INTERNET-WOCHENZEITSCHRIFT ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002 WIR
KÖNNEN ZWAR NICHT SPRECHEN, DAFÜR TUN WIR'S IN MEHREREN SPRACHEN
INDIO GRIS NR. 103 JAHR
II LEITARTIKEL GESPRÄCH MIT
DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA
Carmen
Salamanca: Ihr
Buch Yo pescador (Ich der Sünder)
ist voller Figuren. Man hat den Eindruck, Sie kannten sie alle, es hätte die
Großmutter
Maria, den Großvater
Naur wirklich gegeben. Was können Sie uns von diesen Figuren erzählen? Miguel
Oscar Menassa: Das
sind keine Figuren, das ist meine Familie. CS:
Das ist Ihre Familie. Wie war die so? AD:
Menassa
benutzt immer eigene Namen ..... für die Fiktion. CS:
“Maria die Zauberin”, war sie eine Hexe? MOM:
Sie haben bereits Hexe zu ihr gesagt. CS: Ganz zärtlich. MOM:
Sie war Zauberin und keine Hexe. Die Wunderfrau Maria, wurde sie genannt.
Maria, die Zauberin, und die Wunderfrau Maria. Sie war eine Frau, um es einmal
irgendwie zu sagen, mit Heilkräften, von der ich diese Kraft erbe, ich habe
heilende Hände. Schauen
Sie mich nicht so an. Sehen Sie denn nicht die Gedichte, die ich mit meinen Händen
schreibe, oder finden sie vielleicht meine Gedichte wenig therapeutisch? Das
habe ich von meiner Großmutter
Maria, der Zauberin, geerbt. Von
dieser Frau, die meine Großmutter
war, die eine wirklich wundervolle, interessante Frau war, lernte ich, was
Hysterie ist, als ich noch sehr klein war, 6-7 Jahre alt. Da kommt ein Herr zu
ihr, er war gelähmt, dann fängt sie an, ihn zu behandeln, und drei Monate
nach der Behandlung kommt eines Tages der Mann angelaufen, um ihr zu sagen, er
würde ihr einen Lastwagen schenken, ihrem Enkel einen Lastwagen schenken,
ihrem Sohn einen Lastwagen schenken. Er war völlig am Spinnen, er war aber
angelaufen gekommen und vorher war er gelähmt gewesen. Meine Großmutter
hatte nichts mit ihm gemacht, sie hatte ihm Eiweiß
auf die Beine getan und sie verbunden, wie eine Art Gips, eine Art
Gipsverband, das Eiweiß
wurde unter dem Verband fest. Der Mann war 4-6 Jahre gelähmt gewesen. Aber
der Mann war, nachdem er nicht mehr gelähmt war, verrückter als eine Tomate,
eine Tomate der Saison, denn eine innerhalb der Saison ist nicht verrückt. Ihr
Mann hatte sie, als sie 15 Jahre alt war, entführt, der Großvater
Antonio, der 107 Jahre lang lebte. Er entführte Maria, weil sei 15 Jahre alt
war, nahm sie mit. Danach hatten sie ein paar Kinder, 10-11 Kinder. Er war 55
und sie 15. CS:
Der lebte aber lange! MOM:
105-107
Jahre. Ich kannte ihn blind, als er starb war ich 6-8 Jahre alt; für mich war
er immer blind, er war aber in den letzten 10-15 Jahren seines Lebens blind. CS:
Und das war? MOM:
Der Vater meiner Mutter. CS:
Die Familie Ihres Vaters lebte wohl im Libanon. MOM:
Der Vater und die Mutter waren im Libanon und ein Bruder in Argentinien.
Wonach fragen Sie mich eigentlich, nach meinem Leben als Exilant? Sie, die Sie
der Welt der Psychoanalyse angehören, könnten mich dahingehend
interpretieren, am Ende hätte ich schließlich
das gemacht, was mein Papa
gemacht hatte, ins Exil gehen. Kann sein. CS:
In die entgegengesetzte Richtung, einer ging auf der Landkarte nach links, der
andere rechts auf der Landkarte. Danach sprechen Sie von “meinem Vetter
Miguel, der hinterrücks umgebracht worden war”. Das ist ein Buch, in dem
der Tod sehr gegenwärtig ist, das Meer, das unsere Männer umbringt, wie es
in einem Gedicht heißt. Es
gibt mehrere Geschichten, wie zum Beispiel als mein Vater diejenige besuchte,
die meine Mutter sein würde, naja, also
derjenige, der mein Vater sein würde, denn er
war damals nicht mein Vater. Er musste über die Alsina-Brücke. “Alsina-Brücke,
du warst gestern meine Zuflucht, mit einem Tatzenhieb erreichte dich die
Landstraße,
alte einsame Vertrauensbrücke, Ihr seid das Zeichen auf der Stirn, das dort
der Fortschritt
hinterliß,
das erhellte Vorstadtviertel fiel, als sie vorbeizog, um.” Er
musste die Alsina-Brücke überqueren, hatte einen Relover dabei, einen Colt
38 und bevor er die Brücke betrat, gab er zwei Schüsse ab, damit die
Verbrecher auf der Brücke wussten, er war bewaffnet, und sie ließen
ihn vorbei. Er ging meine
Mutter besuchen. Das war ganz zu Anfang der dreicißiger
Jahre im letzten Jahrhundert. CS:
Klar, ja, vor fast 100 Jahren. MOM:
Cachafaz war einer der größten
Tangotänzer. Gut, meine Mutter tanzte mit dem Cachafz Tango. Er arbeitete in
der Allgemeinen Gesellschaft für Streichhölzer. Aber klar, wenn mein Vater
offensichtlich das Vermögen hätte retten können, das er im Libanon bei
seinem Weggang zurückließ,
dann hätte ich mich zwar nicht gerade dem Schwarzhandel mit Schmetterlingen,
Farfalas, gewidmet, es wäre einfacher gewesen, ich hätte gemacht, was ich
gemacht habe, nur ein bisschen einfacher. CS:
Ich denke gerade, ob das Vaterland wie die Familie ist, wie die Mutter und die
Sprache, es muss ganz schön stark sein, die Sprache zu wechseln. MOM:
Als ich aus Argentinien kam, glaubte ich, das Vaterland, das seien die Straßen
meiner Stadt, aber in Wirklichkiet sind die ganze Stadt die Steuern, die man
bezahlt.. Aber klar, wenn ich das mit 35 Jahren herausgefunden hätte, hätte
ich weniger gelitten. Die ganze Stadt sind die Steuern, die man bezahlt, wenn
ich Steuern für die Beleuchtung bezahle, lebe ich in einer Stadt mit Licht,
sonst lebe ich in einer finsteren Stadt, wenn da auch Licht ist. Ich zahle fürs
Kehren und Reinigen und machmal kommt mir die Straßen
sauber vor, zahle ich keine
Steuern fürs Kehren und Reinigen, sehe ich immer schmutzige Stra Straßen. CS:
In
Kürze werden wir die Buchmesse haben. MOM:
Wir müssen einladen, denn, wie viele Neuerscheinungen werden wir auf die
Messe bringen? CS: 15 Neuerscheinungen, 11 Gedichtbände und 4 Bände Psychonanalyse. FRÖHLICHES LANDLEBEN
Das
Feld, es wütet oder ruht Liebesmütter Die
Liebe wächst ins Gigantische. MEINE
LIEBE: Ein
Mensch, der nicht ganz klar weiß wohin, geht schließlich
irgendwo hin. Und bis heute kam ich noch nie auf den Gedanken, ein Mensch muss
schon wissen, wohin er seine Schritte lenkt. Ich dachte eigentlich immer, es sei
besser nicht zu wissen. Das
Leben, das heißt, mein gegenwärtiges
Leben, gewisse Ereignisse in meinem eigenen Herzen zeigen mir allmählich, dass
ein Mensch (und ich würde das gerne sein), bevor er spricht, denkt er, und
bevor er lebt, kennt er. Das heißt, die Menschen leben im Allgemeinen genau
umgekehrt, wie ich bisher gelebt habe. In mir ist etwas, das zur Umleitung aller
Sinne führte.
Mein
Vater nahm mich mit ins Bad, wenn er scheißen musste (während er sprach, ließ
er eine Art tauben Pfeifton fahren) und er liess
mich nicht raus, und da war ein unerträglicher Gestank nach Scheie. Mit dieser Scheiße
(er schwenkt ein paar beschriebene Papiere, die er in der rechten Hand hält),
der Mund ist auch ein Schließmuskel; das letzte Mal, als
ich mit meiner Fau zusammen war, küssten und küssten wir uns und, ich
steckte ihr den Finger in den Po, und
ich hatte ihn dann voller Scheisse und ich glaube, das war zum letzten
Mal. -
Und was erwarteten Sie, was Sie im Po Ihrer Frau finden würden? Und
er antwortete schnell darauf: -
Goldmünzen, und verstummte.
Ich
wollte einschlafen und konnte nicht, sie ließ
mich nicht zur Ruhe kommen. Wenn sie nicht bei mir war, weil ihr Weinen zu hören
war, in welcher Entfernung sie sich auch immer befand; und wenn sie bei mir war,
weil sie so schön herzzerreißend die ganze Zeit weinte, die wir nicht zusammen waren. Sie
vermutet, während der ganzen Zeit, die ich nicht bei ihr bin, habe ich Sex mit
anderen Frauen. Manchmal ist sie so verzweifelt, ihr Begehren ist so
unaufhaltsam, dass ich schließlich
Sex mit mehreren Frauen habe.
1 Vom
heutigen Tag an ist alle Übertreibung schlecht, bis man mir nicht das
Gegenteil beweist. Ein
Mensch, der den ganzen Tag damit verbringt, herauszufinden wie und wann
er seinen Penis gebrauchen wird, wird letzten Endes nur das lernen und
auch das nicht ganz richtig. Ein
Mensch muss sich von allen Gedanken leiten lassen, auch von den
sexuellen. 2 Die
Zeit der Philosophie der Verschwendung
nähert sich ihrem Ende, niemand ist zu einer wahrhaftig freien
Sexualität imstande und andererseits verlangt alle Welt schliesslich
das, was sie glauben eingesetzt zu haben. Da muss man ganz schön haben,
sage ich zu mir, um so viel zurückzugeben. 3 Für
das Essen anderer zu
sorgen, ist eine Art mehr Essen zu produzieren. Es ist der Raum, der
sich in Versen aussammelt. Ein
völliges Absacken der Persönlichkeit, wenn es nicht umbringt, macht es
intelligent und hier habt ihr
mich; ich kann sagen, ich kenne den Untergrund jeder Intelligenz, jedes
Todes. Ich
habe mit meinen Worten jedes menschenmögliche Register berührt, und
ich muss es sagen, Gott und der Staat waren immer gegen meine
Entdeckungen. Ich
habe niemandem etwas vorzuwerfen, und das lässt mich groß
werden. Ich
habe Gott als unbewusst erarbeitet und kämpfe weiterhin gegen jeglichen
Staat. Ich
gehörte niemals jemandem, und auch das lässt meine Größe werden. Ich
lernte das Begeheren kennen und seitdem bin ich ein Wesen, das ständig
außerhalb seiner Lebensumstände lebt. Ich
fürchte den Tod nicht länger, endlich hat das Leben für mich
begonnen. Und
wenn ich das konnte, dann konnte ich schon viel für mich. Jetzt
entlasse ich meine Worte in die Freiheit, damit sie es mit der Welt können. Indio
Gris DAS HIER IST WERBUNGLLANTOS DEL EXILIOAUTOR: |