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NR.
109 JAHR 2002 DONNERSTAG, 26. JUNI

 

ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002

 WIR KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
SPANISCH, FRANZÖSISCH, ENGLISCH, DEUTSCH,
ARABISCH, PORTUGIESISCH, ITALIENISCH, KATALANISCH

SABIOS CONVERSANDO BAJO EL ARBOL DEL BIEN Y DEL MAL


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EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES
21. JAHRHUNDERTS

 Indio Gris


INDIO GRIS NR. 109

JAHR III

 LEITARTIKEL

GESPRÄCH MIT DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA

Carmen Salamanca: Im Juli findet ein Kongress statt, “40 Jahre Schreiben Grupo Cero”. Beeindruckend die Zahl, vierzig Jahre.

Miguel Oscar Menassa: Wie viel ist das? In welchem Jahr des letzten Jahrhundert ist das?

CS: 1961 wurde sein erstes Buch veröffentlicht.

MOM: Das Schreiben der Grupo Cero wären eigentlich dreißig Jahre, ab dem Primer Manifiesto, dem Ersten Manifest.

CS: Schreiben Gupo Cero. Man kann sagen, dass in diesen vierzig Jahren eine Schreibschule geschaffen wurde, worauf ja auch der Titel des Kongresses anspielt.

MOM: Ich lache, denn, was da geschaffen wurde, war eine Schule für Psychoanalyse mit einem Diskurs (im Unterschied zu den anderen Psychoanalyseschulen) aus der eine Menge Schriftsteller hervorgingen.

CS: Die Anzahl der ausgebildeten Schriftsteller ist beeindruckend.

MOM: Gestern hatte ich einen Traum, in dem ich mich mit aller Welt herumstritt. Haben Sie gesehen, wie die Psychoanalytiker sich darüber streiten, wer Psychaonalytiker der Grupo Cero ist? Ich habe von einer Liste geträumt, auf der zu lesen war: “Dichter der Grupo Cero”. Der einzige, der darauf stand war ich, “Menassa” hieß es da, und danach kam ein Punkt, wo es hieß: möglicherweise, Carmen Salamanca, Alejandra Menassa. Alles bekam ich perfekt hin. Dann war da einStück Papier, wo der Name mit einem Minuszeichen daneben erschien. Dann hieß es z.B.: “Ratschläge für besseres Schreiben”. Den einen oder anderen schickten wir zur Psychoanalyse; Amelia zum Beispiel bekam den Rat, mal einen ganzen Tag lang nichts zu sagen und danach nachts zu schreiben. Cruz wurde geraten, wer war der Schriftsteller noch mal, zu dem man ihr riet? Ich kann mich gar nicht an den Schriftsteller erinnern, zu dem man ihr riet, weil ich nicht weiß, ob der Schrifsteller da etwas mit Cruz zu tun hat. Pavese oder Machado war es, mit dem Zusatz, Cruz könne eine gute Erzählerin werden, aber sie erschien nicht auf der Liste. Alles so was. Und die haben einen Wirbel bei mir veranstaltet....! “Also was soll das, ich bin nicht Schriftsteller der Gupo Cero und habe bereits zwei Bücher veröffentlicht”. Ich erinnere mich genau an den Wirbel, den sie bei mir veranstalteten. Also die vom Workshop von Carmen, mein Gott! Carmen kam in den Workshop und alle weinten, “sie haben uns enterbt,” sagten sie, “sie hat uns betrogen, schließlich war das alles nur, damit Sie zur Dichterin ernannt würden, Sie wollten niemals etwas von uns wissen”.

CS: War das ein Traum oder ein Albtraum?

MOM: Das war ein Traum.

CS:  Was für mich unglaublich ist, dass jeder einen anderen Stil hat. Was muss man machen, um Schrifsteller zu fabrizieren?

MOM: Ich glaube, das ist sehr einfach. Neben diesen großen Schriftstellern gab es Schriftsteller, wo die großen Schrifsteller zusahen, wie sie sie vernichten könnten. Das einzige was ich machte, und das schien mir ziemlich interessant, war, dass es eine Menge Dichter neben mir gab, und ich ließ sie wachsen, das ist der Unterschied.

CS: Wie ließen Sie sie wachsen?

MOM: Indem ich sie nicht umbrachte, nicht zuließ, dass der eine wie der andere schrieb, ihnen nicht das Schreiben beibrachte, ihnen beibrachte, sich nicht länger zu unterwerfen.

Sie zum Beispiel, ihrer Mama, der Grundschule, der Universität, den sexuellen Gewerkschaften. Ich bin sie über,  die sexuellen Gewerkschaften. “Das ist ein Ehepaar, das sind Homosexuelle, das sind Heterosexuelle, wir sind Transen, wir haben einen langen Schwanz....” Die haben sie nicht gegründet, weil sonst nämlich ich den Wettkampf gewonnen hätte, genau die haben sie nicht gegründet. Ausserdem, als ob das etwas damit zu tun hätte, das heißt, dass die Welt noch nicht gelernt hat, dass das Genitale eines Mannes und einer Frau etwas Animalisches ist, wie bei den Hunden. Wo doch selbst meine Mama das wusste, wenn ich mich zum Ausgehen fertig machte, sagte sie “Wo gehst du hin?”, und ich sagte zu ihr, “ich gehe ficken”, und sie sagte zu mir “Kind, das machen doch die Hunde, die Menschen machen etwas anderes, schreiben, malen, gehen auf die Universität, bauen Brücken”. Meine Mama, die Fabrikarbeiterin war, und Sie, die Arschgeschäftsführerin, haben es noch nicht verstanden. Ich bin’s über.

Warum ich das von meiner Mama erzähle? Weil ich schließlich nicht so wunderschön bin, wuchs jedoch in einer interessanten Familie auf: mein Vater erzählte mir Märchen vor dem Einschlafen, wo jemand, sollte er Wissen zurückgewiesen haben, zu einem normalen Leben verurteilt wurde, vor dem Einschlafen erzählte er mir dieses Märchen. Und meine Mama weinte eines Tages los, als ich sie von Spanien aus in Argentinien besuchte, und ich zu ihr sagte “Na, mein altes Mädchen, wein’ doch nicht, ich bin in einem Monat wieder hier”, und mein altes Mädchen sagte zu mir, “ich weine nicht wegen dir, ich weine wegen mir”. Und Sie kommen damit an und sagen, Sie würden wegen mir weinen, wegen mir leiden, möchten mich lieben.

Es ist, als ob sie nicht genug hätten. Ich gebe dir einen guten Rat und prompt willst du mich heiraten, weil ich dir einen guten Rat gebe. Nicht doch, du solltest mir dafür dankbar sein, dass ich dir einen guten Rat gegeben habe. Und obendrein soll ich dich heiraten.

CS: Ich erinnere mich gerade daran, als wir mit Pilar Iglesias zur Verleihung der Reina-Sofia-Preise gingen, die in jenem Jahr Alvaro Mutis verliehen wurden, Cela war da. Wir sprachen mit ihm, und er sagte uns: “Den Leuten Erziehung, Kultur beizibringen, das ist gefährlich, denn bis sie die Kultur angenommen haben, durchleben sie eine Zeit der Dummheit, und die meisten bleiben dort stehen”, sagte Cela.

MOM: Der Neid: wenn ich jemandem etwas beibringe, dann ist da ein Moment, wo der andere wirklich dumm wird, dümmer als er war, bevor ich damit anfing, ihm etwas beizubringen. Wenn er diesen Prozess des Neides  hinter sich bringt, wächst er, wenn er ihn nicht hinter sich bringt, wächst er nicht, ciao, Schluss.

CS: Um den Neid hinter sich zu lassen, stelle ich mir vor, muss man denken können, dass jeder eine Geschichte hat, dass niemand einem anderen den Platz wegnimmt.

MOM: Das ist auch ein Geschäft. Ich habe oftmals in meinem Leben den Neid hinter mir gelassen, weil es mir gut tat, ihn hinter mir zu lassen, nicht, dass ich Lust dazu gehabt hätte. Wie kann ich bloss jemanden beneiden, der mir Brot gibt? Es gibt nämlich Leute, die denjenigen beineiden, der ihnen Brot gibt.

CS: Dann ist das auch eine wirtschaftliche Situation, der Neid.

 MOM: Na ja, ich kann Neid empfinden, wenn ich jedoch verstanden habe, dass das Geld, außer der Scheiße, dem Penis und der Kinder, die es darstellt, auch ein allgemeines Äquivalent im kapitalistischen Produktionssystem darstellt, kann ich offensichtlich nicht auf das neidisch sein, was mich Geld verdienen lässt oder mir Geld schenkt, denn es gibt Leute, die auf denjenigen neidisch sind, der ihnen Geld schenkt. Und warum tut es mir nicht gut auf jemanden neidisch zu sein, der mir Geld gibt? Weil ich ihn damit schließlich zu Grunde richte.

IV

Uns, den Armen, geschieht

alles an unserem Körper.
Wir sterben jung oder
werden hart.

Wir werden langsam zu Granit,
verbinden die einen gegen die anderen
unsere Geühle und
dennoch, wissen wir:
ein Mensch gewissen Alters
muss keinem anderen verbunden sein,
um die Welt verändern zu wollen.

Muss keinem anderen verbunden sein,
um zu sagen:
ich bin die Menschheit.

MEINE LIEBE,

Noch ein Jahr, was soll’s, wie’s kam wird’s geh’n.

Dieses Jahr werde ich mehrere Bücher veröffentilichen.

Ich muss einen Ehrgeiz empfinden, der zu mir auf Abstand geht, etwas, das, sobald es in der Welt ist, mich ausreichend  genug interessieren könnte, um den letzten Becher zu trinken, den letzten Walzer zu tanzen und ans Arbeiten zu gehen wie ein Verurteilter.

Ich rauche, ohne zu wissen, was ich tue, und der Rauch führt mich auf immer unbestimmte Wege. Ich spiele mit den Rauchwölkchen, und wenn ich schreibe, zittert der Rauch noch vor meinen Augen, als ob er eine verliebte Frau wäre.

Ich rauche noch einmal und noch einmal ohne es zu merken, um die Stunden vergehen zu lassen, um den Worten, die sich einander auf brutale Weise begehren, Zeit zu geben.

Ein Vers von denen, die die Menschheit für immer aufbewahrt.

Das Brutale ist dabei nicht der Vers sondern sein Fortbestehen.

Niemand war Herr seiner selbst, als wir uns ansahen.

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GANZJÄHRI
G

Ohne sich zu schämen, sagte sie heute zu mir:

- Ich stelle meine Gründe denen des Vergessens gegenüber. Niemand wartet für mich, Verliebte, auf die gewaltsame Fallhöhe des Lebens.

 - Das ist toll, sage ich, zu sehen, wie die Schlange den Schritt hält. Wenn alt, geht alles Gift gegen sie.

 - Das ist egal, Herr Doktor, zu meiner großen Freude bin ich ein Niemand.

 Um die Begegnung zu beenden, sage ich, ohne innere ineinander verschlungene Kräfte, die allen Sinnen gegenüber geöffnet sind, gibt es weder Genuss, noch Leben, noch gar nichts.

 - Ich verstehe, sagte sie aufrichtig, wenn ich ursprünglich sein will, muss ich mich zuerst von meinen gewöhnlichen Gefühlen heilen.

 - Machen wir beim nächsten Mal weiter.

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Wir waren daran gewöhnt,  uns alles offen zu sagen. Also, wenn sie reden wollte, hörte ich ihr zu.

-Du bist schon 50 – sagte sie vertrauensvoll zu mir und danach mit hohler und leiser werdender Stimme, beeendete sie den Satz:

 - Du bist weitsichtig, hast verfaulte Zähne und ein trauriges Glücksspiel und ebensolche Frauen. Ich weiß nicht. Ob du können wirst.

 Ich hörte ihr zärtlich zu, sah,  wie besorgt sie um mich war, und das stimmte mich zärtlich. Sie wollte mich groß,  und ich wusste schon nicht mehr, was ich wollte. Ich senkte den Kopf und tat einen tiefen Zug.

 - Gut, lieber Mohr, stell dich doch nicht so an, das wollte ich nicht sagen.

 Und in einem anderen Ton sprach sie vom Exil, der Kirche, den großen Schriftstellern, die vor nichts zurückschreckten.

 Ich hustete ihr diesmal als Vergeltung ins Gesicht.

 - Du hast Recht, sagte ich zu ihr, wenn ich älter werden will, werde ich etwas nicht haben müssen, und drückte die Zigarette aus; dabei dachte ich wie schon so oft, dies war die letzte.

 Morgen würde ich reiner aufstehen und würde Gymnastik machen, und so würde ich tagsüber eine überraschende Aktivität haben. Als mich die Leute sahen, sagten sie: Das ist ein fleißiger Mann, wie schade, dass er unbedingt ein großer Dichter werden will.

 Mit mir jedoch war etwas anders los, ich wollte ein großer Geschäftsmann werden. Ich wollte das Angehäufte zu einem guten Preis verkaufen, ich wollte, ich wollte. Deswegen blieb ich stumm.

 Als ich mich in diesen Starrsinn versenkte, las sie laut meine Gedichte vor, um mich davon zu überzeugen, es gäbe eine Bestimmung für mich.

 Viele beneiden dich um deinen Platz in der Sprache. Ich weiß nicht, was mir dir los ist. Scheiße.

 Sie hatte schon etwas Recht, aber etwas Recht hatte sie nicht. Ich war auch neidisch auf den Platz anderer Wesen in Handel und Bank.

 Sie waren neidisch auf den Besitzer der Sprache.

 Ich war neidisch auf die Besitzer der Welt.

Was meinen Sie?

Pornogrphie oder  Erotik?

Abtimmung bis heute:

Pornographie: 240.000       Erotik: 380.000

 

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Danach, das sagten wir schon, gibt es keine Pause.

 Einem guten Geliebten muss es gelingen, immer jemanden zu lieben.

Wenn das geheiligte Scheusal des Lebens seine Herrschaft über die arrogante Poesie ausübt, empfindet sie nicht mehr wegen nichts einen Schmerz, und sie fängt zu singen an.

Es gab Männer, die auf niemanden vertrauten, und die irgendwie wie die Ratten starben. Wenn ich mit den Schmerz, einzig zu sein, weiterleben muss, werde ich das mit Edelmut tun, eine Weile ich, eine Weile der Andere. Im Augenblick trenne ich, was man vom Körper trennen kann und bei reiner Seele,  bei schlagendem Herzen, Wort für Wort werde ich dieses Spiegelbild konstruieren. Ich bin ein vom Schicksal reich beschenkter Dichter, im Allgemeinen nämlich nicht das zu empfinden, was andere Dichter empfinden. Diese Weise führt mich nicht nur dazu original zu werden, sondern verhindert grundsätzlich das Leiden. Ich bin einer unter vielen, das verstehe ich, aber der Beste, der Erste, niemand wird mich darin übertreffen können. Außerdem, wenn jemand in meiner Nähe ist, wird der sicherlich von meiner Partei sein, ein Glückerlicher, mit einem Teil  meines Erbes zu Lebzeiten, einem Text, einem Kuss im Schatten.

 Jemand, der unserer Tendenz zur Einheit zum Trotz, sich unterscheiden kann, das ist es, was ich suche, das Gesetz zu erfüllen bis das Gesetz erschöpft ist. Immer die gleichen zu sein, stört jegliche Gesetzgebung.

Indio Gris


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“AL SUR DE EUROPA”
La nueva ley de extranjería
y otros poemas
von Miguel Oscar Menassa

Dichter, Psychoanalytiker, Arzt, Maler und Verleger.
Gegenwärtig Leiter der Schule für Psychoanalyse
Grupo Cero und Herausgeber der Zeitschriften “Las 2001 Noches”,
“Extensión Universitaria” und “indiogris.com”
Auf der CD rezitiert der Autor (Bild und Ton) = 12 Euro
Am Samstag, den 15.  und Sonntag, den 16. Juni signiert der Autor seine Bücher

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