörlich
meine Aufmerksamtkeit. Die
Kälte meines Körpers war beunruhigend. Du sagtest zu mir “Liebe, Liebe, die
Kälte ist unser Traum, der Tod, der Tod, der Tod unser unzertrennlicher
Begleiter, Liebe, Liebe, die Zeit über uns wird zur Rache von den dicht gedrängten
Menschen der verschneiten Felder des Hasses.” Ich
liebe es zu schreiben, ein Donnerschlag wie aus hundert mit dem Mächtigsten
alles Menschlichen verwandten Kanonen, das Übrige, das ganze Übrige, im Laufe
der Zeit verrostete Gewehre.
-
Heute ist der 24. Dezember, Herr Doktor, heute ist die Familie
dran. Also, wenn ich mit der Stunde hier bei Ihnen fertig bin, werde ich
versuchen, nach Hause zu gehen und mit meiner gesamten gegenwärtigen
Familie, das hoffe ich jedenfalls, Weihnachten feiern, was ein, weiss ich
was für eins, Scheißritual
ist. Weil aber
alle feiern, feiere ich auch und habe ganz schöne Ausgaben beim Feiern,
als ob ich wüsste, was gefeiert wird. Allen Familienvätern da
geht es genauso wie mir. Was meinen Sie? .... Natürlich, Sie antworten
mir nie, wenn ich es erwarte, ich kenne Sie allmählich, sehen Sie, Herr
Doktor, gut, dann antworten Sie also nicht, Festtage sind Festtage und
immer organisiert sie eine Frau, wenn sie auch ein Mann organisiert. Was
einen Mann im Tiefsten einer Frau näher bringt, also für beide ist die
Mutter immer eine Frau, und diese Gleichheit wurde noch nie richtig gründlich
von den Philosophen behandelt. Langweile ich Sie? -
Machen wir beim nächsten Mal weiter.
Ich
ging runter auf die Straße.
Ich dachte daran, während ich mich auf dem Weg in die Cafetería befand,
was er mir gesagt hatte: -
Du wirst es fertigbringen, dass ich einen herrlichen Pimmel habe,
damit ich in sie eindringen kann und sie zu einem Lustgefühl bringe, dass
sie verrückt dabei wird. Ich
nickte. In jener Nacht zitterte das Zimmer und wir flogen zusammen weiter
als Pegasus. Ich bin glücklich. Ich
darf nicht vergessen, dass ich Erwartungen hege. Das
Erwachen meiner Sexualität mit 52 Jahren führt dazu, dass ich meinen
Mann besser verstehe, im Sinne von, ich selbst, würde dafür bezahlen,
wofür er manchmal bezahlt, um weiterhin meine Sexualität so zu erleben,
wie ich sie in diesen Tagen erlebe. Eine
körperliche Energie wird ins Spiel gebracht, die, wenn sie in Aktion
tritt, alle Bereiche des Körpers und der Umgebung erotisiert. Wie
wundervoll, dieses Gefühl, dass die Scheide ihre Grenzen verliert und
ihre Schleimhaut ist ein sensibler und pulsierender Schwamm. Wie
wundervoll! -
Guten Abend – sagt sie, dieses Mal wirklich in einer anderen
Cafetería -. Ich wollte dich abholen. Heute Nacht hatte ich wunderschöne
Träume. In
jenem Augenblick, als sie sie sah, bekam ich Lust zu schreiben. -
Wie wundervoll das Pulsieren des enormen Pimmels zu fühlen... Die
Kellnerin unterbricht mich, um zu sagen: -
Das sind die Lieblingsspiele des Herrn Doktor, er liebt das. -
... Pimmel, sagte ich, und spuckte den Keim der Menschheit aus.
1 Ich bin darauf gekommen, dass man, um zu sparen, mit allen aufpassen muss. Eine der Sparkünste ist es, sich den anderen zu verweigern, aber die grundlegende Sparkunst ist, sich sich selbst zu verweigern. Und
natürlich muss man etwas haben, um es zu sparen. 2 Der
Angelhaken ist diesmal zum Angeln von Sardinen bis zu Haifischen da. Hoffentlich denken die Leute, während sie unterwegs sind, an ihre Mutter. Ich versuche in fünf Minuten, was ich den ganzen Nachmittag über nicht konnte. Ein Gedicht zu schreiben, und zwar so, dass mir niemand mehr sagen kann, ich hätte ein Leben lang nichts getan. Ich
warte darauf zu arbeiten und sehe jedoch, wenn ich der Spur des Glücks
folge, da ist etwas an Arbeit auch im oberflächlichsten, ätherischsten
Genie¢en,
etwas an Arbeit, wer das nicht sehen will, soll er doch weiterhin mit
seiner Mutter leben. Hohlwege
sind symbolisch. Der Weg, der des Todes. Dass
ich meine kleine Scheiße
mit dem großen
Tod verwechselt habe, geht nur auf Kosten dessen, dem Tod Ansehen zu
rauben. Da ich ihn nicht schreiben kann, besitzer ich ihn auch nicht. Wie
ein Verzweifelter oder wie ein Wahnsinniger zu schreiben, führt auch zu
nichts. Was für eine Katastrofe! Jetzt kommen sicher diejenigen, denen
es einfällt über mich zu urteilen, weil ich inmitten so großer Scheiße
ein
Gedicht geschrieben habe. Der
Zirkus, der eigentliche Zirkus, hat noch nicht angefangen. Dort werde
ich endlich der berühmte Riese sein, der nichts könnend alles konnte. Indio
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