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NR.
102 JAHR 2002 DONNERSTAG, 9. MAI

 

ES FUSIONIERT, LEITET, SCHREIBT UND VERANTWORTET: MENASSA 2002

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ENTRE LA CÁMALAS


INDIO GRIS IST PRODUKT
EINER FUSION
DER GLANZ DES GRAUS
UND
DER INDIANER AUS DER JARAMA
DIE ZUKUNFTSTRÄCHTIGSTE FUSION DES
21. JAHRHUNDERTS

 Indio Gris


INDIO GRIS NR. 102

JAHR II

 LEITARTIKEL

GESPRÄCH MIT DEM DICHTER MIGUEL OSCAR MENASSA
Sonntag, 28. April 2002

Carmen Salamanca: Ich habe gerade Yo Pecador (Ich der Sünder) gelesen, was wir in Las 2001 noches jetzt im Mai veröffentlichen werden, und es fiel mir auf, dass der Prolog, also das erste Gedicht, mit jenem Satz  aus dem Manifiesto surrealista beginnt, den wir im letzten Gespräch erwähnt haben: “ Sich auf den Weg machen/ wo die Herzen nisten, die von der Liebe wissen....”

Miguel Oscar Menassa: Da ist der Typ sehr surrealistisch, aber danach, weiter vorn, in anderen Büchern heißt es: “Macht euch auf den Weg, ihr Dummköpfe, schützt nie euer eigenes Brot”. Demnach war Menassa dazu fähig, den Surrealismus zu verlassen. In dem Manifest von 71, das Sie neulich gelesen haben, da sind sie noch Surrealisten. Aber klar, das Problem ist, niemals wurde das richtig erklärt, weil man sich auf den Weg machen muss, wenn ich dort keinen Genuss empfinde, wo ich bin, wenn ich jedoch Genuss empfinde, dort wo ich bin, dann ist es ein schlechter Rat, man solle sich auf den Weg machen; es sei denn, sich auf den Weg machen hiߢe, neue Wege zu schaffen, von denen aus sich wiederum andere Leute auf den Weg machen können, denn sonst hat das keinen Sinn. Eine Sache ist, zu denken, der Mensch sei diese Unzufriedenheit, diese Winzigkeit, daher tot von seiner Geburt an, aber der Mensch findet auch Zufriedenheit. Wenn der Mensch auf etwas stößt, mit dem er zufrieden ist, dann sage ich nicht, er soll sich dort ausruhen, er soll dort sterben, hingegen jedoch, er solle das genießen.

CS: Klar, es geht im Grunde genommen nicht darum, dass wir alle Nomaden werden, Sie werden einen andere Art Weg gemeint haben.

MOM: Ich glaube, Breton beschrieb zu jener Zeit das, was sie gerade gelesen haben.

CS: Im Sinne von Nichtverwurzelung?

MOM: Im Sinne von, dem Zentrum entfliehen. Aber klar, indem man dem Zentrum entlflieht, entsteht ein neues Zentrum. Die Tatsache sich am Rand zu befinden, bedeutet nicht, es sei nichts Zentrales, denn wenn es am Rand ist und nicht zentral, ist das wiederum logischer Positivismus, aber für die Wertlehre, für die historische Zeit der Wertlehre und für die Zeit des Unbewussten, ist ein Im-Zentrum-Sein nicht notwendig, damit es zentral ist, deswegen ist nicht alles, was am Rande ist, auch marginal.

CS:  “Wir haben die Lepra an uns. Wer sich nicht ansteckt / blendet sein Sein gegenüber dem Skandal des Fleisches.” Meinen Sie damit vielleicht die Psychoanalyse, das mit der Lepra da? Die Poesie?

MOM: Das Fleisch. Da steht. “Wir haben das Fleisch an uns, wer sich nicht mit dem Fleisch ansteckt, wird vom Fleisch krank werden”. Das ist eine ganze Theorie der psychosomatischen Krankheiten, und freiwillig, aber weil schon 27 Jahre seit diesem Buch vergangen sind.....  Sehen Sie, dass das die Theorie der Psychosaomatik ist? Wir haben die Lepra an uns, das heißt, wir haben den Körper an uns. Wer sich nicht mit dem Fleisch ansteckt, blendet sein Sein gegenüber dem Skandal des Fleisches. Wer sich nicht impfen lässt (denn so werden Sie das eher verstehen ), bekommt Windpocken. Und womit wird gegen Windpocken geimpft? Mit einm geschwächten Windpockenvirus, um es verständlich zu formulieren: Wenn man nicht gegen das Fleisch impft, wird das Fleisch stärker als Sie. Schauen Sie mich nicht so an, das Fleisch ist die Gattung. Und Sie müssen das eigentlich wissen. Warum gewinnt die Gattung über den Menschen? Weil die Gattung niemals krank ist.

Nicht, dass sie nicht krank würde, sie führt zu mordsmässigen Desastern, aber das macht ihr nichts aus, sie stellt das nicht in Rechnung, sie wird nicht traurig darüber, sie hört nicht auf damit, Kinder hervorzubringen, wenn dabei auch blöde Kinder, mongoloide, rauschgiftsüchtige, Scheisskinder, Mörder entstehen. Sie hört nicht damit auf, Kinder dort hervorzubringen, wo  Kinder alte Menschen erschießen. Auch hört sie nicht damit auf, das Alte auszurangieren. Deswegen stirbt jemand, der an die Gattung gebunden bleibt, relativ jung, denn wenn man erst einmal Kinder hervorgebraht hat, dann hat man auch seine Pflicht erfüllt, das war´s, wenn dieser Mann oder diese Frau kein psychisches Subjekt schafft, das war’s, ab in den Müll. Es ist ein großer Fortschritt, den wir der Medizin zu verdanken haben, nicht nur der Psychoanalyse und dem Film, dass heutzutage Frauen sogar über vierzig schwanger werden können. Ich erinnere mich daran, als ich Medizin studierte (vor nicht allzu langer Zeit, im letzten Jahrhundert), da war eine Frau mit dreißig eine  ältere Erstgebärende. Was bedeutet das nun? Eine Frau, die zum erstenmal mit dreissig schwanger wurde, war eine Erstgebärende, weil sie zum erstenmal schwanger war, aber schon älter, weil man davon ausging, mit dreißig Jahren sei man in einem Alter, wo es nicht angebracht sei, Kinder zu bekommen. Jetzt aber ist dieses Alter auf 40-50 Jahre angestiegen. Das heißt, man hat erreicht, dass die Frau länger der Gattung dient, deswegen beschäftigt sich die Gattung länger mit der Frau. Sie lachen.

CS: Das finde ich merkwürdig, wenn sie länger fruchtbar ist, dann kümmert sich die Gattung mehr um sie. Sie haben ganz schön revolutionäre Theorien für das Alltagsleben. Was ist Fleisch?

MOM: Das Fleisch, das echte Menschenfleisch, das sind Sätze. Wie soll das Fleisch etwas wiegen, wenn es Sätze sind? Goethe sagt. “Wer Wissenschaft und Kunst besitzt / hat auch  Religion; wer jene beiden nicht besitzt / der habe Religion! Der erste Spruch war gut, solange es Wissenschaft und Kunst gibt, solle es Religion geben, die Angelegenheit änderte sich zu : “Na gut, es soll Religion geben”.

Bei so viel Einsamkeit
musste ich mir ähnlich werden,
in allem.
Jedes Stück meiner Haut
war meine Haut.
Jedes Wort war meine Stimme.

MEINE LIEBE,

Entrückte Zeit des Glücks.

Ich bin, wer ich bin, und auch das Reinste des Anderen. Die Poesie.

Du jedoch bestehst darauf, wiederum die Königin der Meere zu werden, wie damals in der Kindheit, als du die Königin deiner Mutter warst, so einfach möchtest du es.

Ich sage dir, wir haben alles verloren, nichts ist übrig von jenen Illusionen, wo der Tod unserer alten Menschen ruhte.

Das Beispiel muss immer brutal sein.

Schmerzen des Schicksals, den Gründen des Hasses und des Glücks geöffnet.

Unvergessliche Begegnungen an den Ufern des Friedens,

In deinem blutenden Herzen schweigend geöffnet.

Wirst hinterrücks kommen und dich in meinen Augen festnageln. Wirst kommen mit der Einsamkeit des dir in den Haaren hängenden Morgengrauens.

Glühende Träumerin,

Lichtfluss in der von der Erinnerung freigeschabten Seele getränkt.

Wir waren offen, offen und ohne etwas zu essen und niemand liebte uns genügend. Ein Blitz durchkreuzt die Straßeneinmündungen. Ich schaukle vor mich hin und verstricke mich in meine eigenen Worte. Währenddessen rechnest du die Jahre nach, die dir fehlen um noch mehr Falten als deine eigene Mutter zu bekommen. Bei diesem Nachrechnen kommt dir dein Leben abhanden.

Hoffentlich kehre ich in meine Jugendjahre zurück, wo Geld und Liebe Keime des Nichts waren. Vaterland, ich habe nichts mehr mitten auf der Brust, weder Fahnen noch Götter, das ist meine einzige Wahrheit. Vom übrigen habe ich alles, sogar bastardgleiche Illusionen, eines Tages mein Leben besser zu gestalten.

Ich bin wie ein kaufmännischer Angestellter, aber mit der Intelligenz, weder Fahnen zu haben noch Götter zum Anbeten oder für sie zu sterben.     

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GANZJÄHRI
G

Dem Patienten, auf den ich wartete, Ernesto, der Boxer, wie ihn seine Kollegen aus der Gruppe nannten, tat die Beziehung zu mir offentsichtlich gut. Sein Leben war deutlich noch nicht besser geworden, aber die Beziehung zu mir erfüllte ihn mit Hoffnungen, und es war schon einige Jahre her, dass er endgültig seine Selbstmordgedanken aufgegeben hatte.Er musste wohl sein Medizinstudium abgeschlossen haben und übt z.Z. seinen Beruf aus, in dem er eine Art Psychotherapie durchführt, er versucht Schriftsteller zu sein und zwischen seinen  Kindern und seinen Frauen, und seinen Geliebten sowie Notfällen bei seiner Arbeit scheint es einen Augenblick lang so, als würde er wahnsinnig werden. Ich wurde bei diesen Überlegungen durch das Kingeln überrascht. Ich öffnete, grüsste freundlich und wurde von Ernesto freundlich gegrüßt, der jedoch mit schmerzverzerrtem Gesicht ankam. Er legte sich schnell auf die Couch und begann mit den Worten:

 Heute bin ich endlich verzweifelt. Das alles lässt sich nicht einfach nur so regeln. Alles erscheint großartig, illusorisch, gelogen. Nie werden meine Familienprobleme aufhören. Das ist eine langwierige Geschichte. Ich glaube ich sollte die Angelegenheit anders angehen. Ich weiß wahrhaftig nicht, wie ich mit diesen Geschichten aufräumen kann, wo ich immer für irgendjemanden sorgen muss. Das heißt ich frage mich, Herr Doktor, sorge ich in ihnen nicht für meine eigene neurotische Kindheit?

 Dann war Schweigen, und ich hielt eine kurze Ansprache, um zu sagen, es wäre gar nicht so schlecht, wenn einige Dinge, sich so oft in seinem Leben wiederholen würden, dass er dächte, das seien seine Angelegenheiten.

 Ich bin zwar ganz schön nervös, aber meine Kinder sind ganz schön sauer. Ich sehe, dass ich für keine der Situationen, in denen ich mich befinde, eine Lösung habe. Alles ist für mein Talent jetzt gleich risikoreich, und außerdem habe ich sehr wenig Geld dabei, fast keins.

 Ich fühle, wie mich mein Leben an Orte führt, die zu durchqueren mir auf keinen Fall einfallen würde. Der vor Schmerz verstummte Mensch wegen des Übergangs zum wahrhaftigen Weg des Spotts.

 Ich habe nichts zu sagen, bin ich es leid, dass mich alle  vor sich herschieben, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe einen fraglichen Mann, mitten auf meiner Brust.

 Diese Woche hatte ich alle möglichen Begegnungen, und es ist eine Zeit in meinem Leben, wo ich von niemandem sein Verhalten ertrage. Weder von meinen Kindern, noch von meinen Frauen, noch von meinen Schülern. Etwas ist schlecht rübergekommen. Am Rand dieses Abgrunds stehend fällt mir nur ein, auf den Erlebnissen die erlebte Erkenntnis auszuüben, weil sie die ersten Erlebnisse überlebt hat.

 Verzweifelte, blinde Schwärme wehleidig geworden, ausgetrockneter, trauriger Galopp. Sanfter lautloser  Wahnsinn. Sehen Sie denn nicht, Herr Doktor, dass der Weg meiner Seele immer schnurstracks ins Leere führt?

 Und ich fragte ihn, um ihm zu beweisen, dass ich ihm zugehört hatte: Was für eine Leere, ihre Mutter oder Gott?

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Das einzige was ihr von unseren Begegnungen in Erinnerung blieb, war mein Geruch.

Kein Genuss, kein Wort blieb in ihrem Gedächtnis, nur der Geruch meines Körpers. Sie sagte mir das auf folgende Weise:

- Seltsame Mischung  aus Natur und menschlichem Fleisch. Ein Schweißtropfen und der Rest Expansion des Geistes, das ist der Geruch, den ich von dir in Erinnerung habe.

Ich sprach mein Urteil:

- Zur Zeit, totaler Wahnsinn.

Und sie sagte zu mir, bevor sie weiter meinen Körper roch:

- Etwas Großes ist im Allermittelmäßigsten für den, der damit umzugehen weiß.

Was meinen Sie?

Pornogrphie oder  Erotik?

Abtimmung bis heute:

Pornographie: 185.000       Erotik: 325.000

 

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Großer Ehrgeiz und eine kleine Arbeitskapazität, das ist schlecht und krank, jedoch eine große Arbeitskapazität und ein kleiner Lohn, das macht nicht nur krank, sondern auch dumm.

Hat er erst einmal das Drama der Einsamkeit überwunden, kann ein Mensch so groß werden, wie er will.

Das Feld des Todes zu eröffnen, das muss das Notwendige sein, wenn Sterben doch schließlich etwas ist, was uns allen widerfährt. Es muss schon ein großes Geschäft sein, sage ich zu mir, etwas zu öffnen, was mit dem Tod zu tun hat.

Begraben, ausgegraben und knausrig unserem eigenen Nichts des Seins verborgen, eingehüllt in die Narrenfigur, und ich höre auf zu laufen und begegne dann schlagartig dem Leben von mir selbst, wenn auch von einem anderen, in einem anderen.

Das Sein, sage ich zu mir, das Sein, ein wenig Essen und etwas Poesie, wir werden alle besser auf das nächste Jahrhundert vorbereitet sein.

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